31.12.2023

AMERICAN POLTERGEIST (2015)

Das Prinzip einer vorgegaukelten Filmreihe bei der deutschen Titelsetzung, um schlechte bis mäßige Produkte lukrativer an den Mann bringen zu können, ist nicht neu. Ob es die "Anthony"-Reihe war, die "American Eiskrem"-Reihe, mittlerweile die gefühlt auf hundert Filme angewachsene "Paranormal Investigation"-Reihe, oder die Filme rund um "Das Ouija Experiment", scheinbar funktioniert diese Verkaufstaktik ganz gut, zumindest um die Allessammler an Bord zu holen. "American Poltergeist" heißt im ersten (und eigentlich einzigen) Film dieser "Reihe" zumindest im Original ebenso und ist ein Horrorfilm zum Abgewöhnen. Mike Rutkowskis einzige Regiearbeit, bei der er sich zusätzliche Posten wie jenen des Autors mit aufgeladen hat, ist ein schlechter Genre-Beitrag in Reinform, bietet er doch weder Grusel, noch nennenswerte Schauwerte, keine reizvolle Idee, zeigt keinerlei Herzblut und beweist sich damit als reines Produkt der Geldscheffelei, freilich ohne vorher genügend Finanzen darin zu investieren (von Kreativität und Engagement ganz zu schweigen). Wenn sich recht spät ein Hintergrund der ominösen Ereignisse des Streifens zeigt, dürfen wieder einmal die Taten der Mörderin Lizzie Borden für einen neuen Mythos des Mythos herhalten, was das Ergebnis umso austauschbarer macht. 

Die Charaktere sind eigentlich nur integriert, um den Zuschauer nerven zu können. Da gibt es das beleidigte Weichei von Kerl, welches sich für ganz normal hält und sich mit jedem jederzeit unsensibel wegen Nichtigkeiten anlegt, die Heldin darf anderen Unwissen vorwerfen, während sie nur dümmliches Zeug redet, ein anderer Charakter schwafelt stets von seinem kirchlichen Dienst und eignet sich deshalb nach der Logik dieser Studentenbande dafür, einen Exorzismus auszuüben. Dies zeigt nicht nur eine mangelnde Begrenzung an Beteiligten und die komplette Naivität des Streifens, diese Idee steht auch Pate für das extrem dümmlichen Drehbuch, welches den nicht gerade niedrigen Standard diesbezüglich in billig produzierten Horrorfilmen um einige Grade anhebt. So will die Heldin beispielsweise vor dem Beginn des letzten Drittels fliehen. Doch keines der vier Autos springt an. Nicht nur dass ihr Bruder daraufhin sagt, man würde morgen einen Techniker kommen lassen, so als wäre es völlig normal dass vier Autos gleichzeitig kaputt gehen (womit er sich schließlich nicht einer übernatürlichen Möglichkeit öffnen würde, sondern lediglich einer verbrecherischen), unsere Heldin kommt auch gar nicht erst auf die Idee das Haus dennoch zu verlassen, ganz ohne Auto, zumal der Spielort keine einsame Hütte im Wald ist, sondern ein Haus eines kleinen Vorortes. Da hätte man nur bis zur nächsten Haltestelle gehen müssen, einen Taxistand suchen können, oder einen der vielen Nachbarn und Bewohner des Ortes um Hilfe bitten können. 

Doch für derartige Alternativen steckt "The House of Lizzie Borden" (Alternativtitel) viel zu sehr mit dem Kopf im eigenen Arsch, denn da werden lieber Horrorklischees absolviert, anstatt vorher zu überprüfen, ob sie auch nur im Ansatz Sinn innerhalb des eigenen Plots ergeben. Dass das Ergebnis nicht gruselt, noch anderweitig begeistert und trotz der schlichten Laufzeit von 76 Minuten quälend lahm ausgefallen ist und fast rein vom Hinhalten lebt, um am Ende viel zu zahm zu präsentieren, was auch in einem Kurzfilm Platz gefunden hätte, überrascht alles nicht. Das theatralische Getue während des finalen Exorzismus bietet, gerade im Schauspiel der blonden Besessenen, jene Art Lächerlichkeit, wie sie in ganz klassischen Billigproduktionen des Genres häufig vorzufinden waren, nur dass diese mittlerweile meist einen angenehmen Retrocharme auszustrahlen wissen. In "American Poltergeist - Das Grauen kehrt zurück" (Alternativtitel) ist das hingegen nur peinlich geraten, wie alles was dieses Werk zu bieten hat.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen