31.07.2021

WILD BOYS - DER SOMMER IHRES LEBENS (1990)

Mussten Corey Haim und Corey Feldman zwei Jahre zuvor in "Daddy's Cadillac" ebenfalls vergebens aufpassen, dass sie den Caddilac eines anderen nicht schrotten, was dort zu allerhand Chaos in lauter Komik führte, so findet die Überfahrt in "Wild Boys - Der Sommer ihres Lebens" auf die tragikomische, sanfte Tour statt. Auch diese ist nicht frei von lauten Momenten, Daniel Stern bekommt genügend Chancen sein Talent des lauten Schreiens unter Beweis stellen zu können, aber an sich kommt der Streifen doch besonnen daher, seine Charaktere ins Zentrum setzend anstatt den schnellen Witz. Die Schauspieler sorgen dafür, dass aus den Stereotypen greifbare Figuren werden, die man im Laufe der Zeit lieb gewinnt, auch den mürrischen Vater, welcher von Alan Arkin dargeboten der heimliche Star des Films ist. Doch die drei Söhne brauchen sich hinter ihm nicht zu verstecken. Jeder von ihnen ist wie die Faust aufs Auge besetzt, und die deutsche Synchronisation passt sich diesem Zustand an.

Wie so viele Jugend-Werke mit Patrick Dempsey, so ist auch "Coupe de Ville" (Originaltitel) nicht auf DVD und Bluray erschienen. Und im Vergleich zu seinen meist schnell vergessenen Teenie-Komödien "Loverboy", "Casanova Junior", "Happy Together" und "Sommer-Ferien - Total verrückt" ist es bei dem hier besprochenen Film eine wahre Schande, ist Regisseur Joe Roth doch ein herzenswarmer Film geglückt, der bewegt ohne in Kitsch zu baden und belustigt ohne seine Figuren vorzuführen. War sein "Die Supertrottel" (die Fortsetzung zu "Die Rache der Eierköpfe") zuvor eine Bruchlandung und sein erst 11 Jahre nach "Wild Boys" entstandener Folgefilm "America's Sweethearts" lediglich eine amüsante Komödie, mit der mehr möglich gewesen wäre, so trifft sein Road Movie genau ins Schwarze und bietet so allerhand Momente, an die man sich hinterher noch gerne erinnern wird. Allen voran sei die Diskussion um das Lied Louie Louie genannt, aber auch Roberts Verabschiedung von seinem Rektor, oder so ziemlich jede Dialogzeile Freds gehören zu den Highlights, ebenso wie die sanft gesetzte Schluss-Pointe.

"Wild Boys - Der Sommer ihres Lebens" macht sich zwar den Aspekt einer Krankheit zu nutze, die ab einem gewissen Zeitpunkt eine Traurigkeit über die Erlebnisse der drei Jungs schweben lässt, aber er rückt diese nie ins Zentrum und erschafft mit ihr, ebenso wie mit seiner Nostalgie und den wundervollen zwischenmenschlichen Momenten, einen lebensbejahenden Film. Das Drehbuch dieser rundum gelungenen Tragikomödie beschert den Figuren zudem die nötigen Eigenartigkeiten und Schrulligkeiten, die sie trotz ihrer Orientierung am Klischee so lebensnah machen. Ob es Buddy ist, der nach dem Sex sogleich einschläft, auch wenn er sich noch so vornimmt es nicht zu tun, oder Robert, der als jüngster stets kindischer, aber auch rebellischer auf die Ereignisse und auf seine Mitmenschen blickt, als es der verkrampfte Marvin macht, man gewinnt die Figuren schlichtweg lieb. Und selbst derbere Momente, wie das Szenario um herunter geschluckte Kotze, kommen mit einer Sympathie und sanften Note daher, dass man herzhaft auflachen und sich wundern darf, dass sie so kompatibel mit dem ruhigen, bewegenden Rest erzählt sind.  OFDb

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