Die Hamburger bei McDonalds schmecken besonders gut. Das System, mit welchem die Bestellung von 30 Minuten Wartezeit auf 30 Sekunden heruntergefahren wird, ist genial. Die Gründer McDonalds sind Ehrenmänner. Bereits der Name McDonalds weiß zu verzaubern. Man sollte meinen, dass ein Film der solche Aussagen tätigt, ein mehr oder weniger versteckter Werbefilm für die weltweit berühmte Systemgastronomie-Kette sein müsste, erst recht wenn man thematisch auf den Vorgängerfilm von Regisseur John Lee Hancock schielt, der mit "Saving Mr. Banks" die Entstehungsgeschichte des Filmes "Mary Poppins" mit Tom Hanks in der Rolle Walt Disneys erzählte. Ob dieser kritisch oder manipulativ ausgefallen ist, weiß ich nicht, "The Founder" ist jedoch ein Drama, das sich tatsächlich für die Methoden der Ausweitung einer Hamburgerbude zu einer landesweiten Kette interessiert und dafür wie die eigentlichen Gründer des Unternehmens trickreich von einem Gierlappen aus ihrem eigenen Betrieb herausgedrängt wurden.
Thematische Parallelen zu "The Social Network" sind also gegeben, es mag somit sein, dass erst dessen Erfolg das Projekt "The Founder" ermöglicht hat. An die Qualität des Vorbildes reicht der mit Michael Keaton so gekonnt besetzte Film jedoch nicht heran. Das muss er auch nicht um zu gefallen, denn bereits in seinem schlichteren Gewand mit seinen realistisch zurückgeholten 50er Jahren weiß das Ergebnis zu gefallen. Der nicht nur mit Keaten hervorragend besetzte Film, aber hauptsächlich von dessen Leistungen lebende, mag bei der Faszination des Ur-McDonalds die kritische Frage unter den Teppich fallen lassen, wie übel es mittels des perfektionierten Speedo-Systems gewesen sein muss für die beiden Geschäftsmänner innerhalb der Essenszubereitung gearbeitet zu haben, faszinierend ist diese Errungenschaft der höheren Produktivität jedoch trotzdem, eben weil sie aus dem Blickwinkel eines Kapitalisten wahrgenommen wird. Dessen sollte man sich beim Gucken des Filmes ohnehin immer bewusst sein, immerhin ist es Kroc der zur Identifikationsfigur wird, ein netter Trick wie ich finde, wenn auch ebenfalls beim Facebook-Film abgeguckt, denn letztendlich leiden wir mit wem mit, dessen Egoismus und Gier stets zu seinen trivialen Problemen führt.
Schaut man sich McDonalds von heute mit den Vorstellungen seiner Ur-Besitzer an, könnte die Kette nicht weiter von den Vorstellungen der prinzipientreuen Gründer entfernt sein. Es wird kein Geheimnis daraus gemacht, dass auch diese Idealisten Geschäftsmänner waren, denen es hauptsächlich um ein gut florierendes Geschäft ging. Aber sie waren moralisch gesteuert und gehen für Erfolg nicht über Leichen. In Milchshakes gehört echte Milch hinein. Coca Cola darf sich nicht in den Betrieb einkaufen, da McDonalds nicht zu deren Werbeträger werden soll. Die Gründer haben völlig andere Vorstellungen von der Qualität eines Betriebes als der Maximalgewinne schöpfen wollende Kroc. Dass Kroc ganz im Gegensatz zu den McDonalds-Brüdern jedes Mittel recht ist, verrät bereits schon der augenzwinkernde, eigentlich schwarzhumorig bittere, da wahrhaftige, Titel des Streifens, wird dort doch Kroc als Gründer genannt, was er im wirklichen Leben nach dem Ansichreißens des Unternehmens auch tatsächlich von sich behauptete. Nach dem Erklimmen des Machtgipfels des Betriebes, jener Zeitpunkt zu dem die Geschichte von "The Founder" zu Ende erzählt ist, dürfen die eigentlichen Gründer des Burgerladens ihre Ur-Bude nicht einmal mehr McDonalds nennen. Und schon lange vor diesem Ereignis pries Kroc seine erste Filiale als den ersten McDonalds-Laden an. Ein Film mit solch einem gierigen Kapitalisten im Zentrum ist wahrlich kein Werbevideo.
Und doch lebt "The Founder" nicht nur von der Bösartigkeit seines Protagonisten. Die Faszination McDonalds und der Weg zum Ziel spielen stets ebenfalls eine wichtige Rolle für den Sehwert des Streifens. Dass Kroc letztendlich mit seinem Unternehmen mehr zum Immobilienmakler als zum Essensanbieter wird, ist das eigentliche Geheimnis seiner Erfolgsgeschichte, und der Weg dorthin und die vielen Begründungen warum dieses Prinzip Kroc den Arsch gerettet hat, ist eine sehr interessante und dank der Stimmung die der Film zu entfachen weiß auch eine höchst unterhaltsame. Spätere kritische Punkte, wie die Umweltfrage aufgrund von Massentierhaltung und ähnliches, muss The Founder" nicht verarbeiten, eben weil er noch Jahrzehnte entfernt vom öffentlichen Interesse solcher Themen endet. Manch andere, bereits in den anvisierten Jahrzehnten aufkommende, kritischen Fragen hätte man sicherlich dennoch mit einbringen können, letztendlich lebt "The Founder" aber auch von seiner Leichtfüßigkeit, mit der er Krocs Dreistigkeiten präsentiert, da hätte zu viel Kritik das Projekt mental gedrückt. Zudem würde sich "The Founder" dann auch einer Seite zuordnen. So wie vorgelegt ist er neutral erzählt, ohne eine Position für oder gegen McDonalds einzunehmen, nicht einmal eine Position für oder gegen Kroc und somit für oder gegen Kapitalismus, wie ihn diese weltweite Systemgastronomiereihe lebt. Und ich denke dass diese Entscheidung dem sympathischen Film gut tut. OFDb
Den hab ich noch nicht gesehen, bisher aber durchweg positive Stimmen zum Film (und zu Michael Keaton) vernommen. Gehört also auch zum Stapel der noch zu schauenden Filme.
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