25.07.2022

RESIDENT EVIL - WELCOME TO RACCOON CITY (2021)

Nach sechs Filmen mit Milla Jovovich war die unter Gamern nicht sehr beliebte, eher schundig erzählte "Resident Evil"-Kino-Reihe zu Ende erzählt. Der Freund der Spiele musste sich bislang mit Trickfilmen zufrieden stellen, wenn er halbwegs ein cineastisches Produkt zu seinem liebsten Hobby sichten wollte. Und mit "Resident Evil - Welcome to Raccoon City" versprachen nun auch die US-Amerikaner, dass es mit einem Neustart der Reihe (erneut produziert von Paul W.S. Anderson) nun auch deutlich näher Richtung Videospiel ginge. Ob nun darauf bezogen oder allgemein als Horrorfilm betrachtet muss man um das fertige Produkt jedoch keinen Wind machen. Fanatische Spieleanhänger sind ohnehin nicht zufrieden zu stellen, so wenig sie begreifen dass Kino ein eigenständiges Medium ist, das ein anderes nicht kopieren kann und sollte, und ein großes Ereignis ist "Resident Evil" (Alternativtitel) unabhängig dieses Aspekts ohnehin nicht geworden. 

Inszeniert von "47 Meters Down"-Regisseur Johannes Roberts ist ebenso wie in seinem Taucher-Horror nur unterhaltsame Routine entstanden, was zumindest ein weit besseres Ergebnis ist, als sein arg enttäuschender "Forest of the Damned" bot. Bezogen auf den Produktionsstandard und der Gelder und Möglichkeiten die hier verschleudert wurden, kann man streng genommen dennoch von einer Enttäuschung sprechen. Den Verantwortlichen des Streifens, und das dürften weit vor Drehbuch und Regie hauptsächlich die Produzenten gewesen sein, achtete man vorrangig auf Fan-Service (vergebens wie die Feedbacks im Netz zeigen). Da sehen Gebäude von Außen und Innen wie im Original-Game aus, Hunde und Vögel bekommen ebenso Beachtung wie die menschlichen Zombies und Mutationen (was in der Jovovich-Reihe aber ebenfalls der Fall war), sogar kleine Rätsel-Gimmicks, wie das Spiel auf dem Klavier zum Öffnen einer Geheim-Tür, sind enthalten. Ich habe "Resident Evil" seinerzeit nur als Gast beim Spielen in der Ausnahme beigewohnt und kann nichts weiter zu den Übereinstimmungen sagen, aber sicherlich wird auch der ein oder andere Rollenname von dort brav übernommen sein. 

Inhaltlich setzt "Resident Evil - Welcome to Raccoon City" zunächst anders an, bevor er den Bogen zu den Ereignissen aus der Vorlage schlägt, was meiner Meinung nach auch die richtige Entscheidung war. In einem Film mit nennenswerten Charakteren wäre es dadurch möglich gewesen Figuren und Hintergründe gut kennen zu lernen. Aber das ist in dem hier vorliegenden einfallslosen und oberflächlichen Drehbuch ebenso wenig der Fall, wie der Blick auf eine erzählenswerte Geschichte. Kreativ tobt man sich nur in der Optik aus, dem einzigen Schauwert des Streifens. Okay, man achtete auf nichts anderes, da tut es aber zumindest gut dass dieser Bereich auch tatsächlich zu funktionieren weiß. Letztendlich plätschert der Film aber auf diese Art nur vor sich hin, immer interessant genug um dran zu bleiben, aber nie etwas bietend das einen tatsächlich interessiert. Austauschbare Schauspieler treffen auf eine austauschbare Geschichte, und letztendlich verdankt man es Johannes Roberts, dass das Ganze dennoch gerade eben so gut geht. Der ist sichtlich um Suspense bemüht, versucht im lauten Overkill der Monster und Spezialeffekte so viele ruhige Momente des Gruselns wie möglich einzubauen (was zumindest im besagten neu gewählten Einstieg in die Geschichte noch am ehesten funktioniert), was zwar ein Kampf gegen Windmühlen ist, so zartbesaitet wie man sein müsste um sich tatsächlich zu gruseln oder gebannt mitfiebern zu können, aber es verleiht dem Produkt zumindest etwas mehr Klasse. 

Zum Glück habe ich im Vorfeld so wenig vom Neustart erwartet wie seinerzeit von "Resident Evil 6", deswegen kann ich so milde und versöhnlich auf beide Werke zurückblicken und trotzdem großzügig von unterhaltsamen Filmen sprechen. Zugegeben: die Neuinterpretation kommt weit weniger trashig daher als die Vorgänger, aber erwachsen oder zumindest gut erzählt sieht dennoch anders aus.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen