Eine Frau zieht mit ihrem Mann in ein altes Mehrfamilienhaus. Dort
geht unauffällig ein Mörder um, der seinen Opfer mit Werkzeugen das
Lebenslicht raubt. Als die neue Mieterin auf das merkwürdige Treiben im
Haus aufmerksam wird und keiner ihr glauben will, stößt sie auf das
unheimliche Geheimnis hinter den Morden...
Werkzeug zweckentfremdet...
1978, vier Jahre nach dem legendären Horror-Schocker "Das Kettensägenmassaker", erschien eine kleine amerikanische Independent-Produktion namens "Der Bohrmaschinenkiller". In Fan-Kreisen zum kleinen Geheim-Tipp erklärt, erfuhr dieser nach einem viertel Jahrhundert die zur Entstehungszeit obligatorische Neuverfilmung, und wer wäre wohl eher dafür prädestiniert Hand an ein solches Projekt zu legen, als Tobe Hooper, der mit "Kettensägenmassaker" schon zuvor im Horror-Genre ein Werkzeug zum Mordwerkzeug umfunktionierte. Nun darf er dem damaligen Mitläufer in der harten Horrorwelle, die er selbst mit ans Laufen gebracht hat, seine persönliche Note bescheren, und auch wenn er die motorisierte Handsäge diesmal zu Hause lässt, so ließ sich Hooper doch unübersehbar von sich selbst inspirieren und jenem Werk, welches ihn einst so berühmt machte.
Gemordet wird mit allem was schön weh tut. Da greift der Killer mal zur Bohrmaschine a la "Driller Killer" und "Slumber Party Massacre" oder zur Nagelpistole a la "Nail Gun Massacre". Hooper spart im Gegensatz zu seinem Werk aus dem Jahr 1974 diesmal auch nicht mit gewalttätigen Bildern, und so manche Idee, wie der halb abgetrennte Kopf eines bis zu seinem Tode verdächtig erscheinenden Mannes, verlangt vom Zuschauer schon so einiges ab. Einen harten Magen oder jahrelange Horrorerfahrung sollte man im neuen Schreckenshaus des Herrn Hooper schon besitzen.
Was neues erzählt "The Toolbox Murders" nicht, nicht einmal wenn er kein Remake wäre. Langweilig wird es trotzdem nie, erschafft Hooper in der ersten Hälfte doch eine angespannte Atmosphäre mit gelegentlichen Gewalttaten und lässt ab der zweiten Hälfte die sympathische Hauptfigur in einen Alptraum hineinlaufen, der dem Horror-Fan aus dem Herzen spricht. Morbide Bilder, perverse Gewalttaten, eine dreckige Kulisse, ein krankhafter wie phantasiereicher Hintergrund der Geschehnisse und ein Soundtrack wie aus dem Lehrbuch für Terror-Filme sorgen für einen atmosphärischem Sog, dem man sich trotz Lücken im Drehbuch und einer altbackenen Geschichte nur schwer entziehen kann.
"The Toolbox Murders" setzt auf vordergründigen Horror ohne Tiefgang. Aber das ist geradezu typisch für Regisseur Tobe Hooper, ebenso wie der degeneriert wirkende Täter, der nicht von ungefähr an Leatherface und dem Mörder aus "Das Kabinett des Schreckens" erinnert und Hooper schon des öfteren einen faschistischen Ruf unter halbgebildeten Intellektuellen beschert hat. Lediglich das verdrehte Spiel mit dem Werkzeug, Werkzeug benutzen um zu verhindern dass es für das gebraucht wird wofür es eigentlich erfunden wurde, ist eine halbwegs gewitzte Hintergrund-Idee, welche dem Film eine gewisse Ironie beschert. Ob dies dem Remake oder dem Original zu verdanken ist, kann ich nicht beurteilen, habe ich den "Bohrmaschinenkiller" bislang doch nicht gesichtet.
Am gelungenen Ergebnis sind neben all den morbiden Zutaten und Tobe Hooper in erster Linie das an das "Dark Water"-Remake erinnernde Grundszenario eines heruntergekommenen Hauses und dessen hier lebende und arbeitende Personen beteiligt, die alle einen schrulligen Touch beschert bekommen. Ein großes Plus geht an Hauptdarstellerin Angela Bettis, die bereits Horrorerfahrungen im gelungenen "May - Schneiderin des Todes" und dem weniger geglückten Remake "Carrie" in den jeweiligen Titelrollen sammeln durfte, dort jeweils einen bedrohlichen Charakter spielend. Für "The Toolbox Murders" hat sie die Position gewechselt und spielt diesmal das hilflose Fräulein, das in Gefahr gerät.
"The Toolbox Murders" erfindet das Genre nicht neu und ist sicherlich auch nicht geeignet für gelegentliche Besucher im Horror-Genre. Für die Fans des Terror-Kinos hingegen ist er jedoch ein kleiner Festschmaus für zwischendurch, nicht ganz so gut wie das Remake "The Hills Have Eyes", aber definitiv besser als die Remakes "The Texas Chainsaw Massacre" und "Freitag der 13." OFDb
Schönes Review. Der Film war tatsächlich überraschend gut, vielleicht aber auch, weil ich mit einer recht geringen Erwartungshaltung heran gegangen bin. Auf jeden Fall ansehbar.
AntwortenLöschenIch bin ebenfalls mit wenig Erwartungen herangegangen. Bei mir kommt zudem hinzu, dass ich eher schlechte Erfahrungen mit Tobe Hooper gemacht habe und dementsprechend voreingenommen an einen Film von ihm herangehe. Um so schöner, dass "The Toolbox Murders" so viel Freude bereitet hat. :)
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