Zwei Leute beginnen mit einem Schachspiel, das ein schnelles Ende
findet. Doch erst als beide den Raum verlassen, beginnt unter den
Schachfiguren der wahre Krieg...
Die durch die Hölle gehen...
Dieser kleine Streifen aus Österreich ist fast über die komplette Laufzeit gesehen ein reiner Special Effect-Movie. Das Teil ist privat gedreht, deswegen sollte man effektemäßig nun nicht zu viel erwarten, aber mit den Augen eines Amateurfilm-Fans kann man über den optischen Zauber nicht meckern. Stieber haut alles raus, was er an Tricks kennt. Selbstbewegende Figuren, hinein gemalte Gimmicks, selbst Stilmethoden wie das Bildersplitting werden verwendet.
Von den Spezialeffekten allein sollte man sich jedoch nicht blenden lassen. Stieber spielt mit allerhand Filmklischees. Was mit Figürchen ohne Mimik nicht umzusetzen geht, haut er in die kurzen Momente mit den menschlichen Darstellern rein, beispielsweise die berühmten Nahaufnahmen auf die Augen der Gegner. Aber auch mit den Schachfiguren selbst weiß er viel anzufangen.
Es ist ohnehin erstaunlich wie viel Leben er den emotionslosen Stückchen Holz ohne Gesicht und körperlicher Bewegungsmöglichkeiten einhaucht. Für dieses Ergebnis arbeitet Stieber mit Sound (kreischen bei Stürzen, fieses Lachen des Siegers), aber auch das Herumgehüpfe der Schachfiguren weiß den Püppchen Leben einzuhauchen. Ein wenig wirken sie wie kampfgeile Lemminge, oder wie ein wilder Flohhaufen. Tom und Jerry in der Kampf-Wiederholungsschleife! Gekämpft wird bis zum letzten Mann, und sicherlich geht es weiter, wenn die Kiste mit den Schachfiguren irgendwann einmal erneut geöffnet wird.
„Checkmate“ ist ein humorvoller Kurzfilm, sehr zitatfreudig in Musik und Bild und über fast 10 Minuten Laufzeit nie langweilig. Stieber wiederholt nichts, auch wenn eigentlich nur 8 von 10 Minuten gekämpft wird. Inhaltlich gibt es bereits keine Wiederholung, und um auf Nummer sicher zu gehen versucht der gute Mann auch optisch dem Auge nie Langeweile zu bieten. Massenschlachten, Laserschwerter, knallbunte Hintergründe, auf der einen Seite gibt es keinen Grund zu klagen.
Auf der (zugegebener maßen sehr kritischen) anderen Seite muss ich jedoch gestehen, dass ich das an sich frische Werk eine Spur zu massentauglich fand. Der Brachialhumor setzt auf Nummer sicher, mit dem Soundtrack geht man kein großes Risiko ein, die zitierten Filme sind weltbekannt. Bedenkt man aber das jugendliche Alter des Gestalters von "Checkmate" geht das vollkommen in Ordnung, zumal das Ergebnis auch jede Menge Lacher bietet.
„Checkmate“ ist ein kleines Amateurfilmchen für zwischendurch und macht viel Spaß. Wer gerne mal Kurzfilme schaut sollte diesen frühen Gehversuch im Filmschaffensbereich unbedingt mal anschauen. Moritz Stieber, der erst kürzlich für seinen Zombie-Kurzfilm "The Wildlife Explorer" einen Ehrenpreis einheimste, sollte man ohnehin im Auge behalten.
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