21.11.2012

HOOD RAT (2001)

Ein verfallenes Wohnhaus in den Ghettos ist von Ratten befallen. Sie sind clever, organisiert und wissen sich gut zu verstecken. In dem Gebäude wohnen arme Menschen, Junkies, der Hausbesitzer, der vom Gericht dazu verdonnert wurde, ja selbst der karge Keller ist für 50 Dollar im Monat an zwei ehemalige Obdachlose vermietet. Einer von beiden baut eine freundschaftliche Beziehung zum Anführer der Ratten auf. Sie wird derart intensiv, dass die Ratte ihm bald jeden Gefallen tut. Als der Mann durch den Tod seines Bruders seinen Verstand verliert, rächt er sich mit Hilfe der Ratten an allen, die ihm Böses antaten...

Ratten im Ghetto – Erzähl mir was neues...
 
Tierhorrorfilme gibt es viele, und auch in der Unterkategorie Rattenhorror wurde dem Filmfreund schon einiges beschert. Mit „Hood Rat“ bekommen wir nun die Ghetto-Variante des Nagerhorrors präsentiert. Ein Werk, das sich sehr deutlich an „Willard“ und „Ben“ orientiert, dies auch mit einem winzigen Verweis auf einen Namensgebungswitz mit Ben zu erkennen gibt. Die psychologische Raffinesse seiner beiden Vorbilder erreicht Smalls Film nie, nicht einmal im Ansatz. Zudem beinhaltet die Story auch Elemente von „Ein Vermieter zum Knutschen“.

Dieser Horrorfilm ist nicht bierernst erzählt, das kommt ihm ganz klar zu gute. Die Charaktere sind meist groteske Gestalten, es hagelt streckenweise coole Sprüche und auch manche Situation ist mit Sicherheit augenzwinkernd gemeint. Gerade der erste Punkt macht „Hood Rat“ erträglich, zumal die Figuren interessant sind, auch wenn man mit keiner sympathisiert. Wirklich hassen kann man auf der anderen Seite übrigens auch niemanden. Es gibt zwar jede Menge wirklich bösartige Rollen, um sie wirklich verabscheuen zu können, müssten die Charaktere jedoch echter wirken, sie sind einfach eine Spur zu überzogen.

Letztendlich guckt sich der Film wie ein Comic, der sich für kein echtes Genre entscheiden kann. Der Rattenhorror kommt hier etwas zu kurz und setzt nach der Einganssequenz erst so richtig nach einer Stunde an. Vorher erlebt man soapartige, aber recht witzige Situationen. Manchmal gibt es auch dramatische Elemente, die wegen des unpassenden Komikmixes und der überzeichneten Figuren jedoch nicht fruchten können.

Immerhin war man sich klar auf welches Zielpublikum man abzielt. Es gibt nur ein Publikum, welches derart auf Ghetto- und Gangster-Mentalität schwört, und das sind manche Jugendliche. Diesem Zielpublikum haben wir es zu verdanken, dass die wenigen Horrorsequenzen so unglaublich seicht ausfallen. Bei jedem Angriff wird das Bild verzerrt, verschwommen oder anderweitig optisch entfremdet. Was Anfangs noch Rattenperspektive sein soll, wird immer öfter aus anderer Sicht angewendet, um die Bilder möglichst brav zu halten und vor allen Dingen Kosten zu sparen. Dennoch sieht man auch mal Blutlachen und angeknabberte Körperteile. Aber auch das ist nicht der Rede wert, nicht einmal die an sich so nette Idee, wie ein Kerl auf dem Klo sitzend getötet wird.

Lächerlich, aber irgendwie auch sympathisch, sind die bösartigen, rot leuchtenden Augen des Rattenanführers in der Dunkelheit. Ein Punkt, bei dem ich nicht einschätzen kann, ob er humoristisch gemeint war oder nicht. Zumindest kann „Hood Rat“ mit diesen kurzen Einstellungen einen Hauch nostalgischer Gruselfilmnaivität einfangen, wie man sie aus den 50ern und 60ern kennt. Das ist recht interessant ansonsten in Mitten modernster (und selten deswegen besserer) Erzählmethoden.

Bis zur 60. Minute, in der sich der Horror der Geschichte noch etwas zurück hält, ist „Hood Rat“ eigentlich recht flott zu gucken. Man weiß man schaut Mist, aber er unterhält. In der letzten halben Stunde stürzt das Werk nun ab. Warum die Ratten nun alle fressen wird nicht ganz klar, woher sie je nach Szene so plötzlich auftauchen sowieso nicht. Dass die Hauptfigur nach dem Tod seines Bruders nun komplett den Verstand verliert ist nachvollziehbar, nicht aber warum er scheinbar unzerstörbar ist, und er mit den Ratten nun komplett kommunizieren kann.

Das letzte Drittel strotz nun vor Idiotien, die nur noch den Stempel „peinlich“ aufgedrückt kriegen können. Die meisten werden sicherlich schon Probleme mit der ersten Stunde haben, ist doch selbst die durch ihre ungewöhnliche Art nur einem Ausnahmepublikum zugänglich, das letzte Drittel ist allerdings für alle nur noch uninteressant und lächerlich, diesmal nur noch unfreiwilliger Natur.

Paradox: Auf der einen Seite wirkt der Film sehr gewöhnlich, auf der anderen Seite recht skurril, dennoch ist er jugendorientiert und nebenbei weiß er nicht ganz zu welchem Genre er gehören will. Egal, zum einmal Gucken ist der Film für nimmersatte Tierhorror-Fans sicherlich geeignet, und hinterher kann man gemeinsam über die unnötigen Fehler und andere Ärgernisse schimpfen. So etwas vereint.  OFDb

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