26.07.2012

DIE KÖNIGE DER NUTZHOLZGEWINNUNG (2006)

Krischan kommt nach 12 Jahren in sein Heimatdorf im Harz zurück, ein Ort in dem er sich durch sein Verschwinden viele Feinde gemacht hat. Obwohl er ihnen Schulden beschert hat, kann er zwei alte Freunde überreden, mit ihm eine Holzfällermeisterschaft zu organisieren. Unterstützung erhalten die drei Arbeitslosen nicht, also wird der Wettbewerb umfunktioniert in eine Meisterschaft, bei der nur Arbeitslose antreten dürfen...

Schnapskopf mit Holzidee...
 
„Die Könige der Nutzholzgewinnung“ erzählt grob betrachtet eine recht schlichte Geschichte, da muss man sich nichts vormachen. Aber dieses kleine Stück Heimat-Komödie geht über den Plot des in den Geburtsort Heimkehrenden und jenen des Verlierers, der seiner Vision folgt, hinaus. Zwar plätschert der Film fröhlich vor sich hin, doch er erlangt Tiefe dadurch, dass er die Arbeitslosensituation in Deutschland ernst nimmt, die Betroffenen glaubwürdig widerspiegelt und sich für diese Thematisierung einen Ort aussucht der auf ganz spezielle Art betroffen ist.

Nun begeht Keilichs Film auch nicht den Fehler seine Geschichte, so wie es eigentliche Trivialunterhaltung zeigen würde, zu blauäugig zu betrachten. Die realistische Erzählweise lässt einen von Beginn an daran zweifeln ob private wie berufliche Ziele Krischans tatsächlich zum Erfolg führen. Das Drehbuch verschönt nichts, und weder Gesellschaft noch Staat kommen umhin Schelte einzukassieren.

Da kommt es dementsprechend gut, dass die Hauptfigur Krischan weit davon entfernt ist ein Sympathiecharakter zu sein. Zwar lässt sein Charakter Hoffnung auf Besserung aufkommen, immerhin kümmert er sich innerhalb seiner Grenzen liebevoll um seinen Sohn von dem er nichts wusste, aber Krischan ist schlichtweg zu dumm, um es besser zu wissen und baut dementsprechend durch mangelnde Bildung, seine schwanzgesteuerte Lebensart und seiner mangelnden Selbstreflexion immer wieder Fehler, die Menschen verletzen und in Schwierigkeiten bringen.

Krischan wird glaubhaft verkörpert durch den talentierten Schauspieler Bjarne Ingmar Mädel, den die meisten wohl als Berthold bzw. Ernie aus „Stromberg“ kennen, eine Rolle die der hier gespielten so gar nicht ähnelt, was wohl auch die Herausforderung war, erst recht wenn man als Schauspieler so stark mit seinem populären Part identifiziert wird. Schön dass Bjarne diese Chance ergriff, zumal er sich erneut als Kenner eines guten Stoffes erweist, etwas das nicht jeder in „Die Könige der Nutzholzgewinnung“ gesehen hätte.

Bislang war dies leider die letzte Regiearbeit von Matthias Keilich, der zuvor lediglich „Nicht Fisch, nicht Fleisch“ fertig stellte und den Kurzfilm „Zu“. Man muss jetzt nicht zwingend von einer großartigen Regiearbeit reden, aber immerhin schafft es Keilich seine Geschichte authentisch wirken zu lassen, und das ist ein Talent welches gerade deutsche TV-Projekte zur Zeit benötigen würden. Keilich schrieb auch das Drehbuch zum hier besprochenen Film, somit kann man ihm gleich zweifach zum positiven Ergebnis gratulieren.
 
Letztendlich bleibt die Geschichte eine Spur zu schlicht, um dem Film nun ein komplett gutes Ergebnis anzuerkennen. Dramaturgie und Inhalt sind selbst für ein authentisches Material etwas rar vorhanden. Vielleicht fiel es mir auch etwas zu schwer Krischan mit all seinen Fehlern, die ihn menschlich (gewollt) unsympathisch wirken lassen, als Identifikationsfigur anerkennen zu können. Ich konnte nicht wirklich mit einem Mann mitfiebern, der andere Arbeitslose austricksen möchte um das Preisgeld nicht bezahlen zu müssen. Das ist für die Geschichte zwar von Vorteil und lässt den Film ungewöhnlich erscheinen, auf der anderen Seite wollte der Regisseur jedoch scheinbar, dass man während des Wettbewerbs mit den Hauptfiguren mitfiebert. Das lässt die Art der Inszenierung zumindest vermuten. Und das ist nicht drin.

Dennoch sei Freunden deutscher Kost „Die Könige der Nutzholzgewinnung“ ans Herz gelegt. Er schafft es ähnlich wie „Schokolade für den Chef“ leichte Kost mit treffsicherer Gesellschaftskritik zu kombinieren. Dank hervorragender Darsteller (neben Mädel in erster Linie Frank Auerbach) wird die manchmal etwas banal erscheinende Geschichte dennoch zu einem kurzweiligen, charmanten Erlebnis für den Zuschauer.  OFDb

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