Erzählt wird die Geschichte über Rückblicke, um nach und nach die Geheimnisse aufzudecken, welche die Ereignisse um einen irren Serienmörder mit skurriler Gesichtsbekleidung im Sommercamp aufwerfen. Neue Erkenntnisse werfen Bekanntes immer wieder um, so dass aus bereits Erzähltem entweder neue Versionen werden, oder andere Blickwinkel aus neuen Erkenntnissen geschöpft. Man bedient sich z.B. an der herrlichen Idee des Leichenzählens aus "Was macht der Tote auf der Wäscheleine" und kombiniert dabei stets neue Zahlenanordnungen aufgrund neu gelüfteter Erinnerungslücken. Als Rahmenhandlung steht ein Telefonat zwischen unfreiwilligem Killer und Horrorfilm-Expertin an, was sich in den richtigen Situationen als flexibler Erzähl-Stil erweist, z.B. wenn die Expertin zwischendurch auch mal wen anders am Apparat hat. Das geschieht nicht aus einer möglichen Verzweiflung heraus einer drohenden Monotonie auszuweichen und wirkt außerdem nicht inkonsequent, aber beides könnte man vermuten, wenn "You Might Be the Killer" nicht so sauber zu funktionieren wüsste. Mögen wir auch harten Kills mit blutreichen Splattereffekten beiwohnen, die Konzentration liegt eindeutig im Humor-Sektor, und den bereichert man neben Splatstick und Genre-Parodie zusätzlich durch solch wundervolle Einfälle, wie den eingefangenen Reaktionen all jener, welche das Telefonat Stückchen-weise nebenbei mitbekommen, arbeitet die Horrorfilm-Expertin doch in einem Geschäft, so dass schockierte Kunden stets für uns lustige Kommentare bereit halten.
"You Might Be the Killer" läuft letztendlich etwas zu glatt und zu sehr im sicheren Bereich eingebracht, als dass man von einem großen Wurf reden könnte. Hierfür bedient er leider etwas zu sehr den alternativen Mainstream. Aber wer nicht all zu streng mit dem Produkt umgeht, kann kurzweilig unterhalten werden, auch wenn sich im Laufe der Zeit alles eher um eine verfluchte Maske, anstatt um einen Serienkiller a la Jason und Michael Myers dreht. Ich persönlich verzeihe diese "Täuschung" dem Film all zu gerne, zumal er dennoch immer wieder auf die Gesetzmäßigkeiten des Slashers zurückschwenkt. Und die Rückblick-Perspektive wird überraschend reichhaltig und vielfältig als Stilmittel genutzt, wenn es schon keinen wirklichen roten Faden, eine tatsächlich erzählenswerte Geschichte oder ein Filmerlebnis in zeitlich korrekter Reihenfolge mitzuerleben gibt. Brauchbare Mimen, eine handvoll lustiger Charaktere und "American Pie"-Liebling Alyson Hannigan in einer der Hauptrollen gehören auf die Haben-Seite, ein paar zu gewollter Witzchen, ein bemühter Beginn mit Startschwierigkeiten und ein Holzhammer-Schlag der Meta-Ebenen bremsen das Ganze wiederum ein wenig aus. Da aber außerdem eine handvoll wahrlich wertvoller Witzchen mit dabei sind, die es zwischendurch noch einmal richtig krachen lassen und für Überraschungen sorgen, sind auch diese Makel gern verziehen. Allein den allerletzten Schluss-Gag mag ich z.B. sehr. Das Herz der Verantwortlichen schlug am rechten Fleck, hier wird nichts zitiert oder parodiert, mit dem man nichts anzufangen wusste. "You Might Be the Killer" schaut sich nicht als Auftragsarbeit, sondern als liebevolle Verarsche, und das bereitet genügend Charme, um mit ihm nicht all zu hart ins Gericht zu gehen. OFDb
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