17.08.2022

DAS MÄDCHENINTERNAT (2001)

Zwei Jahre nach "Schrei - denn ich werde Dich töten!" gab RTL eine Fortsetzung in Auftrag, engagierte erneut Robert Sigl mit der Regie und Kai Meyer mit dem Drehbuch, schien ihnen aber neue Auflagen zu setzen, denn nach Entscheidungen ihrerseits klingt das nicht. Zumindest könnte ich anderweitig nicht verstehen, was der veränderte Ton der Fortsetzung soll, der wesentlich jugendfreundlicher daher kommt. Damit könnte ich noch leben, wenn es einzig um die Härte ginge, die in einem Slasher zwar nicht derart ignoriert und lediglich mit Andeutungen abgespeist gehört, wie hier geschehen, bei guter Umsetzung aber lediglich ein zu verzeihender Schwachpunkt gewesen wäre. Nein, diesmal geht es vordergründig viel um die Schicksale der auf der Insel anwesenden Teenagerinnen, die hier alle aufgrund persönlicher Schicksale therapiert werden. Das fällt leider viel typischer auf RTL-Niveau aus, als man nach Teil 1 meinen könnte, und so mutet vieles, was gerne tiefgründig oder emotional wäre, eher nach Seifenoper an, als nach empathischem Verstehen. 

Natürlich wäre Letztgenanntes in einem Trivialprodukt auch nur bedingt zu erwarten gewesen, und genau deswegen ist es von Anfang an die falsche Entscheidung die Tragik der Figuren zu sehr ins Zentrum zu rücken. Mit dem heimlichen Auftauchen eines Freundes der Hauptfigur kommt man dem Seelenleben der Jugendlichen schon eher näher, aber auch das will inmitten des weichgespülten Grundtons nur bedingt wirken, gibt der sonst meist wackeligen Psychologie der Erzählung aber zumindest ein wenig Rückendeckung, wenn besagter Freund Stärke in Nina weckt und ihr auch emotionalen Rückhalt gibt. Leider hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, er würde Ninas Sidekick aus dem Vorgänger ersetzen. War dieser zunächst eingeplant, und wurde die Figur auf die Schnelle ausgetauscht? Möglich wäre es. Aber da so vieles auf die Schnelle entschieden wirkt, kann das auch täuschen. 

Schade ist es um die wundervolle Kulisse, da sowohl die Insel außen, als auch die Gebäude innen idealen Schauwert für einen Horrorfilm bieten, so idiotisch sich die Orte theoretisch auch für eine psychiatrische Klinik eignen, und mag sie auch noch so modern sein. Zumindest würde dies zu den Horrorgenre-typischen Idiotien gehören, die man als Freund dieser Art Film entweder verzeiht, oder bereits aus Gewohnheit übersieht. Auf viele andere Unlogiken trifft dies aber leider nicht zu, meist die Gründe von Trennungen oder Verzweiflungstaten betreffend. Außerdem geht Sigl diesmal das Gespür für einen funktionierenden Spannungsbogen flöten, wirkt doch jegliche Sequenz, die Spannung erzeugen soll, zu formelhaft inszeniert, zu sehr auf Bewährtes setzend, ohne dass die Rahmenbedingungen wirken. Was mit flinker Kamerafahrt oder Parallelszenen im Vorgänger funktionierte, zeigt diesmal keine Wirkung. 

Das liegt aber auch daran, dass der Film zu viel bei Tag spielt und die Hintergrundmusik sich selbst dann noch mehr auf die Tragik, anstatt auf den Horrorgehalt konzentriert, wenn der Horrorpart in der Handlung endlich das Oberwasser gewinnt. Dennoch bleibt der größte Übeltäter des Nichtfunktionierens das Drehbuch, das einen nicht wirklich für die einzelnen, zu austauschbaren, Randfiguren interessieren lässt, diesmal keinen sterben lässt, dessen Ableben für das anvisierte Jungpublikum schwerer zu verkraften gewesen wäre, mit dem Vorgaukeln von Tragik ein Betroffenheitsszenario bietet, anstatt empathisches Gefühlskino, und sich diesmal bis zum alles entscheidenden Finale wie ein Langstrecken der Zeit anfühlt, um bloß auf (schließlich über) 90 Minuten zu kommen. Leider fehlt es aber selbst im Finale angekommen an Stimmung und Spannungsbogen. 

Letztendlich ist "Insel der Anst" (Alternativtitel) nur deshalb nicht völlig bei mir unten durch, weil die Legende der Insel zu funktionieren weiß, böse Nonnen immer gehen (selbst wenn sie optisch nur halbherzig abgefertigt werden wie hier geschehen), die Crew eine ungeheure Sympathie auszustrahlen vermag, und man einige Zeit tatsächlich miträtselt wer denn nun der Mörder ist. Schön fand ich außerdem, das man versucht hat dem Harlekinkostüm erneut Bedeutung zuzuschreiben. Aber das wurde leider auf solch unsinnige Art angegangen, dass es keinen psychologischen Effekt erzielt. Das Verbrennen der Maske am Ende wirkt da schon mehr, was erst richtig intensiv umgesetzt wäre, wenn man die Kamera nicht so penetrant lang drauf gehalten hätte. "School's Out 2 - Die Insel der Angst" (Alternativtitel), der manchenorts auch als "Das Mädcheninternat - Deine Schreie wird niemand hören" veröffentlicht wurde, ist aber nun einmal ein Film der Fehlentscheidungen.  OFDb

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