03.09.2022

SCREAM (2022)

Wieso "Scream" und nicht "Scream 5"? Das beantwortet sich im Laufe des Films und dies humoristisch treffsicher und reflektiert. Und da, trotz ansonsten spürbar ernsterer Herangehensweise, auch die anderen Bereiche mit letztgenannter Eigenschaft trumpfen, kann man den Verantwortlichen ruhig zugestehen verstanden zu haben, was der mittlerweile verstorbene Vater der Reihe, Wes Craven, mit seinem Werk gemeint hat, so dass dieses im Geiste respektvoll fortgesetzt wird. Freilich erreicht man nicht ganz das Niveau der guten Teile der Reihe (und den genialen Teil 1 ohnehin nicht), aber großteils weiß es zu gefallen, was man hier geboten bekommt, und somit ist der fünfte Teil besser ausgefallen als der magere "Scream 3". Die Altstars der Reihe werden zurückhaltend, aber mit genügend Präsenz ins pseudo-frische Geschehen gesetzt. Zwar gefiel mir die Positionierung der beiden ursprünglichen Hauptfrauen im Finale nicht, da fragt man sich zurecht wo ihre Natürlichkeit geblieben ist bei derart viel Kampfbitch-Mentalität, aber das ist die Ausnahme von der Regel, dass ansonsten gut abgeguckt von den Vorgängern vorgegangen wird. 

Das brauchbare Ergebnis ist jedoch nicht nur erzielt durch das Abgucken von Vorgegebenen, eigene Ideen bereichern den Plot ebenso. Da man zudem zum Mördermitraten eingeladen wird, es an spannenden Szenen nicht mangelt und die Grundatmosphäre des Streifens ebenso zu gefallen weiß, wird man zumindest unterhaltungstechnisch befriedigend bedient. Zudem weiß der Kniff zu gefallen, dass "Scream" sich nicht nur an uns bekannten Filmen orientiert, wenn über das Horror-Genre diskutiert wird, sondern sich zu einem guten Teil auch an der seit "Scream 2" in der "Scream"-eigenen Welt existierenden fiktiven "Stab"-Reihe bedient. Immerhin leben die Figuren des Streifens in einer Welt, in welcher "Stab" zur Endlosreihe herangewachsen ist, mit all den Krankheiten die eine solche befallen kann. Und das wird nicht einzig der augenzwinkernden Spielerei wegen genutzt, es wird zu einem wichtigen Eckpunkt der Ereignisse. Manch psychologisch gewolltes Spiel fällt hingegen weniger raffiniert aus, als von den Autoren scheinbar vermutet. So verdächtigt man beispielsweise nie das erste Opfer Täter zu sein, eben weil man mit ihr die Eingangssequenz aus dem Original variierte und sie es somit nicht sein kann. 

An derartigen Stellen baut man wahrscheinlich auf die Vergesslichkeit einer sich nicht mehr sonderlich gut konzentrierenden Generation, denn diese ist im Gegensatz zu "Scream 4" Zielpublikum, anstatt der Stammzuschauer, aber selbst der wird mit nicht all zu hohem Anspruch solide unterhalten. Ja, "Scream 5" (Alternativtitel) ist nicht der Leckerbissen, den man sich nach dem überraschten geglückten vierten Teil elf Jahre später gewünscht hat, und die Fortsetzungsart, welcher er sich diesmal annimmt, ist so konstruiert wie jene aus Teil 3, so dass nur extreme Filmfreunde darin tatsächlich eine eigene Art Fortsetzung erkennen werden (jene, für die "Creed" kein "Rocky 7" ist), aber darüber zu stolpern und sich davon den Sehspaß verderben lassen, wäre nicht minder engstirnig. Da man zudem Gefallen an den neuen Figuren finden kann und auch die Dramaturgie nicht vernachlässigt wurde (die in zwei Szenen allerdings kurzfristig aufgrund ihrer Theatralik eher wie eine Seifenoper anmutet), kann man auch als älteres Semester zu Genüge mitempfinden und sich für die Geschehnisse interessieren, anstatt das Ganze nur theoretisch mitverfolgen zu können. 

Gerne kann es so weiter gehen, das vorhandene Niveau reicht mir für kommende Fortsetzungen. Hauptsache sie fühlen sich weiterhin als Teil des Ganzen an, so wie es "Scream 5" geschafft hat. Im Gegensatz zu den Teilen 2 und 3 weiß zudem die Mörderauflösung zu gefallen, auch in ihrer (überraschend nicht störend geschwätzigen) Begründung.  OFDb

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