14.03.2023

WEDNESDAY - STAFFEL 1 (2022)

Über die Besetzung von "Wednesday" kann ich nicht klagen, sowohl die Erwachsenen, als auch die Kinder sind alle überzeugend besetzt. Aber "Addams Family" ist das hier präsentierte nicht, schade. In einem unpassenden Mix aus "Harry Potter", Kinder-Krimi und einem Hauch "Addams Family" wird uns eine Serie für Teenager vorgesetzt, die Erwachsene fast komplett als Zuschauer ausblendet. Damit könnte ich noch leben, wenn die Mentalität der Addams sich in Wednesday wiederspiegeln würde, könnte sie doch ein Vorbild für das Zielpublikum in Sachen Andersartigkeit sein, wichtiger denn je in einer gleichgeschalteten Gesellschaft, die immer nur Vielfältigkeit vorheuchelt. Aber nein, Wednesday ist nicht das Mädchen, das wir in den 90er Jahren per Kinofilme besser kennen lernen durften, nachdem sie in der 60er Jahre Serie zu sehr unterging. Andersartigkeit dient hier lediglich als Rohdiamant der geschliffen werden muss, um am Ende wieder angepasst zu sein. Das ist eine traurige Mentalität, und der Weg dorthin ist derart unangenehm an die Addams angelehnt, dass er sich nie genug von dem Vergleich lösen kann. 

Selbst wenn dies kurzfristig gelingt, bleibt "Wednesday" im ersten Jahr zu infantil und vorhersehbar, wird trotz intensiver Beteiligung von Tim Burton auch nie morbide genug, gerade was den romantischen Aspekt betrifft. Nette Ideen, wie der Skorpion als Haustier, der Kosename kleine Regenwolke, das Elternbild vom eiskalten Händchen und ähnliches, werden überschattet von dämlichen Summsumms, einer Schule in welcher die Art der Addams zum Mainstream unter vielen wird, einem Onkel Fester, der statt Mörder und Leichenfledderer nur noch Bankräuber sein darf, dem im Internet mittlerweile zum Kult erklärten Wednesday-Tanz, der konstruierter kaum ausfallen könnte und vielen anderen unangenehmen Zutaten. Zumindest die Freundschaft mit der fröhlichen Mitbewohnerin hat mir ganz gut gefallen, auch in der Raumaufteilung, ja sogar in der gegenseitigen Annäherung. Warum man bei derartiger Distanz zum Comicvorbild für eine derartige Teenagerserie nicht auf neue Charaktere gesetzt hat, oder auf ein passenderes Franchise, will sich mir nicht erschließen. Zumindest ist Disneys Videothektenfilm "Die Addams Family und die lieben Verwandten" nun nicht mehr das einzig maue Realfilm-Projekt, das aus dem Vorbild gewonnen wurde.  OFDb

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