05.08.2012

MIKEY (1992)

Ein kinderloses Ehepaar adoptiert den 9jährigen Mikey ohne zu wissen, dass sie sich damit einen mörderischen Psychopathen ins Haus holen...

Zu clever um normal zu sein...
 
Mikey, Mikey - Es ist cool in der Highschool - So hieß es damals bei "Parker Lewis", aber von der Highschool ist unser Horrorfilm-Mikey noch ein paar Jahre entfernt. Der süße 9 jährige Knirps wird gespielt von Brian Bonsall, den der ein oder andere vielleicht auch aus "Mc Millionär" kennt. Im Gegensatz zu Macaulay Culkin in "Das zweite Gesicht" spielt Bonsall das böse Kind nicht nur besser, es darf es auch auf eine andere Art verkörpern. War Culkin als mordendes Kind noch halbwegs psychologisch realistisch angegangen, spielt Bonsall einen Killer wie es ihn nur im Film gibt, was passt, da seine „menschliche“ Seite, die des intelligenten kleinen Jungen, ebenso filmtypisch unrealistisch eingebracht wird. In einem Horrorwerk wie „Mikey“ ist das auch durchaus legitim, sollen die 90 Minuten doch lediglich geistfrei unterhalten und keine Aufgaben einer Psycho-Studie erfüllen. Selbst der mögliche gesellschaftskritische Bereich wird maximal gestreift. Regisseur Dimster, für den dieser Film sein Regie-Debüt war, will uns nur kurzweilige Unterhaltung abliefern, und dieses schlichte Ziel ist ihm geglückt. Die Geschichte ist zahm und kurzweilig, aber auch überraschungsarm erzählt. Man lässt sich Zeit Atmosphäre aufzubauen und Charaktere kennen zu lernen, erst dann bricht der Horror in das für die Adoptiveltern so perfekt scheinende Familienleben.
 
Der Zuschauer ist von Anfang an eingeweiht, Mikey wird nicht zum ersten Mal morden. Gerade in diesem Punkt ist der Streifen am ehesten mit der "Stepfather"-Reihe zu vergleichen, denn auch Mikey will wie der Killer aus diesem einem perfekten Ideal folgen. Suchte der Stepfather die Harmonie eines biederen Familienlebens, da möchte Mikey der perfekte Sohn sein, ein Ziel dem seine ihm unbewusste wunderliche Art früher oder später im Weg steht. Wehe es läuft nicht so wie er will, dann muss eine neue Familie her. Mikey ist mit Brian Bonsall richtig gut besetzt. Man liebt ihn als niedliches Kind, und man genießt seine Auftritte wenn er mit böser Mine zum Mörder wird. Leider ist die deutsche Synchronisation nicht so prickelnd ausgefallen. Glücklicher Weise traf es die Stimme des kleinen Jungen noch am günstigsten. Der Rest wirkt oft zu kühl vertont, nie wirklich unprofessionell besetzt, aber die Übersetzung wurde einfach nicht auf hohem Niveau angegangen. „Mikey“ ist weder sonderlich blutig, noch sonderlich spannend. Er guckt sich einfach schön. Neben Bonsall ragt keiner der Darsteller mit einer besonderen schauspielerischen Leistung heraus, die Psychologie des Films und der Soundtrack sind gewöhnlich, die Regie wirkt routiniert. Da ist nichts was den Film neben seiner schön erzählten Geschichte aufwerten könnte. Schade ist das schon, das machte "Mikey" schließlich nicht ganz zu unrecht fast vergessen. Ihm würde aufgrund seines Charmes mehr Beachtung gebühren als sein stilles Dasein in verstaubten Videoregalen.  OFDb

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