17.08.2022

SCHREI - DENN ICH WERDE DICH TÖTEN! (1999)

Dass Robert Sigl den Horrorfilm nicht nur als anspruchsvolle Kunst wie in "Laurin" beherrscht, sondern auch durchaus in der Lage ist den trivialen Slasher für zwischendurch zu inszenieren, zeigte er mit "Schrei - denn ich werde Dich töten!". Aufgrund der durch "Scream" ausgelösten Slasher-Welle Ende der 90er wurde er von RTL beauftragt einen deutschen Beitrag in diesem Fahrwasser zu drehen, basierend auf einem Drehbuch von Kai Meyer. RTL und Slasher, da darf man um das Ergebnis bangen, aber glücklicher Weise ist besagter Film kein Voll-Trash wie "Hai-Alarm auf Mallorca" geworden (von dem man nicht weiß wie freiwillig oder nicht er in seinen Peinlichkeiten badet), sondern tatsächlich ein nett anzuschauender Horror-Beitrag besagter Gattung, der sogar damit punktet Spannungsmomente verzeichnen zu können. Das können viele Slasher nicht von sich behaupten, oft nicht einmal die geglückten. Doch Sigl schafft es manch packende Verfolgungsmomente und düstere Szenen der Stille zu kreieren, Letztgenanntes manches Mal bemüht ohne intensiv zu wirken, manches Mal aber tatsächlich Gruselstimmung erzeugend. 

Trotz einer arg deutlichen Verbeugung vor Cravens großem Vorbild zu Beginn, die aber recht gewitzt klaut und variiert, ist "School's Out" (Alternativtitel) kein Abziehbild eines US-amerikanischen Filmes geworden, was in Deutschland keine Seltenheit gewesen wäre (siehe z.B. "Die Nacht der lebenden Loser"), sondern ein sich deutsch anfühlender Beitrag, der lediglich nach US-Vorbild entstanden ist. Damit steht der kleine TV-Film mit den deutschen Kino-Produktionen "Anatomie" und "Flashback - Mörderische Ferien" diesbezüglich in einer Reihe, etwas trivialer ist er aber im Vergleich dann doch ausgefallen, was spätestens zum Schluss sehr deutlich wird. Die ständigen Wendungen, Aufdeckungen und vor allen Dingen die Erklärungen, und dann schließlich auch noch die Gründe warum wer von wem zum Schluss getötet wird, wirken schon sehr konstruiert und treiben es ein wenig zu weit. Dies allerdings immer noch innerhalb des legitimen Bereichs dieser Art Film, die nie große Kunst war und sich schon immer spezielle Schwächen erlauben durfte, wenn nicht sogar musste. 

Zu konstruierte Momente gibt es auch sonst gelegentlich in "Schulabschluss" (Alternativtitel) zu sichten (was könnte man allein den Kommissar bei derart trotziger Ignoranz ständig ohrfeigen) , aber es sind Randerscheinungen in einer sich ansonsten rund anfühlenden Geschichte. Das Spiel mit dem Scherenmörder weiß zu gefallen, der Harlekin wirkt (und erinnert eher an "Die Todesparty" als an "Scream"), und der Kniff eine halbe Stunde vor Schluss das Blatt zu wenden, erlaubt es Regie und Drehbuch zwei sich nach Finale anfühlende Momente einzubauen und dafür zu sorgen, dass sich das Szenario nicht zu viel wiederholt, geschweige denn sogar langweilt. "Zeig keine Angst" (Alternativtitel) ist weit davon entfernt, streift dieses Gefühl nicht einmal, eben weil er flott und spannend erzählt ist und außerdem sympathisch besetzt (nicht nur mit Katharina Wackernagel in der Hauptrolle, sondern auch mit Niels-Bruno Schmidt, dem Stone aus den beiden "Schule"-Filmen). Auch das Mörderraten bereitet Freude, denn Meyer macht schnell klar, dass der entflohene Scherenmörder nur eine Auflösungsmöglichkeit wäre. 

Der wäre mir persönlich auch lieber gewesen, da ich die richtigen Psychopathen als ständige Wiederkehrer in derartigen Filmen persönlich mehr mag als die eher am Kriminalfilm orientierten Täter aus dem Bekanntenkreis. Und da "School's Out: Schrei - denn ich werde dich töten!" (Alternativtitel) erfolgreich genug lief, um ihm die Fortsetzung "Das Mädcheninternat" zu bescheren, wäre es auch diesbezüglich die bessere Wahl gewesen. Dort darf stattdessen eine mordende Nonne umher schleichen. Aber was soll man da meckern, das klingt schließlich ebenfalls reizvoll.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen