12.12.2020

PRETTY IN PINK (1986)

Ein Jahr bevor das Duo, bestehend aus Produzent und Drehbuch-Autor John Hughes, sowie Regisseur Howard Deutch, seinen sympathischen "Ist sie nicht wunderbar?" ablieferte, drehten die beiden "Pretty in Pink", der theoretisch gesehen inhaltlich das selbe in Grün erzählt, wenn auch versehen mit anderer Finalentscheidung, letztendlich ansonsten aber die gleiche romantische Tragikomik zwischen Arm und Reich bietet. Die Vorurteile der reichen Schicht gegenüber lassen sich dort leichter ertragen (auch wenn sie dort bereits sauer aufstoßen), was daran liegt, dass der nachgeschobene Film weit besser ausgefallen ist, als der hier besprochene. Zwar ist "Pretty in Pink" mit Molly Ringwald in der Hauptrolle stammbesetzt, spielte sie doch bereits Hauptrollen in John Hughes eigenen Regie-Arbeiten "Das darf man nur als Erwachsener" und "Der Frühstücksclub", und weiß zwar auch sie taff und niedlich zu überzeugen (im Deutschen versehen mit der Synchronstimme von Mary Stuart Masterson aus dem Vergleichsfilm), viel mehr Trümpfe bietet der Film jedoch nicht. Andrew McCarthy besitzt noch einen gewissen Charme, der mimisch jedoch etwas zu aufgesetzt wirkt, und Andys Vater wirkt realistisch als gesellschaftlich abgestürzter Alleinerziehender, doch er schafft es nicht, die nötige Sympathie auf den Zuschauer zu übertragen. 

Damit steht er nicht alleine da. Der Sidekick Duckie, mit dem man mitleiden soll als der langjährige Freund Andys, in die er heimlich verliebt ist, ist derart flippig charakterisiert, dass er einen penetrant nervt und man keineswegs auf ein Happy End mit ihm und Ringwalds Rolle hofft. Das ging dem Testpublikum wohl damals auch so, denn ursprünglich sollten die beiden am Ende des Streifens zusammen kommen, anstatt Blane und Andy, und ausnahmsweise stimme ich einmal mit der Entscheidung eines solchen, eigentlich unsinnigen, Testpublikums überein, welches besagten Schluss verhinderte (war dies der Gund für "Ist sie nicht wunderbar?"?). So schräg und flippig Duckie, gespielt vom "Two and a Half Men"-Alan Jon Cryer, auch in Szene gesetzt wird, dies ist nichts im Vergleich zur älteren Freundin Andys, die selbst inmitten eines Filmes übler 80er Jahre-Moden Frisuren-technisch noch jede angesagte (?) Übertreibung überbietet. Klar, das ist so gewollt, aber ebenso guckt es sich auch: zu gewollt. Und das trifft auf den Komplettfilm zu. Da entsteht kein Schwärmen für die Außenseiter, dafür lernt man sie nicht intensiv genug kennen und mögen, dafür ist der komplette Plot zu verkrampft und gewollt ausgefallen und dafür fehlt das Herz am rechten Fleck.

Es mag sein, dass die deutsche Synchronisation Teilschuld dran hat, ich weiß es nicht, aber viele Dialoge wirken unsinnig, widersprechen vorher Miterlebtes oder hören sich an als rede man aneinander vorbei. Wenn z.B. Duckie enttäuscht die Reißleine zieht, erwähnt er der Hauptfigur gegenüber ganz selbstverständlich wie verliebt er immer in sie war, obwohl er es ihr nie gestanden hat. Verstehe das wer will. Wenn zudem noch der übliche Trumpf von Arschloch-Rollen, James Spader ("Wolf"), ebenfalls aufgrund zu überzogener Charakterisierung, nicht wirken will, dann läuft tatsächlich etwas schief mit einem an sich doch gut besetzten Film in theoretisch nettem Szenario. Howard Deutchs Regie-Debüt kann man somit wohl als nicht sonderlich geglückt bezeichnen, sein "Ist sie nicht wunderbar?", "Ferien zu dritt" und "Keine halben Sachen 2" sind deutlich besser ausgefallen. Es liegt daran, dass man mit dem Herzschmerz Andys mitfühlen kann und an der sympathischen Art, mit der man sie charakterisiert, dass "Pretty in Pink" mit seinen gravierenden Problemen nicht zum Totalausfall wird. Inmitten der sonst so gelungenen Teenie-Filme aus dem Hause Hughes stinkt er jedoch gewaltig ab.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen