02.06.2019

RAMBO 2 - DER AUFTRAG (1985)

Okay, ich nehme alles zurück. Hatte ich erst kürzlich in Reviews zu diversen Stallone-Filmen aufgrund einer länger zurück liegenden Erinnerung behauptet, dass "Rambo 2 - Der Auftrag" ein ziemlicher Hohlbrotfilm ist, so musste ich bei meiner aktuellen Sichtung doch feststellen, dass der zweite Auftritt Rambos zwar keineswegs einen Intelligenzpreis verdient hätte, tatsächlich aber ziemlich gut erzählt ist. Zugegeben, mit fortschreitender Laufzeit wird die Geschichte immer hanebüchener, Rambo zum unzerstörbaren Helden der alles trifft, wohingegen die Gegner fleißig an ihm vorbei schießen, selbst wenn der Vietnamveteran gar nicht erst versucht sich zu schützen. Aber der Übergang zum unglaubwürdigen Alleingang kommt langsam, gut eingearbeitet in einem sich hoch schaukelnden Szenario, welches noch halbwegs bodenständig beginnt. Zwar habe ich Stallone bei seiner ersten Sichtung des Gefangenenlagers seine professionelle Phantomfähigkeit in diesem verkrampften Schauspiel nie abkaufen können, aber Cosmatos knisternde Inszenierung hält gekonnt dagegen.

Der Mann, der uns auch den herrlich hirnlosen "Die City Cobra" bescherte und ebenso den kleinen Geheim-Tipp "Unheimliche Begegnung", macht aus "Rambo: First Blood Part 2" (Originaltitel), unterstützt von einem von James Cameron mitverfassten Drehbuch, keinen reinen actiongeladenen Kriegsfilm, der Thrill ist ebenso dominant mit dabei und beschert dem simplen, aber nicht uninteressanten Plot einen guten Spannungsbogen und eine dichte Atmosphäre. Da aufgrund des Dramenschwerpunktes im Erstling Rambo eine tragisch gezeichnete Figur ist, kann auch Teil 2 von diesem Rezept noch ein wenig zehren und beschert uns somit kein vollkommen gefühlskaltes Szenario. Rambo leidet nach wie vor, und Stallones Hundeblick hilft uns dabei seine treue, solidarische und trotzdem fragwürdige Mentalität auf Filmlänge anzunehmen.

Zusätzlich hilft dabei jedoch auch die Zurückhaltung derbster Feindbilder-Klischees. Wo ein "Rocky 4" gnadenlos unreflektiert in die Kacke haut und Hass schürt, da hält sich ausgerechnet jener Film in diesem Punkt zurück, der als Kriegsfilm die Vorzeigefeinde Vietnam und Russland vereint, jegliche Menschenrechte missachtend, gegen die Amerikaner kämpfen lässt. Dank eines kritischen Blicks auf die eigene Mentalität, vorzugsweise die modernen Vorgehensweisen des Militärs (die symbolisch zum Schluss von Rambo höchstpersönlich kaputt geschossen wird) und einem Blick auf hilfsbereite Vietnamesen, arme Dorfbewohner als Opfer des eigenen Militärs, sowie sogar eines halbwegs erkennbaren Verständnisses der anderen Seite eines russischen Erzschurken, wirkt das Ganze nicht so Schwarz/Weiß-gemalt wie viele andere Werke dieses Genres - freilich ohne tatsächlich ein fairer Film zu werden.

Auch in dieser verständnisvolleren Version werden noch ordentlich Klischees bedient, fragwürdige Heldenbilder geschaffen, billigster Pathos verbreitet und unrealistische Szenarien geschaffen, angereichert mit schwersten Waffen mit scheinbarer Endlosmunition, fehlendem Rückstoß und eingebauter Allestreffquote, wenn auch nur in den Händen Rambos bedient. Aber das gehört zu dieser Art Film einfach dazu, weiß den Unterhaltungswert sowohl in gewollter Art, als auch mit unfreiwillig komischen Touch, zu stärken, und dank hohem Tempo und dichter Atmosphäre hängt man sich an die stets aufkommende Genrekrankheiten nicht auf. Mag Stallone in einer Musikmontage seine Tarnung auch schneller wechseln als es allein von der Vorbereitung dieser kaum möglich wäre, einige Aktionen des unzerstörbaren Mannes sind wahre Hingucker, so dass die Action nicht nur in ihrer häufigen und hoch explosiven Art zu gefallen weiß, sondern auch aufgrund manch einfallsreicher Ideen.

Dass Jahre vor "The Expendables" bereits hier von Stallone als Entbehrlichen die Rede ist, weiß zu amüsieren, ebenso die Anwesenheit des bösen Lehrers aus "Karate Kid", der in Werken wie diesen gut aufgehoben ist. "Rambo 2" verfolgt eine einfache Mentalität, versucht diese zu untermauern, sucht den Sinn im Unsinn, verteidigt etwas, das attackiert, soll am Ende aber ohnehin nur eine Ein-Mann-Action a la "Phantom Kommando" sein, und ist beruhend auf das was er sein will noch ein erstaunlich sinnvoll sinnloser Actioner, dank seiner Entstehungszeit knallhart und schonungslos inszeniert. Ich habe weit weniger erwartet.  OFDb

1 Kommentar:

  1. An Rambo 2 kann ich mich gar nicht mehr so recht erinnern. Das war nicht der mit dem blauen Licht, oder? ;) Neee, das ist glaube ich der dritte im Bunde. Ich sollte die mal wieder anschauen, glaube ich...

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