Wenn man reich und berühmt ist, kann das Leben eine fröhliche Spielwiese sein. Genau so guckt sich Seth Rogens Regie-Debut, welches er auf dem Hoch seiner Karriere nutzt, um mit befreundeten Kollegen mit einem immensen Kostenaufwand einmal das zu drehen, wo man Lust drauf hat. Zwar hat Rogen sich ähnliches mit dem gelungenen „Ananas Express“ bereits gegönnt, diesmal wird es jedoch eine Spur privater. Mögen die Charakterzeichnungen der Stars auch fröhlich selbstzerstörende Fakes sein, die jeden einzelnen als schrecklichen Egomanen abstempeln, dennoch umweht dem Film eine zwischenmenschliche Ehrlichkeit, die das ganze zu einem wunderbaren Cocktail aus Lüge und Wahrheit werden lässt - inmitten eines herrlich schrägen Szenarios, welches dankenswerter Weise die Regeln der biblischen Apokalypse nicht neu erfindet.
In diesem simplen Gedankengut der gläubigen Christen liegt der Reiz dieses Endzeit-Streifens, der fast zeitgleich als Konkurrenz zum (besseren) „The World‘s End“ im Kino lief. Die Braven kommen in den Himmel, auf der Erde tut sich der Boden auf, die Welt brennt, und wenn die Zeit reif ist bekommen wir auch toll getrickste Dämonen präsentiert, die alle geradezu klassisch aussehen wie ewig von Kirchenseite angepriesen. Lustiger Weise verkommt die Apokalypse in der ersten Stunde fast schon zur Nebensächlichkeit, handelt der Film doch zunächst vom Überleben in Francos Haus, vom Zusammensein einer Gruppe befreundeter Egoisten mit dem Drang gemeinsam überleben zu wollen.
Erst wenn Lebensmittel knapp werden konzentriert sich der Streifen was mehr um das was draußen tatsächlich passiert, aber das bedeutet nicht dass der Film nicht auch zuvor wunderbar zu gucken wäre. Nach der ersten halben Stunde wusste ich noch nicht so ganz wie ich finde was ich da sehe, geht mir diese ewige Pro-Kiffer-Mentalität Rogens doch grundsätzlich auf den Keks, auch wenn ich ihn als Komiker all zu gerne sichte.
Bedenkt man jedoch wie gnadenlos ein jeder Schauspieler mit sich selbst und seinem Ruf abrechnet, steckt schon ein gewisser Grad Mut hinter einem Projekt, das eigentlich nur dafür da ist Freundschaft und Party auf Zelluloid zu bannen (okay, heutzutage eher digital einzufangen), und alle Fans der Stars daran teilhaben zu lassen. Selbstbeweihräucherung kommt dabei überraschender Weise nicht heraus, stattdessen steckt die Stimmung an, und sie bleibt beim Zuschauer aufrecht erhalten wenn die Figuren des Films diese nach und nach verlieren.
Das Abhängen im Haus macht Spaß, auch wenn es manchmal Stillstand zu geben scheint. Aber wie schon in „Ananas Express“ reißen die Dialoge so einiges raus, auch wenn sie hin und wieder zu aufgesetzt wirken. Und die Anspielungen auf andere Filme und Rollen, die Gastauftritte diverser Schauspieler als sie selbst und diverse Querverweise auf das Leben in Hollywood geben der Sache genügend Zunder um fröhlich dran zu bleiben. So richtig rocken tut der Film jedoch eher in der zweiten Hälfte, in der nun ordentlich die Post abgeht, Vorteile der ersten Hälfte aber dennoch genug Platz finden um sich auch hier zu entfalten. Somit steigert der Film gekonnt seine Stimmung, so wie es sich für eine richtig gute Party auch gehört.
Was mir im Komplettfilm neben dem wundervollen Endzeit-Spektakel im letzten Drittel zwischen Dämonen, Besessenen und Kannibalen zudem äußerst gut gefallen hat, sind die unerwartet witzigen und abwechslungsreichen Momente mit Jonah Hill, für den ich mich sonst noch nie begeistern konnte. Außerdem ist der geglückte Gastauftritt von „Harry Potter“-Darling Emma Watson, die mal anders spielen darf als sonst, ein Spaß für sich, auch wenn sie zu meinem Bedauern viel zu wenig Screentime beschert bekommen hat. Klar, „Das ist das Ende“ soll ein Männerfilm sein, mit Männerkomik wie Sprüchen a la „Tränen aus der Spitze meiner Eichel“, aber etwas mehr Platz für Watson hätte sich bestimmt gefunden, auch wenn die Pointe, auf die ihre Szenen hinausläuft, herrlich konsequent ist und einen längeren Auftritt innerhalb des Films nicht zulässt.
Selbst der Schluss des Streifens weiß noch zu rocken, oder besser gesagt zu poppen, denn auch hier wartet auf den Zuschauer ein unerwarteter Gastauftritt, mit dem die Geschichte dann auch schließt. Dass man hier keine erwähnenswerte Handlung geboten bekommt und man die Stars und ihre Werke besser gesehen haben sollte (ganz besonders „Ananas Express“ auf den sehr häufig auf wirklich lustige Art und Weise angespielt wird) ist nicht von der Hand zu weisen. Aber „Das ist das Ende“ ist auch nicht die Art Film, die das Kino inhaltlich oder stilistisch neu erfinden will. Es ist Anarcho-Kino, eine Stilrichtung die kaum noch im heutigen Filmgeschäft unter Großproduktionen vorzufinden ist. Es ist im Vergleich zu 70er Jahren-Größen dieser Gattung aber auch die moderne Variante Anarcho-Film, die sich leider mit den Kompromissen der modernen Welt arrangieren muss. Dem Spaß-Faktor selbst bereitet das jedoch überhaupt keinen Abbruch. OFDb
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