Ein Psychologe führt mit einigen Verbrechern in einem verlassenen
Gefängnis einen Versuch durch, wie der Strafvollzug seiner Meinung nach
zu verbessern wäre. Doch mit der Strafvollzugsanstalt stimmt etwas
nicht. Schon bald gibt es den ersten Toten...
Gefangene Gefangene...
Warum ist der Bekanntheitsgrad dieses Filmes so gering? Nach Sichtung von "The Chair" ist dies eigentlich leicht zu beantworten. Das Cover gibt sich als Horrorfilm aus, die FSK 18 suggeriert zudem einen harten Beitrag seiner Gattung. Das Postermotiv weiß zu wirken. Und trotzdem kam alles völlig anders als erwartet.
Der erste Schocker war das arg schnulzige Titellied, welches öde Bilder untermalt. Ich bin bei Vorspännen ja nicht sehr leicht zu langweilen, aber dieser Anfang ist schon ein ganz besonderes Negativbeispiel. Was sollte jemanden veranlassen, einen Horrorfilm auf diese Art zu beginnen? Kein Hauch von Ironie, nach Sichtung weiß man auch dass es kein tragisches Element gab, auf das man mit dem Vorspann hätte vorbereitet werden müssen.
Nach diesem öden Einstieg ist man zunächst einmal vor den Kopf geschlagen, wenn es unerwartet lustig weiter geht. Die Komik hat Vorrang, der Horror ist noch kaum zu erkennen, und die Synchronisation sorgt mit der ein oder anderen zu übertriebenen Stimme auch gleich dafür, das auch der Blindeste die Komik erkennt. Die Geschichte und viele Ideen innerhalb dieser sind auch recht nett, streckenweise sogar recht clever und von der Inszenierung her so geartet, dass man sagen könnte, dass "The Chair" eher etwas von einer Groteske als von einem Horrorfilm hat.
Der Horrorpart selbst verläuft recht simpel. Ein Geist spukt so lange umher, bis er seine Rache erfüllt hat. Dafür reicht ihm eine einzige Person, und bis er diese getötet hat kommen auch kaum andere Leute um. In einem Werk dieses Genres für eingefleischte Fans ein Skandal, in diesem Ausnahmefilm aber eine willkommene Alternative. Allgemein befriedigt der Film nicht das was der Fan sehen will, sondern zeigt eine häufig gesichtete Story einmal anders.
Personen, die in der ersten Hälfte wichtig sind, sind es in der zweiten kaum noch und umgekehrt. Die Spezialeffekte sind recht billig, warum sollten sie auch besser sein, wenn ohnehin alles augenzwinkernd gemeint ist. Selbst die Psychologie dieses Streifens überrascht hin und wieder. So gibt sich der Psychiater z.B. sehr väterlich. Dadurch wirkt er etwas naiv, und so kann man es als gelungen betrachten, wenn seine Assistentin ihn irgendwann fragt: "Glauben sie nicht, dass die Patienten einfach nur sagen was sie hören wollen?" Nun kommt eine sehr überraschende Antwort in welcher der Psychiater zugibt, dass dem so ist, und mehr noch: das dies sogar beabsichtigt ist, da die Wiederholung dessen was die Patienten sagen, irgendwann zu ihrer Wahrnehmung wird. So würde Konditionierung immer funktionieren. Gar nicht mal schlecht!
Clever ist auch ein Aspekt der Geschichte zum Ende hin. In dem ehemaligen Gefängnis spukt ein Geist. Natürlich dauert es lange bis der Psychiater dies einsieht, und somit stellt er die Aussagen der Gefangenen zunächst als Massenwahnvorstellung dar. Während der Doc nach Einsicht nun bereit ist sich bei seinen Schützlingen zu entschuldigen, planen diese eine Revolte, weil sie die Geschehnisse in Verbindung mit dem Verhalten desProfessors für ein Menschenexperiment halten und nicht für Spuk. Das sind schon nette Ideen, und innerhalb dieser baut man auch keine unnötigen Fehler ein. Ein gutes Beispiel hierfür wäre, dass sich nicht alle Häftlinge befreien, sondern die Jungs denen das Entkommen aus der Zelle gelingt nur jene Gefangene befreien, die sie auch mögen. Typische B-Film-Fehler kommen kaum auf.
Zu den eben erwähnten Billigtricks gibt es eine Ausnahmeszene, die über einen Rückblick stattfindet. Was hier an handgemachten Tricks rausgeholt wurde, ist wirklich gelungen und auch für mich als Horror-Fan nah an der Würggrenze.
Aber weder um Würgen, noch um Schocker, noch um Grusel geht es hier. Es geht um eine nette Geschichte, die durch Übertreibung Kritik an dem Genre übt, das der Film durch sein Covermotiv vorgibt zu sein. Nun macht er dies nicht auf dem üblichen Weg einer (weder direkten noch indirekten) Parodie, sondern mehr im trockenen Stil einer Satire. B-Filme haben selten einen echten Bezug zur realen Gesellschaft, deswegen wird mittels Übertreibung auch nicht die Gesellschaft entlarvt, sondern das B-Horrorfilm-Genre selbst. Also passt der Begriff Satire auch nur bedingt. Groteske trifft es wie gesagt am ehesten, und auch dieser Begriff passt nicht wie die Faust aufs Auge.
Nun könnte man argumentieren, meine anfänglich gestellte Frage wäre mit diesen Worten nicht ausreichend beantwortet. Ein Film, der mit dem Cover das falsche Publikum anlockt, kann im Laufe der Zeit beim richtigen Publikum immerhin dennoch Anklang finden. Aber dieses Publikum gibt es eigentlich nicht. Zum einen ist der Popkorngehalt für eine anspruchsvolle Groteske viel zu hoch und trotz aller unerwarteten Cleverness ist der Film nicht so schlau inszeniert und erzählt, dass er wenigstens da ein hohes Niveau erreichen könnte.
Aber der gravierendste Punkt von allen: um den etwas anspruchsvolleren Cineasten auch nur ansatzweise zu befriedigen müssten bessere Darsteller und Mitwirkende hinter der Kamera her. Es ist und bleibt ein B-Film, und dieses B steckt nicht nur im Geld sondern auch im Drehbuch, in der Schauspielfähigkeit, in den Gummitricks, die immerhin freiwilliger Spaß für Trash-Fans sind, in der Regie und was weiß ich worin noch überall. Lediglich die Musik ist nicht B, sondern C oder Z. Zumindest ist es recht amüsant zu erleben, wie das lahme Schrottlied zu Beginn des Films auch den Schluss des Streifens einleiten darf. Konsequent kann ich da nur sagen.
Wäre die Rolle eines ehemaligen Angestellten des Gefängnisses nicht zu überdreht grotesk dargestellt und die deutsche Stimme des Psychiaters nicht so penetrant unpassend auf schwul getrimmt, könnte ich "The Chair" noch etwas mehr Sympathie abgewinnen. Schade, dass er vom Unterhaltungswert nicht mehr als Durchschnitt ist. Theoretisch gesehen war einiges an Potential vorhanden. OFDb
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