Trotz des Titels hat Charles Band leider nichts mit "Dolls" (Originaltitel) aus dem Jahre 2019 zu tun. Er ist weder Fortsetzung, Neuverfilmung, noch Neuinterpretation von Stuart Gordons "Dolls", und die Anzahl der Puppen ist leider kein Indiz für eine Fortsetzung des unabhängig davon entstandenen Full Moon-Filmes "Doll Graveyard". Um die Titelgebung sollte man gerade in der Deutschfassung ohnehin nichts geben, geht es doch darum, dass man stirbt wenn man hinsieht, und nicht, wie "Schau hin oder stirb" impliziert, umgekehrt. Das Covermotiv suggeriert zudem ein paar Puppen mehr, die wesentlich einfallsreicher ausfallen, als die drei tatsächlich im Film vorkommenden, die weder äußerst gruselig aussehen, noch dementsprechend eingesetzt werden. Das Einsetzen billigster Computereffekte zur Veränderung der Mimik einer der drei Spielzeuge wirkt unangenehm und wäre mit handgemachten Spezialeffekten atmosphärisch stimmiger ausgefallen, zudem verhindern solche Augenblick die Möglichkeit den Zuschauer alternativ glauben zu machen, dass die Tochter des Alkoholikers hinter den Taten steckt und die Puppen als Alibi benutzt, angelehnt an "Pinocchio - Puppe des Todes".
Dass diese schon Jahre vor den Geschehnissen im Haus unter Angstzuständen leidet und eigenhändig die Pillen abgesetzt hat, die ihr Arzt ihr verordnete, hätte sie zu einem idealen Kandidaten alternativ zu den Killerpuppen werden lassen. Eine derartige inhaltliche Bereicherung hätte "Dolls - Schau hin oder stirb" gut getan, bietet er auf 80 Minuten doch nicht gerade viel. Billig der Idee nachgehend, dass die Puppen sich so gut wie nie bewegen, bzw. dies immer erst tun, wenn die Protagonisten - und mit ihnen der Zuschauer meist - weg gucken, bietet er, abgesehen von ein paar schlichten Bluttaten der Puppen, keine wirklichen Schauwerte. Dass man still sitzende Puppen auch spannungsfördernd einsetzen kann, bewies "Evil Puppets" 11 Jahre zuvor, muss also kein Negativpunkt sein. Im Debütfilm Cuyle Carvins wird es im Laufe der Zeit jedoch eines, wenn man allmählich merkt, dass man kostengünstig auf die Schnelle einen Film abgedreht hat, der maximal als Kurzfilm funktioniert hätte und nicht wirklich etwas zu erzählen hat.
Dabei sah es anfänglich trotz der eher enttäuschend ausschauenden Puppen zunächst gut für den Streifen aus. Er bekam eine anständige Synchronisation in der deutschen DVD-Veröffentlichung beschert (abgesehen von der Synchronstimme der Mutter), ist mit brauchbaren Darstellern besetzt, und die Figuren bekommen genügend Raum beschert, um sich entfalten zu können. "Dolls" beginnt stimmig, hält einen zunächst angenehm hin, und so dauert es bis man merkt, dass dies zum Dauerrezept bis kurz vor Schluss wird. Ein ewig wiederholter Kinderreim, die Puppen betreffend, verdeutlicht dies ungemein und weiß zu nerven. Und wenn der Film zum Ende hin seine Monotonie durchbricht, ist er mit einem Mal derart gehetzt erzählt, dass die Geschehnisse von nun an unglaubwürdig anmuten, womit "Dolls" nun auch das verliert, was lange Zeit sein Pluspunkt blieb: die Glaubwürdigkeit. Am Ende bleibt ein Horror, der keinesfalls einlöst was man zu dieser Thematik erwartet, ein Film, der weder gruselig, noch in irgendeiner Weise stimmig ausgefallen ist, aber auch ein Werk, das solide genug ausgefallen ist (hauptsächlich durch Besetzung und Charakterzeichnung), dass er nicht zum Totalausfall wird. Nach dem Sichten fragt man sich jedoch, warum man durch dieses ereignislose Etwas durch musste, um am Ende festzustellen, dass keine einheitliche Motivation und Gesetzmäßigkeit in den Taten, der Mystik und dem faktischen Hintergrund der Puppen wiederzufinden war, was den Streifen noch gehaltloser macht, als er es ohnehin schon war. OFDb
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