Im Zuge der ersten Zombiewelle, in welcher meist Europa für die Fertigstellung neuer Produkte verantwortlich war, wurde noch viel herumexperimentiert. Neben der langsamen, schlurfenden Standard-Zombies gab es auch rennende, die mit Werkzeug töteten („Großangriff der Zombies“), es gab im Zuge der gerade abflauenden Kannibalenfilme einen Mix aus beiden Sub-Genres („Zombies unter Kannibalen“), es gab Werke welche die Zombie-Thematik in klassisches Grusel-Flair eintauchten („Zeder - Terror der Untoten“) und Werke in welchen die Untoten Teil eines surrealen Ganzen waren („Ein Zombie hing am Glockenseil“). Zu entdecken gab es da viel, und selbst mittelmäßige Produktionen blieben durch diesen Einfallsreichtum halbwegs interessant.
So auch der hier besprochene Film, der im Jahr von Lucio Fulcis erfolgreichen Produktionen „Geisterstadt der Zombies“ und „Das Haus an der Friedhofsmauer“ entstanden ist, und die herrliche Idee hatte den klassischen Mumien-Horror mit der Zombie-Thematik zu vereinen. Aufgrund eines recht langsamen Storyaufbaus wartet man auf diese Zombies über die Hälfte des Filmes, bis dahin ist der Streifen tatsächlich eher Mumien-Horror. Man kann sich also fragen, ob die Idee von Anfang an bestand, oder ob eine bereits laufende Produktion kurzerhand zum gerade im Erfolg badenden Zombiebereich ummodelliert wurde. Wie auch immer die Hintergründe waren, mit „Die Mumie des Pharao“ (Alternativtitel) ist zwar ein recht schundiges Produkt auf den Film-Fan losgelassen worden, aber auch ein recht interessantes.
Es darf verwundern, dass die erste halbe Stunde zu funktionieren weiß, obwohl bis auf einige Gruselphasen beim Erkunden des Grabes jeglicher Horror-Part noch ausgeblendet wird und so ziemlich jede Situation völlig unsinnig wirkt, spätestens wenn untalentierte Schauspieler ihre plumpen Charaktere in vollkommenem Überagieren darstellen. Man muss Freund des europäischen Horrorfilms dieser Art sein, um mit dieser grundlegenden Atmosphäre etwas anfangen zu können, die aus einem Mix an unfreiwilliger Komik und stimmigem Schund besteht. Denn nur dann kann das fast vollkommene Nichts an Story einen auch nicht nerven.
Ersteht der nett zurecht gemachte Pharao endlich einmal auf, darf man kurz darauf auch gleich einer stimmigen Szene beiwohnen, in welcher sich seine untoten Helferlein aus dem Wüstensand erheben. Diese Szene besitzt ihren Reiz und zeigt, dass nicht alles an diesem Werk dilettantisch umgesetzt wurde. Gerade ein Blick auf Jess Francos „Oase der Zombies“, der in vergleichbarer Location spielte, macht deutlich wie viel schlechter ein solches Szenario hätte ausfallen können. Durfte man dort noch zweifeln ob der Wüstenboden tatsächlich ein guter Ersatz für den klassischen Friedhofsboden solcher Stoffe ist, zeigt ein Blick auf „Die Rache der Mumie“ (Alternativtitel), dass diese einfach zu tricksende Alternative Potential besitzt. Schaut man sich Agramas Umsetzung dieser Szene an, erkennt man noch viel Luft nach oben, aber in einem tolpatschigen Schundfilm, von dem man nicht wirklich etwas erwartet hat, weiß eine solch sympathische Szene auch im halb geglückten Zustand zu gefallen.
Wer nun glaubt von nun an ginge die Post ab, irrt leider. Nun fängt der Schwachpunkt des Streifens an. Konnte man bislang dem Mix aus sinnleerem Geschwafel, schundiger Gruselstimmung und dem Baden in Klischees wohlwollend etwas abgewinnen, beginnt Agrama nun damit die Geschichte mit Unnötigkeiten zu strecken. Zurecht fragt man sich, warum die Zombies und ganz besonders ihr Anführer nicht endlich damit beginnen Schrecken zu verbreiten. Da gibt es immer mal einzeln eingestreute kurze Attacken, aber die sind schnell vorüber, wohingegen den Füllszenen mehr Zeit gewidmet wird.
Aber das Warten lohnt sich, denn im Finale geht es dafür ordentlich zur Sache. Spielt die erste große Zombieattacke, welche das Finale einleitet, noch zu sehr im Dunkeln, so dass man kaum etwas erkennen kann, so wird das Massaker im Dorf, obwohl es bei Nacht spielt, hell genug eingefangen. Sicher darf man sich darüber wundern, wie die Zombiehelfer so schnell von hier nach dort gelangt sind und warum es plötzlich so viel mehr als zuvor sind, aber sich ernsthaft über solche Unlogiken ärgern dürften sich nur Leute, die solche Schundprodukte zu ernst nehmen. Da ging diesem Unsinn schon zu viel Unsinn voraus, als dass man sich damit beschäftigen würde. Also lässt man den Kopf weiterhin brav ausgeschaltet und genießt die finale Schlacht, in welcher lediglich der Pharao zu harmlos agiert. Aber der hat sich nun einmal an sein Klischeeverhalten ebenso zu halten wie die Zombies an dem ihren. Agrama bleibt da beiden Gattungen Horror treu, und dank der geglückten optischen Präsenz der Mumie, stört es auch nicht wirklich, dass ihr Handeln keine wirkliche Bedrohung ausstrahlt.
Wie man nun dem Schluss gegenüber stehen mag, muss jeder für sich allein entscheiden. Ich fand es ganz okay, zumal mich die angebliche Vernichtung des Pharaos zunächst enttäuscht hat, so simpel wie sie vonstatten ging. Scheinbar wollte man sich ein Türchen für eine Fortsetzung offen halten, aber zu dieser ist es nie gekommen, ebenso zu einem weiteren Film unter der Regie von Frank Agrama. Nach nur drei Filmen (u.a. die Horror-Komödie „Die tollen Abenteuer der Queen Kong“) beendete er seine Regie-Karriere. Wirklich talentiert war der Mann sicher nicht, „Dawn Of The Mummy“ ist nun wirklich kein guter Film, aber zumindest ist ihm ein unterhaltsames Stück Schund gelungen, das sicherlich schwer sein Publikum findet, muss doch auch der Fan solcher Stoffe Kompromisse eingehen um Spaß mit dem vorliegenden Ergebnis zu haben. Aber trotz so mancher Nervmomente fühlte ich mich am Ende des Filmes doch eigentlich recht nett unterhalten. OFDb
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