Der langweiligste Junge, der je die Hauptrolle einer Kindergeschichte bekleiden durfte, steigt ohne ersichtlichen Grund in einen aus dem Nichts auftauchenden Zug, obwohl er dem Milchhändler gerade mitgeteilt hat, er bräuchte dringend Milch für die kranke Mutter, noch heute. Okay, der Händler sagte, er möge später wieder kommen, aber wer weiß schon wie lang eine fliegende Eisenbahn, von der man nichts weiß, unterwegs ist? Aber die Sorge des Katzenjungen gilt ohnehin einzig nur der sich Sorgen machenden Mutter und nicht der Frage, ob sie krank im Bett liegend (tief im Dunkeln, wo der Zuschauer sie nicht sichten darf, um ein paar Kröten mehr an der ohnehin schon mauen Animation zu sparen) nun mehr denn je leiden muss, so ganz ohne Milch. Wie verabredet trifft Giovanni einen seiner wenigen Freunde im Zug, obwohl er gerade eben noch zufällig eingestiegen ist. Bei solch einer komplexen Geschichte, die immerhin auf einer Buchvorlage aus den 20er Jahren beruht, kann man aber auch wirklich mal den Überblick verlieren, also wirklich!
"Night on the Galactic Railroad" hat Preise bekommen, und dies sicherlich dafür, dass er Kinder in seiner sanften, zahmen Art nicht weh tut und Wissen über die Welt, sowie Fantasie vermittelt, aus dem Blickwinkel einer alternativen Katzenkultur. Dass der Streifen aber derart ruhig erzählt ist, dass dies nichts mehr mit einer angenehmen Vorgehensweise zu tun hat, sondern stattdessen den Eindruck hinterlässt, dass der Film selbst bei doppeltem Abspieltempo noch lahm wie ein Greis voran schreiten dürfte, schien der Jury ebenso egal zu sein, wie den Verantwortlichen des Streifens. Dass die Animation auch für einen 80er Jahre-Anime und auch für den Bereich des Kinderfilms alles andere als gelungen ist, in dieser fantasielosen, plumpen Art, die selbst die öde Animation von "Die Abenteuer des Sherlock Holmes" unterbietet, kann auch nur wer schön reden, der Kindern keine schönen Zeichnungen gönnt und dem es reicht, wenn die Kleinen gefahrenlos vor den Fernseher gesetzt werden können. Dass die Hauptfigur, wie eingangs erwähnt wurde, ein sehr langweiliges Wesen ist, hat keineswegs mit der Außenseiterposition zu tun, die ihm das Drehbuch zuschreibt. Es ist eigentlich schön, dass er sich für Wissenschaft interessiert und sich um seine Mutter kümmert. Aber er lebt in dieser ereignislosen Welt, in welcher jeder wie unter Betäubung kommuniziert.
Er ist also nur ein konsequenter Part seines unangenehmen Umfelds und hat somit gar nicht erst die Möglichkeit auf irgendeine Art interessant zu wirken. Passend dazu ist der aufregendste Moment des Helden, innerhalb dieses billig produzierten, einschläfernden Streifens, dann erreicht, wenn er begeistert aus dem Fenster des fliegenden Zuges blickt und dort Blumen am Himmel sichten darf. Zu diesem Zeitpunkt darf auch der Soundtrack endgültig damit anfangen zu nerven. Und es war der Zeitpunkt, der meine stets Anime-interessierten Freunde und mich aus "Ginga tetsudô no yoru" (Originaltitel) hinaus schmiss, so dass wir es hier mit einer dreisten Besprechung einer halben Sichtung zu tun haben. Schon auf 70 Minuten wäre "Night on the Milky Way Railroad" (Alternativtitel) ein Schlafmittel ersten Grades gewesen, das Produkt läuft jedoch über 100 Minuten, und dafür ist mir mittlerweile meine begrenzte Lebenszeit dann doch zu schade, und das will schon was heißen, bei all dem möglichen Schund, an den ich mich stets mutig und unfähig zu lernen heranwage. Mag das Besprechen einer halben Sichtung auch dreist erscheinen, der Film in seiner absichtlich plumpen, lustlosen und selbst für naive Kinderstoffe widersprüchlichen Art, war ebenso dreist. Gleiches mit Gleichem, heißt es doch so schön. Andererseits... warum rechtfertige ich mich hier überhaupt? Wiki
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