26.07.2023

MORD IN DER RUE MORGUE (1971)

17 Jahre nach der zweiten Verfilmung "Der Würger von Paris", scheint "Mord in der Rue Morgue" die dritte zu sein. Aber Billigfilm-Produzent Samuel Z. Arkoff machte unter dem berühmten Titel nach Edgar Allen Poes Kurzgeschichte etwas, das er in den 00er Jahren auch mit den angeblichen Neuverfilmungen seiner eigenen 50er Jahre-Klassiker tat (u.a. "Teenage Caveman" und "Der Todesengel aus der Tiefe"): er blendete mit dem Titel, um etwas völlig anderes zu erzählen. Poes Kurzgeschichte ist hier Poes Kurzgeschichte, der Film ist also in unserer Realität angesiedelt. Eine Theatergruppe führt das Stück jüngst auf. Deren Bühneninterpretation am Rande ist alles an Übereinstimmung. Ansonsten geht es in Gordon Hesslers Version darum, dass aktuelle und ehemalige Mitglieder der Theatertruppe nach und nach von einem Wahnsinnigen ermordet werden. Da es sich um einen Totgeglaubten handelt, der aufgrund einer Verunstaltung im Gesicht maskiert hinter der Bühne herumhuscht, ist die Verwandtschaft dieser "Vier Frauen und ein Mord"-Version unübersehbar: "Das Phantom der Oper". 

Freilich orientiert man sich auch an diesem nur recht lose, und so wohnen wir im Hauptplot dem Lüften eines Geheimnisses um ehemalige Verbrechen bei, das wir als erfahrene Gruselfreunde bereits im Vorfeld kennen, zumal weitere Möglichkeiten der Auflösung kaum möglich sind. Viel anders wird das 1971 ebenfalls nicht gewesen sein. So kurz vor dem Aufbruch der modernen Terrorwelle des Horrorfilms im besagten Jahrzehnt war man die alten Klischees und Abläufe des Genres schon so gewohnt wie wir heute. Trivial und vorhersehbar wird "Murders in the Rue Morgue" (Originaltitel) also bereits damals gewesen sein. Ob er sich zu dieser Zeit aber auch derart charmant geschaut hat, wie nun in seinem Retro-Gewandt viele Jahrzehnte später, lässt sich nur schwer erahnen. Selbst heutzutage gehört der Streifen diesbezüglich nicht zu den Highlights nostalgischer Gruselfilmzeiten. Aber er ist die nette Fließband-Dutzendware für zwischendurch, die all das liefert, was man erwartet (freilich erst wenn man begreift keine Poe-Verfilmung zu sichten) und mit bekannten, wie talentierten Gesichtern dieser Dekade Horrorfilm trumpfen kann. 

Wer nicht zu viel erwartet, wird also solide unterhalten, ohne all zu viel Brutalität und tatsächliche Gruselstimmung. Selbst der augenzwinkernde Umgangston ist rar gesät, für einen theoretisch verschmitzten Täuschungsversuch. Die Klasse eines "Theater des Grauens" und die Raffinesse eines "Das Schreckenskabinett des Dr. Phibes" sucht man in dieser Schnellschussproduktion vergebens.  Wiki

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