Nur selten gibt es Fehlentscheidungen zu sichten, wie etwa jene, dass das eiskalte Händchen ein Auge beschert bekam und damit optische Nähe zu den dämlich aussehenden Minions erhält (glücklicher Weise bleibt das Auge meist zu). Völlig daneben ist Onkel Fester geraten, der eher an die fröhlich-dämliche Disneyversion aus "Die Addams Family und die lieben Verwandten" erinnert, anstatt an den ungehobelten Schelm, dem der Stil seines Bruders fehlt. Der wiederum ist der typische Verweis auf die Rückbesinnung auf die Addams-Historie, ist er doch weder an Raul Julia, noch an John Astin angelehnt, sondern an den Comics, mit denen in den 30er Jahren alles seinen Anfang nahm. Auch verweist man andernorts in vielerlei Hinsicht auf die 60er Jahre-Serie, manches Mal auch auf die Kinofilme der 90er Jahre, so z.B. in der Bewegungsform des eiskalten Händchens geschehen. Die Besetzungen mit Chloë Grace Moretz als Wednesday und Snoop Dog als Vetter It sind ein kleiner Geniestreich für sich, und die Handlung wirkt wie ein chaotisch, typisch auf Cartoon-Stil, aufgeblasener Klassiker eines ansonsten typischen Addams-Abenteuers.
Freilich bekommt der Mainstream mit seinem Hang zur Angleichung sein Fett weg (so gar nicht subtil), der Wandel Richtung Addams-Mentalität wird treffsicher durch einen klassischen Look der Gothic-Szene dargestellt, und am etwas zu fröhlichen Ende akzeptieren beide Seiten ihre Andersartigkeit - ja, auch die Addams den Mainstream, und dies gar nicht so moralinsauer und anbiedernd verpackt wie man meinen sollte und wie leider in Burtons Netflix-Produktion geschehen. Dennoch wirkt das Ganze am Schluss eine Spur zu verwässert, während typische Mainstreameinflüsse heutiger US-Trickfilme sich im Rest des Streifens gerade eben noch passend kompatibel als wackeliger Drahtseilakt mit der Addams-Kultur arrangiert bekommen. Viele eigenständige Ideen, klassische Verweise, recycelte Gags, allerhand Hintergrundideen, Schelmereien, Insiders und manch überraschend morbide Randerscheinungen sorgen für kurzweilige Unterhaltung, weit über dem Niveau welches ich pessimistisch im Vorfeld erwartet hatte.
Zwar ist "The Addams Family" (Originaltitel) kein großes Kino geworden, wie die beiden Werke aus den Lichtspielhäusern der 90er Jahre, aber nach den ganzen Fehlversuchen der Wiederbelebung seit den zwei Realfilmen, tat es gut mal wieder eine positiv ausgefallene Version über die Addams zu sichten, welche sich mit dem Franchise auch tatsächlich auskennt, anstatt es lediglich zu plündern ohne dessen Mentalität zu teilen oder gar zu verstehen. Dass das Abspannlied so überhaupt nicht zum Flair der Addams passen will, kann man wiederum schon fast als Verweis auf den schrecklichen Abspann des 90er Jahre "Addams Family"-Films verstehen. Wiki
Die animierte Version kenne ich nicht. Bin ja immer noch großer Fan der 1990er Filmversion, fand aber auch die aktuelle "Wednesday" Serie recht unterhaltsam. Die scheint dir ja eher nicht so zu gefallen, wenn ich das aus deinem Text richtig herauslese.
AntwortenLöschenJa, ist richtig. In der verlinkten Wednesday-Besprechung noch deutlicher zu erkennen. Schön wenn wer diese Serie mag, aber Addams Family-Feeling ist da kaum zu erkennen.
LöschenIst halt mehr eine Netflix Young Adult Serie mit hippen Elementen. Aber Jenna Ortega ist durchaus eine würdige Nachfolgerin von Winona Ryder und verleiht der Figur Wednesday zusätzliche Facetten. Der Rest der Family kommt ja eh nur am Rande zum Zuge...
LöschenHaha. Ich hab wieder meinen Lieblingsfehler gemacht und Winona mit Christina verwechselt. Geht mir übrigens bei Sigourney Weaver und Jamie Lee Curtis genauso. Nobody knows why. :D
LöschenUnd ich habe es nicht einmal bemerkt. Habe automatisch Christina Ricci dazu im Kopf gehabt, so als hätte es da gestanden. :D
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