26.12.2022

CHRISTMAS BLOODY CHRISTMAS (2022)

Bei diesem Slasher, in dem "Santa's Slay" auf "Terminator" trifft, denkt man unweigerlich an den bösen Weihnachtsmann aus "Futurama". Während vergleichbar schräge Ideen wie Wirbelwind-Haie in "Sharknado" oder der metallene Werwolf aus "Metal Beast" als kostengünstige Filme produziert wurden, darf man sich in "Christmas Bloody Christmas" auf eine professionelle Produktion freuen, in welcher Spezialeffekte, Darsteller und Regie zu überzeugen wissen. Mag das Drehbuch sich auch nur auf das Wesentliche konzentrieren, es ist in Bezug auf Handlungsablauf und Charakterzeichnung treffsicher ausgefallen. Joe Begos, auf dessen Konten u.a. auch "Almost Human", "Bliss" und "VFW" gehen, weiß das Ganze nicht nur flott und packend umzusetzen, er verleiht dem Streifen auch häufig einen Spannungsbogen der die Nerven kitzelt. "Christmas Bloody Christmas" ist konsequent erzählt und erlaubt sich nur die im Genre üblichen Idiotien, die jedoch nie bitter anmuten. Verzichtet wird auf übermäßigen Humor, das fertige Ergebnis ist trotz kurz aufblitzender, schwarzhumoriger Elemente keine Horror-Komödie, es ist ein lupenreiner Slasher in der Action-Variante. 

Auslöser des Amokslauf ist ebenso wie in "Evolver" ein ursprüngliches Militärprogramm, das sich gegen die neue Unterhaltungssoftware durchsetzt. Während der Vergleichsfilm hochgradig naiv erzählt ist, ist Beogos' Werk bitterböse, hält sich konsequent an die Regeln dieser Art Film, überrascht in passenden Punkten aber mit unerwarteten Variationen. Und inmitten von Terror, Attacken, Schießereien und Blut lässt einen das Schicksal der unfreiwilligen Heldin zudem nie kalt. Man leidet mit ihr über Verluste, man kann ihre Wut mitempfinden, sogar ihre Hilflosigkeit spüren, und wer alternative Kulturen lebt, kann sich auch leicht mit ihr in der Vorphase identifizieren, dann begreift man dass sie bei weitem nicht so primitiv und asozial ist, wie sie auf manch einen zunächst wirken mag. Stattdessen erleben wir lange nach "Alien" endlich wieder eine unverfälschte, weibliche, emanzipierte Hauptfigur mit Stärke und Selbstbewusstsein, was umso schöner ist, da "Christmas Bloody Christmas" im Gegenzug keinen Genderblödsinn aufkommen lässt, keine Nebenfigur obligatorisch homosexuell sein lässt, keinen Quotenschwarzen künstlich auftischt, sprich keine fragwürdige und meist unangenehm anmutende Korrektheit an den Tag legt. Andererseits verzichtet er umgekehrt in seiner entspannten Art auf Provokationen und pseudo-harte Coolness. Weder an Politik, noch an Skandalen interessiert wird schlichtweg versucht das übliche Muster des Horror-Genres so interessant und aufregend wie möglich zu präsentieren. Und das ist den Verantwortlichen dieses Streifens meiner Meinung nach geglückt.  OFDb

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