Irgendwo zwischen Horrorfilm, Thriller und Satire angesiedelt, weiß der auf einem Roman basierende "Unheimliche Begegnung" sein Minimum an Story interessant erzählt und gewitzt inszeniert zu präsentieren. Hier geht es wahrlich nicht um viel mehr. Ein Geschäftsmann möchte eine Ratte aus seinem Heim vertreiben, und die fühlt sich viel zu wohl, als dass sie sich vertreiben lassen würde. Durch Hintergrundinformationen über Ratten wird dieses Ungeziefer zu Supertieren erklärt, hartnäckig zu bekämpfen, schlauer als es zunächst scheint. Was die angebliche Sachlage an Übertreibungen vorweist, lässt das eigentliche Gezeigte hingegen Interpretierung sein. Ob die Ratte aus intelligenten Gründen tut was sie tut, oder ob sie zufällig zum richtigen Zeitpunkt manches tut, was ihr zum Vorteil gereicht, liegt im Auge des Betrachters und gehört gleichzeitig zur verspielten Umgangsform des Films. Auch wenn sich "Of Unknown Origin" (Originaltitel) nie lustig schaut, so kommt er doch augenzwinkernd verspielt daher. Hughes scheint immer wahnsinniger zu werden (was jedoch ebenfalls Interpretationssache bleibt), es herrscht ein Katz- und Mausspiel zwischen den beiden, und da der Protagonist gegen ein Weibchen kämpft, eine Mutter, spielt der Gegner nicht nur Verstecken mit ihm, er attackiert auch, wenn sich ihm die Möglichkeit ergibt.
"Unheimliche Begegnung" steckt in seinem ausführlich erzählten, mit Liebe zum Detail zelebrierten Plot, voll von Ironie. Im Fernsehen läuft "Der alte Mann und das Meer", zur Ablenkung versucht Hughes "Moby Dick" zu lesen, und doch zieht "Rambo 2"-Regisseur George P. Cosmatos das Geschehen nie ins Lächerliche. Er inszeniert einen Nervenkitzel in düsteren Bildern, spart nicht mit ekeligen Nahaufnahmen, in welchem selbst ein Rattenfuß zu einem unangenehmen Anblick wird, gleichzeitig liebt er es die Rattenperspektive einzunehmen, Hughes durch sie stets unter Beobachtung haltend, denn das ist der Hauptjob der Ratte, wie ein Helfer Hughes so schön zu betonen weiß. Die Geschichte ist nicht auf den üblichen Aufreißer reduziert, dass der zivilisierte Mensch nicht mehr in der Lage ist sich natürlichen Problemen zu stellen, aber das spielt freilich auch mit. Dank damals noch psychologisch nachvollziehender Drehbücher wird die Hauptfigur zudem nicht auf den Kaufmann reduziert, der er im Idealformat des zivilisierten Menschen darstellt. Wir erfahren zudem recht früh, dass er sich nicht vor schmutziger Arbeit scheut, hat er das Haus doch selbst renoviert, was ihm zudem einen zusätzlichen Ansporn gibt um sein Heim zu kämpfen, während er im rot sehenden Finale immer weniger um den Erhalt des Hauses gibt.
Hier angekommen herrscht der Wunsch zu siegen. Auch die Arbeit, die zuvor von ihm forderte wie eine Maschine zu agieren, anstatt wie ein menschliches Wesen, steht für ihn nicht mehr zur Debatte, wenn das eigene Heim gefährdet ist. Frau und Kind sind in Sicherheit. Doch es ist eine trügerische Sicherheit, wie der Film in einer Traumsequenz verdeutlicht. Autor und Regie wissen bestens, dass der Zuschauer im Hinterkopf an eine mögliche Rückkehr der beiden denkt. Was ist dann mit all dem Gift? Weiß man am Ende des Krieges noch wo all die Fallen stecken, so gekonnt wie sie zum Austricksen des Eindringlings versteckt wurden? Im hinein gesteigerten Kampf zählt jedoch nur noch der Sieg, das blanke Überleben, denn Hughes wird durch die Attacken der fiesen Bestie immer ramponierter. Hier geht es um Haut und Haar. Hughes ist nur noch fixiert auf das eine, bekommt nicht einmal mehr mit, dass sein zeitliches Arbeitslimit per Zufall erweitert wurde, ihn also nicht mehr unter Druck setzt, und verliert keinen Gedanken daran, dass er seine Familie oder anderweitige Besucher mit seinem Verhalten im Heim gefährden könnte. Ähnlich thematisiert wie die Katzenjagden in "Geschichten aus der Schattenwelt" und "Der Makler", beweist "Unheimliche Begegnung" Jahre vorher, dass sich eine solche Geschichte sehr wohl auf Spielfilmlänge erzählen lässt. Und den Aggressor beider Vergleichsfilme, lässt er nur einen Gastauftritt absolvieren. Lange vor dem Tod der Katze ahnen wir bereits, dass sie dem recht groß gearteten Gegner nicht gewachsen ist.
Ich habe keine Ahnung, warum der mit "RoboCop" Peter Weller besetzte Thriller dermaßen unbekannt ist, weiß er doch auf intelligente und gewitzte Art hervorragend zu unterhalten, irgendwo zwischen subtil und laut pendelnd, wie gerade die Entwicklung Hughes zeigt. Mag er sich auch in den Kampf hinein steigern und nicht mehr der kontrollierte Mensch wie zuvor sein, Weller verzichtet aufs Grimassenschneiden, wird kein vollkommener Psycho, überrascht am Ende sogar mit einer schnellen Rückkehr in die Normalität, ein entspannterer Mensch geworden, dem längst nicht mehr das wichtig ist, was er zuvor erhalten wollte. Glücklicher Weise erhält er aber auch keine übertriebene Kitschläuterung, wie es ab den 90er Jahren im US-Kino üblich gewesen wäre. Ein wundervoller Schlussspruch weiß den erheiternden Grundton des Gesamtfilms zum Schluss noch einmal bewusst hervorzuheben, ebenso wie das Schicksal einer verschont gebliebenen Vase. Erst jetzt wird aus einem verspielten Plot unverfälschte Komik heraus geholt, vorher wäre es einfach unpassend gewesen. Schließlich soll "Unheimliche Begegnung" kein "Mäusejagd" sein, sondern ein ernst zu nehmender Genre-Beitrag, der seine verspielte Art jedoch nicht zum Selbstschutz nutzt, sondern von erwachsenen Zuschauern erwartet zu verstehen, dass ein derartiger Plot einen ironischen Umgang erhalten muss. Es ist schließlich ein Film der ein schlichtes Szenario auf die Spitze treibt. Und man darf Cosmatos dankbar sein, dass er den Drahtseilakt zwischen verspielter Darstellung und höllisch dreckigem Flair beherrscht, düster inszeniert, spannend dargeboten, mit dichter Atmosphäre versehen, auf einem Drehbuch fußend welches sich stets auf das Wesentliche versteift, ohne aalglatt daher zu kommen. OFDb
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