23.08.2023

STEAMBOY (2004)

Ein Superheld mit Dampfantrieb, das klingt so gewagt, wie interessant, bietet Möglichkeiten auch in einer modernen Umsetzung Retro-Touch zu versprühen, und ist dadurch möglich, dass "Steamboy" ähnlich wie "Wings of Honneamise" in einer alternativen Vergangenheit spielt. Als japanischer Zeichentrickfilm umgesetzt hat man freilich keinen üblichen Superhelden-Stoff zu erwarten und einen geistlosen schon mal gar nicht. Sehr politisch und gesellschaftskritisch kommt der Film daher, der zwar nicht auf Stereotype verzichtet, Gut und Böse jedoch nicht simpel trennt. Es sind zwei Seiten Idealismus zwischen denen der kleine Junge steht, der erst recht spät zu der Figur wird, für die man ursprünglich eingeschaltet hat. Aber in solch technischer, wie erzählenswert anspruchsvoller Umsetzung wartet man gerne bis zu jenem Moment, den man verspätet umso mehr feiert, denn das nie wirklich Partei ergreifende Szenario rund um Extremismus und der Verantwortung für Forschung und Wissenschaft kommt nie falsch daher, täuscht den Zuschauer gerne mal so sehr wie den Protagonisten selbst und lehrt dem kleinen Helden niemandem zu trauen, außer sich selbst. Es ist schön zu erleben, dass eine verwöhnte, keifende Zicke zu den Helfern der zentralen Figur gehören darf (nicht ohne sie innerhalb eines Blickes in die Zukunft als jene unangenehme Erwachsene zu zeigen, zu der sie werden muss), ebenso wie halt eine veraltete Form des Fortschritts hier einem Helden Antrieb gibt und Wissenschaftler zu herrlich anzuschauenden Kriegsmaschinen inspiriert. Wenn diese Richtung Finale zum Einsatz kommen, geht in dem durchdachten Stoff die Post ab. Der Krieg tobt, Gewinner wird es nicht geben. Inmitten von Idealisten, Kapitalisten und Kriegstreibern liegt es am Steamboy das Gleichgewicht wieder herzustellen, das Schlimmste zu verhindern, und erwachsen wie sich der Stoff gibt, wird all dies freilich auf Kosten vieler Opfer erreicht. Blauäugig ist "Suchimubôi" (Originaltitel) von "Akira"-Regisseur Katsuhiro Ôtomo nun wirklich nicht ausgefallen. Inmitten von Extremismus und Krieg hält er jedoch stets ein Herz für den Helden und für die dumme Menschheit bereit, frei von Kitsch und erhobenem Zeigefinger.  Wiki

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