25.07.2022

RESIDENT EVIL (2002)

Im selben Jahr, in dem "28 Days Later" den Startschuss für die überraschend lang laufende zweite Zombiefilm-Welle gab, erschien die Videospiel-Verfilmung "Resident Evil", bei der es zwar nicht zentral um Zombies ging, dieser Aspekt aber ein wichtiger Bestandteil der Rezeptur war, so dass man auch ihn zu den Auslösern der erfolgreichen Rückkehr der Untoten auf der Leinwand bezeichnen kann. Die Genialität des britischen Konkurrenzproduktes erreicht der Streifen freilich nicht, aber gerade mit Blick auf das, was mit fünf Fortsetzungen aus der "Resident Evil"-Reihe werden sollte, kann man das Ergebnis doch als überraschend geglückt bezeichnen. Und schon damals hat mir der von Paul W.S. Anderson gedrehte und produzierte Film äußerst gut gefallen. Dabei muss man es nicht einmal schön reden: "Biohazard" (Alternativtitel) ist ein Proletenfilm. Er haut mit extrem auf cool getrimmten Schönlingen männlichen und weiblichen Geschlechts in die Kacke, ist flott inszeniertes, auf Tiefgründigkeit scheißendes Action-Kino, das von einem Schauwert zum nächsten schreitet. 

Aber selten hat ein derartiger Streifen so kompromisslos auch außerhalb des dafür anvisierten Zielpublikums funktioniert wie hier, was nicht nur daran liegt, dass die rätselhafte Geschichte tatsächlich interessant erzählt ist, die oberflächlich gehaltenen Stereotype, die hier heldenhaft und selbstgerecht durchs Bild wetzen, sind zudem sympathisch genug aufgebrochen, um ihnen einen Hauch Individualität zu bescheren und um mit ihnen mitfiebern zu können. Auch das ein oder andere Ableben lässt einen nicht kalt, so ausreichend ist man emotional an die Figuren gebunden. Somit bilden Film und Figuren genügend Charme, um dem Treiben nicht nur semi-interessiert beizuwohnen, und der Comic-Charkter völliger Übertreibung lässt einen über manch sinnlose Spielerei hinwegsehen, wie z.B. jener, dass die künstliche Intelligenz viel zu menschlich agieren darf. Ganz im Gegenteil gehören auch derartige Bereiche zu den Zutaten, die aus "Resident Evil - Genesis" (Alternativtitel) das Liebhaberstück Hirnlos-Kino machen, das er geworden ist - zumindest für jene Freunde von Popkorn-Kino, die keine Werk-getreue Version des zugrunde liegenden Computerspieles benötigen. 

Zudem mangelt es nicht an Nervenkitzel. Im Gegensatz zu den Fortsetzungen darf man hier tatsächlich noch mitfiebern und mitleiden. Ob es das fiese Verteidigungssystem der Red Queen ist, all die Situationen, bei denen es immer um Sekunden geht, oder auch zu Beginn die Szene im Fahrstuhl, hier wird man als Zuschauer auf Trab gehalten, der Film bedient nicht einfach nur desinteressiert heruntergespult die Schauwerte. Das ist auch gut so, denn die Computeranimation, ob in manch missglücktem Zombiedesign oder mehr noch bezüglich des komplett per CGI entstandenen Endgegners, sind mit Augen von heute derart schwach ausgefallen, dass sie tatsächlich den Sehwert hemmen, und das sage ich als jemand, der mit "Lexx" und "Der Rasenmähermann" keine Probleme hatte. Hier ist es etwas anderes, da der Blick auf diese unschönen Animationen einen wahrlich aus dem pompösen, sonst professionell umgesetzten Geschehen reißt, was nur umso mehr klar stellt, wie sehr man in der rasanten Geschichte dieses Erstlings aufgehen kann. Für das (nicht zwingend notwendige) Endszenario lässt man sich ähnlich viel Zeit wie für den (ebenfalls nicht zwingend notwendigen) Anfangsbereich. Im Gegensatz zu den meisten Storys der Fortsetzungen ist der Handlungsablauf hier nicht billig dahingeschludert, das Ergebnis ist flott, aber nicht gehetzt, umgesetzt. 

"Resident Evil the Movie" (Alternativtitel) kann man als Film für sich gucken, die Fortsetzungen braucht man nicht nachholen. Mit Kenntnis dieser schaut sich aber gerade der Beginn recht erschreckend, der einen die letzten normalen Momente der Menschheit zeigt, bevor die Ereignisse in Gang gesetzt werden, die das Endzeit-Szenario über alles hereinbrechen lassen. Dafür sorgt zwar auch das apokalyptische Finale, die genauen Konsequenzen erst einmal durch die Teile 2 bis 6 kennen gelernt, lassen das alles jedoch noch etwas bitterer anmuten. Es ist nur ein Nebeneffekt, wahrscheinlich von den Verantwortlichen nicht einmal gewollt, aber es reicht um einer zweite Sichtung einen fiesen Zusatzaspekt zu bescheren. Seinerzeit habe ich "Resident Evil" ein paar Mal gesehen, so begeistert war ich von ihm, nun habe ich ihn nach etlichen Jahren erstmals wieder gesehen, hatte tatsächlich viel vergessen, und freue mich erneut positiv überrascht worden zu sein. Aber mit Kenntnis der extrem auf austauschbares Proletenkino getrimmten späten Fortsetzungen guckt man "Resident Evil - Ground Zero" (Alternativtitel) sicherlich auch etwas gönnerhaft. Es mag also sein, dass man ihn seinerzeit für sich entdeckt haben muss und Neueinsteiger darin heutzutage keinen kompromisslosen Leckerbissen mehr entdecken.  OFDb

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