Professor Oldman zieht um, und wird kurz vor Abfahrt von seinen
Kollegen aus der Universität überrascht, um seinen Abschied zu feiern.
Oldman vertraut seinen Kollegen an diesem Abend ein Geheimnis an: er ist
unsterblich und bewohnt diesen Planeten bereits seit der Steinzeit.
Glaubt der Mann tatsächlich daran oder spielt er ein Spiel mit seinen
Freunden? Die Kollegen versuchen im Gespräch alles, um Oldman der Lüge
zu überführen...
Steinzeit Senior...
Es stehen Aussage gegen Aussage. Und so wahnwitzig die Behauptung der Hauptfigur Oldman auch ist, wie lässt sie sich als Schwindel outen? Darin liegt der Kniff dieses Kammerspiels, denn wie will man etwas beweisen, das man letztendlich nicht beweisen kann, egal in welche Richtung.
Regisseur Schenkman lässt eine Gruppe Gebildeter auf die Behauptung des Unsterblichseins los, die alle mit Fachwissen trumpfen können um den ehemaligen Kollegen zu überführen. Aber wie das mit Wissen so ist: das kann sich jeder aneignen. Da es keine Zeugen oder Gegenstände als Beweise für die Behauptung Oldmans gibt, bleiben nur die Worte. Ein Wissen über das man gelesen haben könnte, ein Wissen das man von einem Gesprächspartner oder aus dem Fernsehen ernten kann. Einzig Nichtwissen, eine fehlerhafte Aussage, könnte Oldman entlarven. Aber die kommt ihm nicht über die Lippen.
Der Zuschauer wird ebenso wie die Kollegen des angeblich Unsterblichen in die Situation hineingeschuppst. Und es stellen sich verschiedene Fragen. Auf was will der Film hinaus? Ist Oldman unsterblich? Und wenn nein, was soll diese Behauptung und das konsequente Festhalten an dieser dann? Und falls ja, wie ist das möglich?
Der dialogreiche Film geht in der Theorie das Leben eines Unsterblichen durch, mit all seinen Freuden und Leiden. So muss es sein, denn nur auf diesem Weg wäre das Entlarven eines Lügners möglich. Doch Oldmans Erzählungen treffen genau das Wissen der Kollegen, und ein hinzugezogener Psychologe wird auch immer ratloser.
Nicht nur weil man für dumm verkauft werden soll, werden einige Kollegen mit der Zeit recht wütend. Da Oldmans Theorie auch im Widerspruch zu religiösem Glauben steht, kochen bald die Gefühle, fragt sich eine Christin doch zu recht, warum ihr Glaube mit Füßen getreten wird, für ein sinnloses Spiel der Provokation.
Ist Oldman unsterblich oder nicht? Mit der Antwort lässt der Film den Zuschauer nicht allein, so wie sich der vergleichbare „K-Pax“ zum Finale hin(auf geglücktem Wege) aus der Affäre zog. „Man From Earth“ gibt uns eine Antwort, und ob die jedem schmecken wird sei einmal dahingestellt, wird zum Ende hin doch um mindestens zwei Schritte übertrieben. Das hätte der Film nicht nötig gehabt und beraubt ihm etwas seiner Magie.
Dass diese Magie einzig über fesselnde Dialoge entsteht, zeigt auf ein neues, dass ein guter Film nicht von Spezialeffekten, abenteuerlicher Handlung oder Stars lebt, sondern von einem guten Drehbuch. Und dieses bietet uns eine interessante Debatte, im Gegensatz zu TV-Talks, seien es tägliche oder politische, ausgeführt von klugen Menschen, nicht von Schwätzern.
Was mir an den Erzählungen Oldmans persönlich nicht geschmeckt hat, war das ständige Auftauchen historischer Prominenz. Er behauptet Columbus gekannt zu haben, ebenso wie bekannte Künstler und Personen aus der Bibel. Dass ein Mensch der zwingend jede Menschheitsdekade miterlebt hat auch ständig mit Berühmtheiten in Kontakt kam, ist gar nicht nötig, sicherlich nicht einmal wahrscheinlich, zumindest in der berichteten Vielzahl. Immerhin war Oldman laut seines Berichtes eher der beobachtende Wanderer und nur selten jemand, der etwas bewegte.
Positiv ist hingegen in seiner Version das Bewusstsein eines Unsterblichen herausgearbeitet. Immerhin wurde Oldman gemeinsam mit dem Rest der Menschheit schlauer. Und besonders frühes Wissen hat er sich selbst aus Büchern angeeignet. Woher soll z.B. ein Steinzeitmensch wissen zu welcher Dekade er gehörte und wo er wohnte? Hier wird sein Nichtwissen, bzw. sein eingeschränktes Wissen nicht zur Entlarvung einer Lüge, sondern zu einem intelligenten psychologischen Kniff, der die Kollegen erneut in ihre Schranken weist.
Das gute an „Man From Earth“ ist, dass es egal ist, ob sich am Ende nun herausstellt ob Oldman nun unsterblich ist oder nicht. Der Film lebt von der Debatte, der Frage was wäre wenn. Und neben geschichtlichen und religiösen Aspekten stellt der Film auch berechtigt die Frage nach den psychologischen und physiologischen Möglichkeiten einer solch irrsinnigen Idee.
„Man From Earth“ ist ein ruhiger Film, bis auf kleine Ärgernisse gelungen, und eines jener Werke, deren Genre man nur durch Spoilern verraten kann. Da er sich viel mit der Idee der Unsterblichkeit befasst, gebe ich ihm das Genre Science Fiction, ob Oldmans Erzählung nun Lüge ist oder nicht. OFDb
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