Eine Gruppe Profidiebe wird nach gelungenem Coup von einem ihrer
Mitglieder betrogen. Der Verräter glaubt seine ehemaligen Komplizen tot,
während diese einen Racheplan schmieden...
Von einem fehlerhaften Frontmann...
Grays Neuverfilmung von „Charlie staubt Millionen ab“ möchte gerne in der Liga von Werken wie „Ocean's Eleven“, „The Score“ oder „Verlockende Falle“ mitspielen, wenn auch etwas actionreicher angelegt. Er scheitert aber an der Blauäugigkeit die man besitzen muss, um überhaupt Gefallen daran zu finden. Die eigentliche Geschichte klingt sehr nett, warum der Verräter seine Diebeskollegen für tot hält geht storytechnisch auch in Ordnung. Vieles andere innerhalb der Geschichte ist allerdings etwas unausgegoren. Dazu später mehr!
Die Besetzung kann sich sehen lassen. Donald Sutherland absolviert einen Gastauftritt, Teen-Star Seth Green ist mit dabei, Jason Statham aus „The Transporter“ weiß mit seiner leichten Bruce Willis-Ähnlichkeit zu gefallen und hat ohnehin ein markantes und somit wirksames Gesicht, Charlize Theron darf nicht nur hübsch aussehen sondern ist auch nützlich für den Bruch, und Edward Norton ist ohnehin immer eine erstklassige Besetzung.
Lediglich Mark Wahlberg ist als Frontmann zu blass besetzt. Hätte er einen ähnlich kleinen Gaunerpart wie Seth Green ginge das in Ordnung, als Anführer der Truppe fehlt ihm jedoch das Format und die optische Wirkung vor der Kamera. Er sieht aus wie ein Weichei und wirkt so brav wie der olle Matthew Broderick. Schade dass man nicht Matt Damon besetzte, der sieht Wahlberg recht ähnlich, kann aber wesentlich besser schauspielern. Zumindest haben wir mit Wahlberg den ersten Hinweis darauf, dass der Film nicht ganz so gut funktioniert, wie er es eigentlich könnte.
Denn eigentlich ist die Geschichte zunächst einmal flott erzählt. Die Musikuntermalung versucht auch in den nicht so flinken Szenen durch flotte Musik ein konsequent schnelles Tempo vorzugaukeln. Das geht manchmal in Ordnung, manchmal wirkt es allerdings etwas lächerlich. Im Gegensatz zu den oben genannten Vergleichsfilmen war man auch mehr dem Actionkino zugeneigt. Aber auch hier gibt es des öfteren Punkteabzug.
Crashende Autos im Straßenverkehr wirken bei einer Verfolgungsjagd gut. Findet diese jedoch auf dem Wasser statt, und man crasht lediglich eine olle Gondel, hat das nicht mehr das selbe Kaliber. Das wirkt billig (was es von den Kosten ja dann auch gewesen sein dürfte) und nicht gerade sonderlich actionreich. Crashenden Autos sieht man in „The Italian Job“ nur bei den Szenen mit manipulierten Ampel, und da gibt es für den Actionfreund auch nicht gerade viel Krawumm zu sehen. Von meiner Seite aus geht das allerdings in Ordnung, wirken doch wenigstens diese Szenen endlich einmal realistisch.
Viele andere Szenen tun dies nicht. Oh ja, das fertige Werk soll ein kurzweiliger Funfilm sein, ein Popkornfilm. Aber man versucht zu zeigen wie professionell die Diebe arbeiten. Und nun schleichen sich Ärgernisse von Seiten ein, die man aus anderen Filmen gewohnt ist und dort auch gütigst übersieht. Wenn unsere „The Italian Job“-Gauner aber nun ihren Coup bis ins kleinste Detail planen, dann ärgert es beispielsweise, wie unecht hier Auto gefahren wird. Mit jedem Sprung in die Luft müsste die Karre längst Schrott sein. Unfälle wären beim Fahrstil sehr wahrscheinlich gewesen. Man hätte liegen bleiben müssen usw. Klar machen diese gewohnten Elemente einen Film rasant, sie hinterlassen aber auch den Eindruck, dass der fertige Plan auf zu vielen Zufällen beruht.
Außerdem stößt es etwas sauer auf, dass man zu viele wichtige Aspekte der Planungsphase, ähnlich wie in der Ocean's-Reihe, bereits als fertige Tatsache vorgesetzt bekommt. Kontaktmänner sind bereits aufgetrieben, eine finale Rückversicherung dient als Überraschung. Ihre Entstehung wird aber nicht einmal über Rückblick erklärt obwohl da dringend Erklärungsbedarf bestand. Asse werden ohnehin häufig aus dem Ärmel gezogen, ohne zu erklären wie man nun dies wieder bewerkstelligt hat.
Was ebenfalls auf der Negativliste steht, ist das Verhalten der Jungs in dem Zeitraum, in dem die Rolle Nortons seine Kollegen noch für tot hält. Man plant vor Ort, spaziert durch die Gegend, und das wo der Haupttrumpf doch darin liegt für tot gehalten zu werden. Nicht einmal in einem Nebensatz wird erwähnt wie gefährlich das Treiben der Helden ist.
Zuletzt sollte man auf der Negativliste einmal darüber nachgrübeln wer nun das schlimmere Übel ist: die Rolle Nortons oder die Diebesbande? Die Rolle Nortons brachte seine Kollegen um (dachte dies zumindest), lebte danach in Reichtum und hat sicherlich noch eine handvoll weiterer Menschen auf dem Gewissen. Seine Taten geschehen im vollen Bewusstsein. Unsere Diebesbande hat auf Gaunerniveau gute Absichten und will bewusst auch niemanden unnötig verletzen. Doch dann sichtet man immer wieder flinke Autos mitten im Straßenverkehr, rasende Autos in der U-Bahn-Station u.ä. Die Autos brettern dort in Highspeed umher, wo jede Menge unschuldiger Menschen sind.
Im Prinzip hat man es lediglich dem gnädigen Drehbuchautor zu verdanken, dass dabei nicht mindestens so viele Menschen umkamen wie bei Nortons Killermomente. Aber das ist Hollywood in seinen Massenpublikums-Werken: Für den guten Zweck wird dieses Risiko in Kauf genommen. Ethisch unkorrekter und asozialer kann man wohl kaum handeln. Ähnliche Fehler sind übrigens auch in „Stirb langsam 4.0“ zu sichten.
Schaut man über diese ganzen Minuspunkte hinweg, was möglich ist in einem solch kleinen Popkornfilm, wird man zumindest recht nett unterhalten. Es wird nie langweilig, und die Boots- und Autofahrten sind sehr rasant umgesetzt. Ohnehin werden Autofreaks ähnliche Freude verspüren wie beim besseren „Nur noch 60 Sekunden“. Die gezeigten Tricks der Bande sind auch eine Freude für sich, und ohnehin macht es Spaß zu beobachten, wie die Gauner mit jedem Situationswechsel umdenken muss.
„The Italian Job“ ist flotte Unterhaltung, ist aber auch nur der kleine Film für zwischendurch. Er ist zu naiv erzählt und seine Action ist verglichen mit dem was man heutzutage von der Konkurrenz präsentiert bekommt auch arg zurückhaltend. Da man auch die Jugend ins Kino locken wollte, ist er eine Spur zu brav ausgefallen, und auf eine intelligente Geschichte wurde keine Rücksicht genommen. Die Story an sich ist gut, die Besetzung weiß bis auf Wahlberg auch zu überzeugen. Aber gerade der gute Cast und die finanziellen Möglichkeiten die gegeben waren, sind der Anlass zu grübeln, warum dann um Gottes Willen aus „The Italian Job“ nicht großes Kino gemacht wurde. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen