Sie können rennen, sie benutzen Werkzeug und sind in der Lage gewollt zu handeln. Die Wesen aus "Großangriff der Zombies" verhalten sich alles andere als üblich für die erste Zombie-Welle, die damals mit "Zombie" und "Woodoo - Die Schreckensinsel der Zombies" ausgelöst wurde. Lenzi betonte noch Jahre nach Erscheinen seines Filmes immer wieder er habe keinen Zombie-Film gedreht, sondern einen Seuchenfilm. Ganz verkehrt ist das nicht, aber da die Verstrahlten nicht sterben, es sei denn man schießt ihnen in den Kopf, und da ihre Opfer ebenfalls zu mordenden Bestien werden und man jeden Menschen attackiert, ohne auf die eigene Gattung loszugehen, ist die Übereinstimmung mit dem Gebiet des Zombie-Films ähnlich stark ausgefallen wie beim Infizierten-Horror "28 Days Later". Und da macht es keinen Sinn zu streiten ob ein solcher Film dazu gehört oder nicht. Ein "Outbreak - Lautloser Killer" oder "Cazies", die sich deutlich vom Zombiefilm distanzieren, sind beide Werke nicht geworden, von daher ist es doch recht legitim Filme wie den hier besprochenen dazu zu zählen.
Aber dass es sich bei den hier präsentierten Aggressoren definitiv um Mischwesen handelt, ist nicht abzustreiten, sind sie doch nicht nur wahnsinnige Infizierte und Zombies in einem, wenn sie das Blut ihrer Opfer meist aus dem Hals trinken erinnern sie zudem ganz klar an Vampire, ebenso wie die Untoten aus "Die Nacht der reitenden Leichen". In ihrer Beschreibung als zu einer Art Supermännern mutierte Angreifer erinnern die Wesen aus "Zombies in der Stadt des Todes" (Alternativtitel) noch am ehesten an die untoten Soldaten aus "Die Schreckensmacht der Zombies", die sich allerdings als gar nicht so super erwiesen, wie stets im Film von ihnen behauptet wird. Im hier vorliegenden Film ist das anders, die Wesen sind tatsächlich schwer aufzuhalten, und ihr Handeln geht definitiv von einem Bewusstsein aus, nur dass jegliche Menschlichkeit verloren gegangen ist auf der Suche nach menschlichem Blut zum Überleben. Der Film berichtet Schritt für Schritt von der Landung bis hin zu einer nicht mehr aufzuhaltenden Epidemie, besitzt jedoch nicht den Anspruch an sich ein logisches und intelligentes Szenario zu kreieren, sondern setzt hauptsächlich auf reißerische, besonders auf blutige Elemente und will schlichtweg ein Unterhaltungsfilm sein.
Dank der gekonnten Inszenierung des mir meist nur als Routinier bekannten Umberto Lenzi guckt sich "Nightmare City" (Alternativtitel) trotzdem nicht nur wie ein strunzdummer No Brainer. Sicher ist die Besetzung mit Hugo Stiglitz nicht gerade förderlich für ein besseres Ergebnis (wobei er wirksam eingesetzt wird, ich bin überrascht), aber Lenzis spannungsfördernde und apokalyptische Umsetzung steuert gekonnt gegen Schwachpunkte der Schnellproduktion. Das Grauen das über die Menschen hier hereinbricht ist spannungsgeladen und schockierend erzählt. Gern nutzt der Regisseur auch Momente der Dunkelheit, um kurze Gruselsequenzen einfließen zu lassen. Da die Mutanten nicht gerade toll aussehen, auch wenn das Sub-Genre schon plumpere Kreaturen auf die Menschheit losgelassen hat, ist der Einsatz von Szenen im Dunkeln, auch außerhalb der Gruselmomente, nicht von Nachteil. Das merkt man gerade in der lang andauernden Krankenhausszene während eines Stromausfalls, wo der Massenangriff der Kreaturen im Schatten agierend weit mehr zu wirken weiß als jener zu Beginn auf dem Flughafen bei strahlendem Sonnenschein. Dass auch in dunklen Momenten die Goreszenen gut genug zu erkennen sind, dafür sorgt Lenzi freilich, so dass gerade der Gore-Hound bekommt wonach er lechzt.
Dass aufgrund der verschiedenen Blickwinkel verschiedener Beteiligter die Schlussauflösung eher an unfreiwilliger Komik gewinnt, anstatt sich so bedrohlich zu schauen wie Lenzi es gerne hätte, lässt sich nicht verhindern. Zu detailgetreu wurde hier geträumt, da hätte man den Film lediglich aus einer Perspektive erzählen müssen. Aber das ist ein schlichter, kleiner Wermutstropfen in einem für sein Produktionsniveau gelungen ausgefallenen Infizierten/Zombie-Horror, den ich bei meiner letzten Sichtung vor einigen Jahren weit weniger gut fand als nun, wo ich mich ihm scheinbar besser nähern konnte. "Zombies - Der Großangriff" (Alternativtitel) ist von Anfang an in typischer, trockener 70er Jahre-Atmosphäre stimmig umgesetzt und schafft gekonnt den Mix aus Langsamkeit und flottem Tempo. Zwar setzt Lenzi nie auf die Dramaturgie des Szenarios einer untergehenden Zivilisation und dem womöglichen Untergang der Menschheit, stattdessen wird geistlos reißerisch über den Mensch und sein selbst herbei geschworenes Ende debattiert, aber der düstere und bedrohliche Faktor, auf den Lenzi setzt, bricht definitiv durch und weiß aus dem quantitativen Streifen das beste was möglich ist zu schaffen. Freilich sollte man Freund harter italienischer Horrorfilme dieser Dekade sein, sonst wird man mit dem Ergebnis in der Regel nicht warm. Aber dem Zielpublikum wird gefallen was Lenzi uns beschert hat. OFDb
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