Zuvor erwecken sie jedoch gekonnt einen mystischen Baum zum Leben, während die meisten weiteren übernatürlichen Gimmicks zur Mitte der Geschichte eher auf Tierdressuren bauen. Wenn Kojoten einen nachbarschaftlichen Freund attackieren, weil dieser hinter das Geheimnis der Babysitterin gekommen ist, dann erlebt der bis dahin ruhig vor sich hin plätschernde Film seinen ersten düsteren Höhepunkt, der die Spannungsschraube mit einem Mal enorm anzieht. Zuvor trumpfte die unterschwellige Stimmung, angereichert mit der erotischen Darbietung von Jenny Seagrove, die keine Scheu vor Nacktszenen hatte, innerhalb eines Drehbuchs (vom Autor der Buchvorlage, Regisseur Friedkin und einer dritten Person geschrieben), welches glücklicher Weise das Klischee des Seitensprungs umgeht und lediglich kurz mit der Versuchung eines solchen spielt. Bizarr mutet die Nacktheit im Wald an. Da reicht es bereits, dass die Dame sich im Evakostüm am Baum räkelt, oder wie Gott sie schuf, als eine Art Königin der Natur, auf einem majestätischen Ast liegt, während diverse Tiere ihren Kontakt suchen.
Zwar bietet Friedkin auch nach dem Todesfall des Nachbarn genug Spannungspotential, wenn das zentrale Pärchen hinter die Wahrheit kommt, wird die bis dahin rational nachvollziehbare Geschichte jedoch eine Spur zu konfus. Eine plötzliche Flucht aus der Klinik, anstatt dort auf Hilfe zu hoffen, sowie eine Irrfahrt mit dem Auto durch den Wald, ohne dass es Sinn macht dass der Mann samt Baby in diesen hinein rennt, noch dass die Ehefrau weiß wohin der Mann gerannt ist, wirft den Zuschauer mit einem Mal aus der bisher bestehenden Ordnung heraus und erwartet von ihm brav dabei zuzusehen, wie das plötzlich aus dem Nichts auftauchende, sinnlose Treiben effektiv von tollen Tricks und einer spannenden, wie auch temporeichen Umsetzung, getragen wird. Ja, "The Guardian" (Originaltitel) weiß auch in dieser etwas idiotischen Phase zu unterhalten, aber eben nicht mehr auf jenem ernstzunehmenden Niveau, auf welchem sich der Streifen bislang befand.
Mit der Rückkehr ins Haus und dem Glauben an den Tod der Nanny, obwohl man aufgrund ihrer Flugkünste bemerkt hat, dass sie übernatürliche Fähigkeiten besitzt, setzt die Geschichte im tatsächlichen Finale angekommen ihren Unsinn weiter fort, anstatt den bisherigen Blödsinn Ausrutscher sein zu lassen. Immerhin entschädigt dort die emanzipierte Aufteilung des Pärchens für so manchen Nonsens, wenn es die Frau ist, die dem Aggressor in Menschengestalt gegenüber treten darf, während der Mann sich per Motorsäge mit dem Horrorbaum beschäftigt. Obwohl sich die Geschichte kurzfristig für die Geschehnisse der Vorgängerfamilie interessiert hat, bleibt einem der Film am Ende eine Thematik ihres Abschlusses schuldig und interessiert sich nur noch für die Rettung des Babys der Hauptgeschichte. Hier schließt die Erzählung nun so egoistisch, wie es Eltern sind, die ihr Kind bereits so früh Fremden überlassen. Na, das passt doch. Wiki
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