06.07.2022

HUBERT UND STALLER - STAFFEL 10 (2022)

Nach wie vor findet "Hubert ohne Staller" nicht zur alten Form zurück, so schlimm wie im ersten Jahr ohne Huberts ursprünglichen Partner wird es aber nicht mehr, eine Spur schwächer als die Vorgängerstaffel ist das zehnte Jahr jedoch trotzdem ausgefallen - wobei ich mir da auch nicht sicher bin, in wie weit meine Tageslaune den Blick darauf beeinflussen könnte, gefiel mir die zweite Hälfte der Staffel doch ebenso gut, wie das neunte Jahr, und habe ich die Folgen doch diesmal, für mich geradezu ungewohnt, mit größeren Abständen geschaut. Wie auch immer, die tollsten Kriminalfälle erzählt die Serie nach wie vor nicht, aber sie lebt noch immer gekonnt vom Charme der Figuren, dies mittlerweile auch von der Chefin und der Vorzimmerdame, die weit mehr und auch abwechslungsreicher in die Geschichten integriert wird als bisher. An Yazid in der Bäckerei gewöhne ich mich langsam auch, zumal er nicht nur dort agieren muss, seine Mitarbeiterin finde ich nach wie vor ziemlich uninteressant eingebracht, ihre Szenen könnte meist auch Yazid ersetzen. 

Hin und wieder blitzt die ursprüngliche Charaktereigenschaft Huberts bezüglich seiner Bildung auf, einen emotionalen Verbündeten bleibt die Serie ihm aber nach wie vor schuldig, um ihn wieder glänzen zu lassen wie einst. An Wortwitz mangelt es hingegen nicht, an Situationskomik ebenso wenig, die Fälle sind mit viel Witz und Charme erzählt. Und dass dies nicht mehr auf so geistreiche Art wie einst geschieht, ist man mittlerweile gewöhnt, sollte mit Kenntnis der letzten Jahre somit eigentlich auch nicht mehr verärgern. Die Pathologin wird zwar immer noch recht austauschbar integriert, bekommt aber immerhin ein paar wenige Ausnahmemomente beschert, in welchen sie mal mehr als der Stichwortgeber sein darf. Gesellschaftliche Phänomene, wie extremistischer Veganismus und der Irrsinn rund ums Gendern werden in einzelnen Episoden sympathisch aufs Korn genommen, ohne all zu hart mit derartig asozialen Zeichen unserer Zeit ins Gericht zu gehen. Dafür ist die Serie auch viel zu sehr auf angenehm seichte Feierabend-Unterhaltung getrimmt, ein zu grimmiger Grundton, oder gar ein zu selbstgerechter a la "Der Tatortreiniger", würde "Hubert ohne Staller" nicht gut tun, zumal die Episoden einen oft gut gelaunt entlassen, so wunderbar wie sie nach wie vor unterhalten. 

Einen tatsächlichen Tiefpunkt gibt es diesmal nicht, einen wahren Höhepunkt aber ebenso wenig. Schön ist hingegen mit anzusehen, wie die Figur des Girwidz immer abwechslungsreicher dreist agieren darf und damit die Leere, die Staller hinterließ, immer besser auszufüllen weiß - zumindest wenn man erst einmal akzeptiert hat, dass es nie mehr so werden wird wie einst zu den Hochzeiten dieser wundervollen Serie.  OFDb

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