27.07.2012

HELL (2011)

Wir schreiben das Jahr 2016. Bereits seit 4 Jahren hat es nicht geregnet. Die Sonne scheint stärker denn je und hat auf Erden fast alle Wasservorräte vernichtet. Ernten gibt es nicht mehr. In dieser trostlosen Welt halten Marie und ihre kleine Schwester Leonie zusammen. In Begleitung mit dem Autobesitzer Phillip stoßen sie an einer verlassenen Tankstelle auf Tom. Da man vereint stärker ist, nehmen sie ihn mit. Aber ist ihm zu trauen?...

Die Sonne und Du...
 
Während der Sommer draußen endlich Höchsttemperaturen erreicht, sitze ich in meiner durch den Altbau bescherten angenehm klimatisierten Wohnung und schaue einen Film über eine böse Zukunft, in welcher übermäßige Hitze ein Dauerzustand geworden ist. Welch fiese Vorstellung, denke ich mir, ist der Weg nach draußen zum Kiosk doch schon kaum auszuhalten.

Als Aufhänger für einen Endzeit-Film ist diese Sonnenapokalypse zumindest einmal etwas anderes. Da zudem aus Deutschland stammend, sollte man mit einem Film rechnen der jenseits des Mainstreams liegt. Doch was kann man sich da irren. Dass jenseits des Mainstreams nicht immer etwas Positives bedeuten muss, bewies der Film „Wolfzeit“, und zumindest entpuppt sich „Hell“ als eine Art Zwischenproduktion, ein Werk für das Massenpublikum a la „Carriers“ ist er zumindest nicht geworden. Und doch ist es gerade dieser lückenhaftere, verwandte Film, der sich im Vergleich zu „Hell“ als der bessere entpuppt.

„Hell“ lässt sich durchaus angenehm gucken, aber schaffte es „Carriers“ das Misstrauen aller Menschen untereinander hervorragend auszubauen und das Dilemma seiner Endzeit-Idee in vielerlei Hinsicht auszuleuchten, so schafft es Regisseur Tim Fehlbaum, für den „Hell“ sein zweiter Langfilm war, nicht der so interessant klingenden Grundidee einer dominanten Sonne mehr Aspekte abzugewinnen als eine trostlose Einöde, Haut und Augen in Gefahr und das Wasser als höchstes Gut. Was auch immer der Film nach seiner dies zeigenden Einleitung berichtet, hätte thematisch in jeden weiteren Endzeitfilm gepasst, der mit einem anderen Katastrophenszenario arbeitet. Das sind vergeigte Chancen.

„Hell“ kommt anfangs recht trostlos daher, bleibt im Gesamtergebnis aber viel zu optimistisch was Erfolge und Teilerfolge der Protagonisten innerhalb der Handlung betrifft. Echte Schicksalsschläge lässt er ihnen kaum widerfahren. Fehlbaum geht recht schonend mit sensiblen Zuschauern um und liefert lediglich ein Grundlagenprogramm dessen ab was eigentlich möglich wäre. Zwar streift  dieser Science Fiction auch immer wieder bestialische Gebiete, beispielsweise wenn er in einer späten Phase deutliche Parallelen zu „Blutgericht in Texas“ aufweist, aber selbst dann werden den Helden zu wenig Steine in den Weg gelegt, als dass es wirklich spannend werden würde.

Dass gegen Ende Schutzmaßnahmen vor der Sonne kaum noch verwendet werden müssen, ist eine das Finale einfacher gestaltende Eigenschaft unnötiger Natur. Es wäre kein Problem gewesen diesen Aspekt weiterhin zu beachten und dennoch selbiges Ende zu erzählen. Gerade diese Haltung zum Finale hin verdeutlicht um so mehr das Desinteresse der Filmschaffenden ihrer eigentlichen Grundidee auch wirklich mehr abgewinnen zu wollen als den reißerischen Aufhänger zum Locken eines Publikums. Dieses Reißerische ist aber zumindest das einzige das an die Regiearbeiten Roland Emmerichs erinnert, jener Prominente, der den hier besprochenen Film produziert hat.

„Hell“ nimmt seine Figuren ernst genug, badet nie in euphorischen Gefühlsausbrüchen und bleibt in seiner simplen Geschichte möglichst sachlich - alles Eigenschaften die es unter einer Emmerich-Regie nie geben würde. Klischees blitzen an den Charakteren immer wieder auf, aber letztendlich lernt man nicht genug über sie kennen, als dass sie tatsächlich zu Stereotypen werden könnten. Die fehlende Vertiefung sorgt jedoch nicht, wie man meinen könnte, zu einem Desinteresse an den Protagonisten. Es verdeutlicht viel mehr, dass das Individuum in dieser Zeit nichts mehr wert ist. Das Ziel ist überleben.

Zumindest ist „Hell“ in diesem Bereich konsequent erzählt, auch wenn diese Idee in Endzeit-Filmen keine neue ist. Aber „Hell“ ist ohnehin nur der kurzweilige Zwischenverzehr für Cineasten geworden. Echte Science Fiction-Kenner werden hier nichts finden, was es nicht schon einmal ähnlich gab. Aber wer seine Ansprüche zurückschrauben kann und auch mit einer halben Spannungskurve zufrieden zu stellen ist, der kann sich Fehlbaums Werk durchaus einmal anschauen.  OFDb

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