04.07.2022

GREEN CARD (1990)

Im Gegensatz zu vielen anderen romantischen Komödien, manch gelungene eingeschlossen, besitzt der von Peter Weir inszenierte "Green Card" eine erzählenswerte Geschichte, die auf einer ungewöhnlichen Idee aufbaut. Das ist keine Ausnahme bei dem guten Mann, der mit "Picknick am Valentinstag", "Die Truman Show" und "Die Autos, die Paris auffraßen" (um nur ein paar zu nennen) stets für das jeweilige Genre alles andere als Standard ablieferte. Die mit Gérard Depardieu und Andie MacDowell ideal besetzte Komödie ist dem Mainstream wahrscheinlich näher als alle anderen mir bekannten Werke des Ausnahme-Regisseurs, und doch unterscheidet er sich gewaltig von der Konkurrenz. Das beginnt mit einer komplett Kitsch-befreiten, geradezu erwachsenen Atmosphäre, ist ebenso zu bemerken in den reflektierenden, oft sachlich agierenden Hauptfiguren und zudem in einem psychologisch durchdachtem Entstehen einer Liebe unter ungewöhnlichen Umständen. 

Der Romantikgehalt ist arg zurück geschraubt und plätschert meist nur leise im Hintergrund vor sich hin. "Green Card - Scheinehe mit Hindernissen" (Alternativtitel) ist eine gekonnt gespielte Komposition, die in den richtigen Momenten und in der richtigen Dosis Gefühle aufkommen lässt, passend zum inhaltlichen Komponistenaspekt, der für einen großen Lacher, gefolgt von einem der intensivsten Gefühlsmomente des Films sorgt. Ohnehin hat Weir als Autor und Regisseur das Spiel beider Elemente im richtigen Mix im Griff, lässt einen eher schmunzeln als laut lachen, lässt aber auch Letztgenanntes gelegentlich zu, dies aber, ebenso wie die Romantik, nie unter Missachtung der Charaktere. Diese könnten unterschiedlicher nicht sein und beweisen auf gekonnte, anstatt auf blauäugige Art, das allgemeine Sprichwort der Gegensätze, die sich anziehen. Da zudem auch beide Landesmentalitäten glaubwürdig, aber nicht aufdringlich, als wichtiger Bestandteil in die Geschichte eingebunden sind, was man wohl der gemeinsamen Beteiligung beider Länder zu verdanken hat, atmet "Green Card" genau jenen Realismus, der das Ganze echt erscheinen lässt, ohne einem den für das Genre der Liebeskomödie so wichtigen Bereich des Träumens schuldig zu bleiben. Weir betäubt den Zuschauer diesbezüglich jedoch nicht, sondern lässt ihn sinnlich, verschmitzt und reflektiert das Erlebte mitempfinden. Dementsprechend erwachsen und konsequent darf auch der Schluss ausfallen.  OFDb

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