Die Geschichte erfordert in seiner verschachtelt erzählten Umsetzung
viel Aufmerksamkeit vom Zuschauer, so dass die im Prinzip halbwegs
schlichte Geschichte anspruchsvoller erzählt ist, als sie es theoretisch
gesehen wert gewesen wäre. Deswegen braucht man auch nicht zu maulen,
wenn das Finale etwas zu einfach erzählt ist. Aber da die Psychologie
dort ohnehin alles zu entschuldigen weiß, ist auch dies kein wirklicher
Wermutstropfen. Insgesamt lebt „Michael Clayton“ von der souveränen
Darstellung George Clooneys und von einem guten Drehbuch, welches die
zentrale Figur keinesfalls als Sympathieträger versteht, sondern,
ähnlich wie im lustigen „Up In The Air“, nur das Abbild eines
modernen Menschen der neuen Moral zeigt. Dass sich Clayton im Laufe des
Filmes wandelt, liegt keinesfalls an positiven Charakterzügen, sondern
viel mehr daran, dass das Drehbuch ihm keine andere Chance lässt, wenn
der in die Ecke gedrängte Clayton eine Entscheidung treffen muss. Trotz
der modernen Thematik ist Tony Gilroys („Das Bourne Vermächtnis“)
Film sehr ruhig und seine Charaktere und ihre Erlebnisse ernst nehmend
erzählt, und orientiert sich damit eher am niveauvollerem, da
gehaltvollerem Kino aus Zeiten vor der Blogbuster-Ära, was ihn auf
sehenswerte Art vom psychologisch mageren Einerlei heutiger zu
Action-orientierter Thriller-Produktionen unterscheidet. OFDb
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