24.11.2018

DIE RACHE DER EIERKÖPFE (1984)

Heutzutage ist es keine Seltenheit wenn Nerds zu zentralen Figuren von Filmen und TV-Serien werden. In Zeiten lange vor "The Big Bang Theory" und Co waren zwar bereits schüchterne Außenseiter häufige Hauptfiguren, gerade im Teeniebereich, der Geek jedoch, sprich der wissbegierige Andersartige mit Faible für Filme, Computer und Comics, bekam nur in der Ausnahme zentrale Beachtung geschenkt und wurde ansonsten nur als freakiger Sidekick verheizt, auch in Filmen mit Appell zur Toleranz für weniger coole Menschen. "Die Rache der Eierköpfe" stellt die Ausnahme im Teeniefilm der 80er Jahre dar, entstanden während eines Hochs des Genres in amerikanischen Kinos. Das Ergebnis mag trotz seiner ungewöhnlichen Hauptfiguren etwas schlicht und routiniert ausgefallen sein, sympathisch ist es jedoch trotzdem. Allerdings sollte man zum Originalton greifen, denn die deutsche Vertonung nervt gewaltig, gerade dann wenn die Verlierer ihre Nerdlache einsetzen, und das geschieht recht oft.

"Revenge of the Nerds" (Originaltitel) funktioniert aber ohnehin nur wenn man über kleine Schönheitsfehler hinwegsehen kann. Wie erwähnt folgt er den gewöhnlichen Wegen einer Teenie-Komödie. Und seine Helden werden teilweise derart penetrant peinlich dargestellt, dass es einem schwer fällt sie als Persönlichkeiten ernst zu nehmen. Besonders mit Blick auf den Versuch Teil einer schwarzen Studentenverbindung zu werden, sorgen die Entgleisungen für derartiges Fremdschämen, dass es unglaubwürdig wirkt, dass die krassen erwachsenen Vorsitzenden der Verbindung den Losern tatsächlich Sympathien abgewinnen können und sie Teil ihrer Bruderschaft werden lassen. Ebenso unrealistisch wirkt die glücklicher Weise nur nebenbei eingebaute Love Story um einen Nerd, der eine der elitären Angesagten anhimmelt. Wenn er final ihr Herz erobert, fühlt sich das alles andere als echt an, auch inmitten eines Filmes der aufgrund seiner Übertreibungen ohnehin nur ein comic-ähnliches Event sein möchte ohne authentischen Touch.

Dementsprechend sehenswürdig kommt der ruppige John Goodman daher, der in seiner Nebenrolle als Sportlehrer der Oberproll der ganzen Chose ist und gerade neben dem klein gebauten, nerdigen Uni-Direktor besonders asozial wirkt. Hauptsächlich den Eierköpfen und ihrem freakigen Anhang kommt jedoch der übertriebene Comicstil des Streifens zugute, unterstützt er doch nicht nur das Mitgefühl für die Außenseiter, sondern lässt einen auch versöhnlich auf deren Aktionen blicken. Wenn es um Rache geht, kennen die Außenseiter weder Moral noch Anstand, und da wird sich häufig auf eine umstrittene Art gerächt, die nicht ohne Grund in anderen Bereichen unserer Gesellschaft heutzutage diskutiert wird. Ob versteckte Kameras genutzt werden um jedes Persönlichkeitsrecht einer Frau zu missachten, oder das Vorgeben eine andere Person zu sein letztendlich zu Sex mit jemandem führt, mit dem man diesen nie hätte ausleben wollen, man verzeiht den Nerds ihre Schandtaten nicht weil auf ihnen bislang herumgeritten wurde - die Racheaktionen würden dem ihnen angetanen Unheil nicht gerecht werden - sondern weil der Film eine comicartige Übertreibung ist.

Manchmal ist "Die Rache der Eierköpfe" eine wackelige Angelegenheit, meist siegt jedoch der sympathische Part. Und seinen Höhepunkt erlebt der Streifen meiner Meinung nach in der musikalischen Darbietung der Nerds während eines Uniwettbewerbs. Hier wird demonstriert wie cool Wissen und das Anwenden tatsächlicher Hobbys sein kann, und damit wird den Sportlern tatsächlich einmal das zum Kampf entgegen gesetzt, was ihnen fehlt: Tiefgang. In einer realistischeren Auseinandersetzung der Mentalitäten hätte dieser Aspekt zum Zentrum werden müssen. In der lockerleichten Welt eines Comicfilmes, in welcher es derartiger Momente nicht hätte geben müssen, wird solch eine Szene zu einem unerwarteten Mehrwert. Davon hätte es ruhig mehr geben können, denn "Die Rache der Eierköpfe" ist wie erwähnt etwas zu innovationslos ausgefallen und eher Standardware im 80er Jahre-Teenie-Komödien-Bereich, auf recht naive Weise funktioniert der Streifen jedoch trotzdem angenehm genug um mit ihm seinen Spaß zu haben. Von der ersten von insgesamt bislang drei Fortsetzungen namens "Die Supertrottel" sollte man jedoch die Finger lassen.  OFDb

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