02.01.2018

CRAZY INSTINCT (1993)

Durch den Erfolg der „Die nackte Kanone“-Reihe kam es zu Abrahams Solo-Projekt „Hot Shots“, der seinerzeit eine Welle an ähnlich albern orientierten Film-Parodien auslöste. Neben „Das Schweigen der Hammel“, „Loaded Weapon 1“ und „Chicken Park“ erschien unter anderem „Crazy Instinct“, der sich im Titel und inhaltlich an „Basic Instinct“ anlehnend an die Thriller-Hits der zur Entstehungszeit vergangenen Jahre orientierte und im Mix aus „Der Feind in meinem Bett“, „Kap der Angst“ und „Eine verhängnisvolle Affäre“ einen für diese Art Film typisch wirren Plot ablieferte, der sich aufgrund der Kompatibilität der ähnlich gelagerten Thriller-Themen jedoch nicht halb so lieblos zusammengewürfelt schaut wie manch andere ähnlich bemühte Parodie.

Von bemüht muss man trotzdem sprechen, so krampfhaft wie hier schrille Witze aneinander gereiht werden, ohne dabei die Klasse von Gag-Feuerwerken wie „Spaceballs“ zu erreichen. Im angenehmen Mittelfeld kann „Fatal Instinct“ (Originaltitel) jedoch trotzdem trumpfen, treffen eine Vielzahl der anvisierten Witzchen doch ins Schwarze, und wissen die Darsteller in ihren absichtlich überzogenen Rollen doch zu wirken, allen voran freilich Armand Assante als völlig selbstüberzeugter Frauenkenner, der im Vergleich jeglichen Klischee-Detektiv des 50er Jahre-Kinos wie einen sensiblen Frauenflüsterer aussehen lässt. Ähnlich verkrampft spielend wie David Rasche seine „Sledge Hammer“-Rolle interpretierte und mit versteinerter Visage versehen, die Selbstbewusstsein und Dämlichkeit in ihrer Mimik perfekt vereint, wird er zum Hauptschauwert des Streifens und zum Zentrum wahrlich vieler gelungener Lacher.

Dadurch wird er zu einem der vielen Beispiele dessen warum „Crazy Instinct“ zu funktionieren weiß. Die zitierten und parodierten Momente der Kinoerfolge des Thriller-Genres mögen gelegentlich zum Schmunzeln anregen, im Gegensatz zu vielen anderen Filmparodien werden sie aber nicht zum Hauptaspekt des Lachens. Carl Reiners Werk funktioniert aufgrund seiner eigenen Komik, die man auch losgelöst von den zu parodierenden Thrillern in Komödienform hätte umsetzen können. Das Genre im Allgemeinen wird mit dem Aushebeln von Thriller-Regeln, dem Übertreiben mit Thriller-Klischees und dem allgemeinen Zelebrieren der Thriller-Rezeptur gekonnt veralbert und greift damit tiefer als rein zitierwütige Parodien, wie jene aus der „Scary Movie“-Welle, und doch sind es hauptsächlich die situativen Momente und Dialoge und eben die Charaktere, also alles nicht zwingend direkt Parodierte, was „Triple Indemnity“ (Alternativtitel) zu der charmanten Schmunzelorgie werden lässt, die er auf schlichte Art geworden ist, in vielen Momenten vergleichbar mit "Die unglaubliche Entführung der verrückten Mrs. Stone".

Oft trifft auch das Durchbrechen der vierten Wand ins Schwarze, beispielsweise wenn sich Off-Kommentare als tatsächlich im Moment aktiv gesprochene Worte herausstellen oder Klänge der Hintergrundmusik aktiv ins Geschehen treten, gerade mit Letzterem wird es im Laufe der Spielzeit jedoch zu sehr übertrieben, ebenso wie mit all den vielen zotigen Momenten, von denen man zur Entstehungszeit glaubte, sie müssten in dieser Vielzahl und in ihrer Form der Handlungsstrangsunterbrechung zur Überspitzung einer einzelnen Filmszene obligatorisch im Fahrwasser der Zucker/Abrahams/Zucker-Erfolge eingebracht werden. Nur selten geht diese Rechnung auf, beispielsweise in jener Szene, in welcher durch den Kauf eines dämlichen Hutes der Bereich der Musikschleifen-Szenen veralbert wird. Meist überreizt ein solches Vorgehen jedoch die Geduld des Zuschauers, so anbiedernd kommen diese krampfhaft auf lustig getrimmten Momente daher, z.B. dann wenn es zu einer möchtegern-skurrilen Sexszene zwischen dem Helden und der attraktiven Blondine kommt.

Es sind diese Momente, die den ansonsten stilsicher inszenierten Streifen jenes Potential berauben, welches er eigentlich gehabt hätte. Carl Reiner hat Anfang der 80er Jahre hervorragende Komödien zusammen mit Steve Martin kreiert. Ohne die Anbiederungen an die 90er Jahre-Parodiefilm-Regeln zu Beginn besagtem Jahrzehnts wäre ihm mit „Crazy Instinct“ selbiges ohne Martins Zutun gelungen. Wie erwähnt muss man trotzdem nicht all zu streng mit dem Ergebnis umgehen. Zwar verwässern manche Rohrkrepierer das Gesamtergebnis, am Schluss bleibt aber noch immer eine funktionierende Komödie übrig, die es immerhin meist trotz aller absichtlich konfusen Einflüsse schafft konstant ihr Niveau zu halten und nur selten Risse in einem überraschend konstant funktionierenden Plot-Mix aufweist.  Auch das überraschende Aufrechterhalten der Thriller-orientierten trockenen Grundatmosphäre, welche so vielen Kalauern die perfekt trockene Grundlage bietet, beweist wie stilsicher Carl Reiner trotz besagter Schwächen inszenierte, bei all jenem was unterm Strich noch immer zu funktionieren weiß. Selbst über manch misslungenem Thriller-Verweis schmunzelt man bei solch charmanter Unterhaltung.  OFDb

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