03.12.2012

SIE LEBEN! (1988)

Bauarbeiter John Nada gerät an eine Sonnenbrille, mit der er eine Hypnose durchbrechen kann, die Außerirdische auf der Erde anwenden. Jegliche Medien enthalten versteckte Botschaften, und nicht jeder Mensch ist auch wirklich ein solcher...

Diese Brille sieht alles...
 
In einer Zeit, in welcher der Stern des einstigen Wunderkindes John Carpenter langsam unterging, da erschuf der Kult-Regisseur einen Film zu einer Idee, die wahrlich zu faszinieren weiß. Wir Menschen sind hypnotisiert, nur eine eingeschworene Gemeinschaft an Menschen weiß davon und bekämpft die heimlichen Invasoren, und ohne etwas von alledem zu wissen stößt ein Bauarbeiter auf eine Sonnenbrille, welche besagte Hypnose durchbricht. Setzt er diese auf, führt dies zu einer der genialsten Momente des Streifens - und meiner Jugend, regte dieses Szenario doch auf gruselige Art wahrlich zum Fantasieren an. Zum Nachdenken brachte mich das Ganze in meinen egoistischen Jahren nicht, dabei baut Carpenter seine Gesellschaftskritik, vordergründig jene gegen den Kapitalismus, in keinster Weise subtil ein. Mit dem Dampfhammer schlägt er sie dem Zuschauer mitten ins Gesicht, und es ist mitunter der ruhigen Inszenierung zu verdanken, dass "Sie leben!" trotzdem nicht dümmlich wirkt.

Die staubtrockene Inszenierung, die sich wie so oft bei Carpenter vor dem Western-Genre verbeugt, verleiht dem Film ein Gewand welches die faszinierende Idee der Geschichte gekonnt präsentiert. In einer Langsamkeit erzählt, die erst gegen Ende etwas zu arg vernachlässigt wird, wenn der Weg zum Happy End trotz der Hilfe von Zufällen etwas zu gradlinig erfolgt, atmet der Streifen 80er Jahre-Luft zu einem Thema welches nach wie vor aktuell ist. Ob man nun in die Gesellschaftskritik voll einsteigt, oder "They Live" (Originaltitel) als Unterhaltungsfilm konsumiert, ist letztendlich bei dem etwas zu naiven Gehversuch den Kapitalismus als menschenverachtend zu entlarven, egal, bleibt doch so oder so am Ende ein toll erzählter Film, der nicht immer so innovativ bleibt wie er beginnt, aber durchaus zu den letzten großen Werken des Meisters zählen darf.

Eine von vielen Menschen als zu lang gezogen empfundene Prügelszene beweist die Raffinesse Carpenters, der schlichtweg die von ihm kreierten Szenarien versteht. Sie ist ein Beispiel wie Übertreibung und Authentizität nebeneinander bestehen können, um eine wahnwitzige Idee für ein erwachsenes Publikum zuzubereiten. Roddy Piper ist vom Typ her ganz offensichtlich als Ersatz für Kurt Russell besetzt, mit dem Carpenter "Die Klapperschlange" und "Das Ding aus einer anderen Welt" drehte. Auch er schwankt als klassischer Arbeitertyp und Catcher genau zwischen den beiden Extremen Comic und Wahrheit. Lediglich die wichtigste weibliche Rolle wurde meiner Meinung nach völlig fehlbesetzt, da ihre schurkische Art zu offensichtlich in ihren künstlich wirkenden Augen widergespiegelt wird, womit eine finale Überraschung zu vorhersehbar wird. Dem Ende des Streifens schadet das keineswegs, immerhin schließt der Film mit einem ähnlichen Paukenschlag wie später auch "Flucht aus L.A." und lädt den Zuschauer regelrecht dazu ein zu fantasieren was dem nun folgen könnte. Von daher wäre auch eine Fortsetzung eine durchaus reizvolle Idee. Zudem schadet die weibliche Fehlbesetzung auch deswegen nicht, weil "Sie leben!" unweigerlich in einer Männerwelt spielt, und die Frau ebenso wie der kurz aufkommende, obligatorische Romantikaspekt nicht wirklich wichtig für die zentrale Geschichte ist.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen