Nach "Eine verhängnisvolle Affäre" und "Basic Instinct" ist "Enthüllung" Michael Douglas dritter Pimper-Thriller, der in seiner teilweise plumpen Art zwar nicht das Niveau seiner beiden Vorgänger erreicht, aber packend genug erzählt ist, um dennoch über Durchschnitt zu funktionieren. Tom wird als angenehmer Familienmensch mit Idealen charakterisiert, eine Person der es zunächst an Kampfgeist mangelt, was sich im Laufe der Geschichte ändern wird. Tom wird nicht nur sexuelle Belästigung vorgeworfen, letztendlich will man ihn mit einem Komplott aus der Firma drängen. Nicht jeder gelungene Schachzug verspricht einen Sieg, auf beiden Seiten, und so weiß das Duell zwischen klar getrennter Gut-Böse-Linie gut zu unterhalten in einem Plot um Macht, Machtmissbrauch, Vorurteilen, Klischeedenken und Gleichberechtigung.
"Enthüllung" ist insofern ein wichtiger Film, als dass er den Emanzipationsprozess einmal von der anderen Seite beleuchtet. Neu gemischte Karten in der Gesellschaft betreffen auch stets die andere Seite, und in der Zeit, in welcher der Streifen entstanden ist, stand es noch nicht gut um Männer in Opferrollen zum Thema sexuelle Belästigung. Glücklicher Weise ist "Disclosure" (Originaltitel) trotzdem in einer aufgeklärten Zeit entstanden, in welcher man das Thema ehrlich und vorwurfsfrei thematisieren konnte. Tom zeigt für einen Augenblick Schwäche, wenn er von der attraktiven Frau verführt wird. Und er bekommt den Bogen etwas zu spät, als dass seine Ehefrau nicht das Recht hätte enttäuscht zu sein. Dennoch wird es rational als Schwäche betrachtet und nicht als Mitschuld, geschweige denn als Umfunktionieren vom Opfer zum Täter, wie es im heutigen Schwarz/Weiß-Denken wahrscheinlich stattgefunden hätte. Das Drehbuch ignoriert weder das Fehlverhalten Toms, noch über-dramatisiert es dies. Das macht ein Zurechtfinden mit den im Film geschilderten Ereignissen einfacher, auch wenn "Enthüllung - Sex ist Macht" (Alternativtitel) nicht wirklich ernstzunehmende gesellschaftskritische Denkanstöße liefert. Er ist schlichtweg ein Unterhaltungsfilm. Und als solcher funktioniert er wunderbar.
Das liegt mitunter an der stimmigen Besetzung. Das Spiel Douglas gegen Moore funktioniert wunderbar, so übertrieben schurkisch wie Meredith dargestellt wird. Man liebt es sie zu hassen, so ungeniert wie sie wie gedruckt lügt und keinerlei Anzeichen von Scham zu besitzen scheint. Wie bewusst das den Verantwortlichen des Streifens war, merkt man an der mittlerweile etwas trashig daherkommenden Szene, in welcher Tom sich per virtuelle Realität in die Dateiordner der Firma einklinkt, während eine als Person herein-digitalisierte Meredith geradezu dämonisch Beweisdateien vernichtet. In diesem Moment weht ein leichter Hauch von Science Fiction und Horror durch einen Film, der ansonsten ein lupenreiner Thriller ist. Ein Hauch Erotik und Drama weht ebenso im Gesamtwerk mit, aber hauptsächlich ist es der Überlebenskampf des Büroalltags, der tatsächlich zu wirken weiß, denn letztendlich ist alles etwas arg klischeehaft per Stereotype erzählt, als dass man die Tragik Toms tatsächlich emotional mitempfinden könnte.
Es ist der unfaire Kampf der Geschlechter, der zu gefallen weiß, ebenso das Erwachen des Weicheis zum Kämpfer (ähnlich wie in "Wolf"), und es ist ebenso der hoffnungslose Kampf des kleinen Mannes gegen die herzlose Firma. Damit setzten Drehbuch und Regisseur Barry Levinson auf einfach zu entfachende Motivationen beim Zuschauer, das edle Gewandt, in welchem alles abgefilmt ist, lässt das Ergebnis aber weit weniger plump wirken. Diverse Momente, wie z.B. Merediths Monolog über das Erkämpfen des Rechtes einer Frau auch notgeil sein zu dürfen, oder der Augenblick der Wahrheit, der die Rolle Moores als eine Art Opfer in einem Intrigenspiel mächtiger Männer herauskristallisiert, bereichern den ansonsten eher einfach gestrickten Plot gekonnt, brechen sie doch die klischeehafte Struktur, mit der es sich der Film manchmal zu einfach macht, ein wenig auf. Nimmt man "Enthüllung" nicht zu ernst, so sehr wie er in einer Kinorealität, anstatt in der unseren spielt, weiß die etwas naive Erzählung durch die gekonnte Inszenierung und durch das spielfreudige Agieren der Besetzung weit besser zu gefallen, als man annehmen müsste. OFDb
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