Es begann alles mit „Within The Woods“. Manch einer behauptet es begann mit „Equinox“, gibt es doch einige inhaltliche Übereinstimmungen zu „Tanz der Teufel“ mit dieser kleinen Amateur-Produktion, so dass behauptet wird Sam Raimi habe sich von „Equinox“ beeinflussen lassen. Für uns soll dies an dieser Stelle uninteressant sein. Was Sam Raimis Arbeit an der Geschichte um eine kleine Hütte im Wald betrifft, begann alles mit dem Kurzfilm „Within The Woods“, welchen Sam Raimi 1978 als Amateurfilmer mit seinem Kumpel Bruce Campbell fertig stellte. Drei Jahre später zauberten sie aus der Story mit einigen inhaltlichen Änderung versehen den Langfilm „Tanz der Teufel“, der zum Kulthit werden sollte und mit dem Bereich des Amateurfilms trotz geringem Budget nichts mehr zu tun hatte.
Aufgrund des großen Erfolges durfte eine Fortsetzung her, für die man mehr Geld zur Verfügung hatte. Also beschloss Raimi die Geschichte ein drittes Mal zu erzählen, im Gegensatz zu den beiden Vorgängern diesmal jedoch mit ordentlich Humor untermalt. Mit diesem Mix schuf er eine Achterbahnfahrt von Schrecken, grotesken Situationen und schwarzem Humor, die in ihrem Genre seinesgleichen sucht. „Tanz der Teufel 2“ sollte ebenso Maßstäbe setzen wie vor ihm „Tanz der Teufel“. Er war allein durch seine stilistischen Methoden mehr als ein lauwarmer Aufguss des Überraschungserfolges von 1981.
Erst mit der Fortsetzung von „Tanz der Teufel 2“, dem sehr beliebten und noch einmal um eine gehörige Dosis Humor erweiterten „Armee der Finsternis“, wurde die Geschichte um ein paar Leutchen in einer Hütte, die versehentlich Dämonen erweckten, erstmals wirklich fortgesetzt. Die Geschichte wurde nicht zum vierten Mal wiedergekäut, dazu sollte es erst 2013 kommen, als im Zuge der jahrelangen Neuverfilmungs-Welle auch „Tanz der Teufel“ ein Remake erfahren sollte. Wie nötig das war, sei einmal dahingestellt. Da aber bereits das Original das Remake eines Kurzfilmes war, dem mit der Fortsetzung ein erneutes Remake beschert wurde, ist es wohl legitim, dass etliche Jahre später erneut eine Neuverfilmung angegangen wurde, legitim deshalb, weil sich Sehgewohnheiten und der optische Stil in all den Kinojahren verändert hatten und ein härterer Blutgehalt zum Standard gehörte, der den ersten „Tanz der Teufel“ mittlerweile recht harmlos erscheinen ließ.
Auf dem ersten Blick zumindest! Was den Blutgehalt betrifft, so darf man wohl zu recht behaupten, dass “Evil Dead“ seine Vorgänger diesbezüglich locker übertrifft. Nach einer kurzen Einleitung, in welcher die Grundstory durch die tolle Idee ergänzt wurde, dass das Treffen der Leute im Wald aufgrund der Entziehung einer guten Freundin stattfindet, dauert es nicht sonderlich lange und die Teufel dürfen tanzen. Von nun an bietet Regie-Neuling Fede Alvarez, der zuvor lediglich ein paar Kurzfilme drehte, ein Schlachtfest sondergleichen, das die anderen blutrünstigen Produktionen heutiger Tage mit seinen abartigen Ideen in konsequenter Umsetzung locker in den Schatten stellt.
Aber was bedeutet mehr überhaupt noch in seiner Wirkung? Ist man deswegen mehr geschockt oder angeekelt als bei den lediglich im Vergleich harmloseren Abartigkeiten heutiger Konkurrenzprodukte? Meiner Meinung nach lautet die Antwort: nein. Irgendwann ist es aus mit dieser Wirkung. Da mag es nach „Evil Dead“ noch ein mehr von mehr geben. Der Punkt mit mehr zu schocken wurde schon vor etlichen Jahren erreicht. Da macht die ein oder andere noch kränkere Idee den Kohl nicht wirklich fett. Um tatsächlich schocken zu können, bräuchte ein Horrorfilm heutzutage etwas mehr als lediglich eine Orgie an heftigen Gore-Effekten. Mehr fällt dem Regisseur und Autor Alvarez zu „Evil Dead“ jedoch nicht ein. Und obwohl Bruce Campbell und Sam Raimi als Produzenten mit an Bord sind, ein Fakt der einen positiv an das Remake herangehen ließ, gab es von Produzentenseite scheinbar auch keine Nachhilfe.
Zu dumm, denn wer zu früh mit seiner Blutorgie beginnt, der braucht sich nicht wundern wenn sich nach einer gewissen Laufzeit eine Gleichgültigkeit beim Zuschauer breit macht, wenn außer Blut und Brutalitäten nichts weiter erzählt wird. Die Idee des Entzugs lässt man nach zwei bis drei Spielereien zu dem Thema komplett unter den Teppich fallen, und danach verlässt man sich auf das Nichts an Story, welches die beiden Langfilme aus den 80er Jahren besser zu füllen wussten. Es waren experimentelle Filme, die wussten dass die dünne Story nur Grundlage für einen wagemutigen Film bieten würde.
Da mag „Evil Dead“ noch so im Blut sudeln, „Tanz der Teufel“ guckt sich intensiver, ist er doch knallhartes Terrorkino, der das Publikum nicht mit Samthandschuhen angefasst hat. Das Remake „Evil Dead“ tut dies trotz heftigster Bluteffekte schon, sprechen wir doch hier von einem abgehärteten Publikum, das schon x bluttriefende Filme in gelackter Optik gesehen hat. Was die Psychologie eines solchen Filmes betrifft, werden sie von den Filmschaffenden heutiger Zeit jedoch in Watte gepackt. Helden sind klar definiert, zukünftigen Opfern werden bösartige Taten zugeschrieben, damit man mit ihrem Ableben besser fertig werden kann. Und letztendlich sorgt der übertriebene Goregehalt dafür, dass man sich mit dem Gesehenen nicht mehr auseinandersetzen muss. Eigene Angst wird nicht verarbeitet, wenn alles zu einem grotesken Etwas aufgeblasen wird, das es nicht mehr schafft wahre Angst zu schüren.
Ein gutes Beispiel für das in Watte packen des Publikums zeigt sich in der legendären Szene, in welcher eines der Opfer vom Wald vergewaltigt wird. Was war das im Original für eine radikale und moralisch fragwürdige Idee, und was ist es im Remake für ein braves Szenario geworden, das Geschehenes nur andeutet und den Wald geradezu zärtlich und vorsichtig vorgehen lässt, anstatt so kaltblütig wie einst in „Tanz der Teufel“. Überhaupt wird bis auf diese Szene der Aspekt, dass der Wald lebt, im Remake so gut wie gar nicht beachtet. Was wusste doch spätestens „Tanz der Teufel 2“ damit gekonnt zu spielen und der dünnen Geschichte inhaltliche Zusatzreize zu bescheren, die nicht nur in ihrer Optik für Wow-Momente sorgten. Alvarez belässt es wie gesagt bei seinen blutigen Attacken und hofft ein Massaker ans nächste gereiht müsste reichen.
Als ganz schlichter Horrorbeitrag gibt ihm das Ergebnis sogar recht. Auch wenn der Zuschauer im Laufe der „Geschichte“ aufgrund ewig neuer Bluttaten abstumpft, langweilig wird es trotzdem nicht, kranke Ideen wissen immer wieder zu begeistern, auch wenn sie schnell vergessen sind, so schnell wie hier eine Gore-Idee von der nächsten abgelöst wird. Die meisten Effekte wissen dafür aber auch echt zu überzeugen, sind sie doch nur selten, und dann kaum erkennbar, am Computer entstanden. Hier wird viel auf handgemachte Effekte gesetzt, und das übt in Zeiten von CGI seinen eigenen Reiz aus. Als Film für zwischendurch geht „Evil Dead“ also durchaus in Ordnung. Allerdings wird er damit seinem Namen bzw. seiner Marke so gar nicht gerecht.
Jeder der vier alten Raimi-Filme war etwas besonderes, jeder wusste auf eigene Art auf das Publikum zu wirken. Ob es nun der grölende Partyfaktor eines eher massenkompatiblen „Armee der Finsternis“ war, der eiskalte Terror in „Tanz der Teufel“, oder das Spiel der Überraschungen, immer hin und her pendelnd zwischen lautem Lachen und wahrer Angst, in „Tanz der Teufel 2“, jeder, auch der kleine, eher poplige Kurzfilm "Within The Woods" der all dem voraus ging, bot etwas eigenständiges, das andere Werke des Genres beeinflussen sollte. „Evil Dead“ ist diesbezüglich anders, er ist schwächer. Er ließ sich selbst beeinflussen, jedoch auf die negative Art. Er ist nur funktionierende Dutzendware, die sich an die bewährte Rezeptur heutiger Horror-Großproduktionen klammert. Damit wird „Evil Dead“ freilich keinen Einfluss auf die Zukunft des Genre ausüben. OFDb
Ich habe mich im Vorfeld wohl auch etwas von der vollmundigen Marketing-Maschinerie anstecken lassen und auch aus Freundenkreisen waren teils sehr lobende Worte über EVIL DEAD zu hören. Letztlich hat mich der Film mit zunehmender Laufzeit vollkommen verloren, ähnlich wie du es auch beschreibst. Abgesehen davon, dass die Figuren nie über ihren Schablonenränder hinauswachsen und mir ihr Ableben dadurch vollkommen egal ist, sind die immer und immer wiederkehrenden Gore-Effekte und -Exzesse schlicht und ergreifend ermüdend.
AntwortenLöschenJa, ich denke es ging einigen so. Aus meinem eigenen Freundeskreis habe ich jedoch bislang kein Feedback erhalten, aber da würde es mich bei so einigen Kandidaten nicht wundern, wenn die Wirkung so wie bei uns beiden wäre.
Löschen