Anhand eines DVD-Covers kann man nicht erahnen, ob ein Zombiefilm etwas taugt oder nicht. Die Geschichten ähneln sich, die Höhe des Budgets sagt nichts über die Klasse der Erzählung aus, auch ernst wie lustig kann das Thema verarbeitet werden. Besitzt ein Film dann noch den schlichten Titel „The Dead“, kann es schon einmal dauern bis er die Chance bekommt tatsächlich im Player zu landen. Hätte ich geahnt welch feiner Leckerbissen auf mich wartet, wäre es kurz nach dem Kauf zu einer Sichtung gekommen. So jedoch hat es erst eines Hinweises meines Bruders bedarft, um auf den Film aufmerksam zu werden.
Es ist tatsächlich nicht gerade die Geschichte, die „The Dead“ zu etwas Besonderem im Meer der Zombiefilmveröffentlichungen macht. Überlebende, die sich während einer Untotenepidemie zusammen tun, in der Hoffnung die aussichtslose Situation zu überleben, das gibt es in mehr als jeder zweiten Produktion zu diesem Thema. Zumindest der Handlungsort Afrika ragt aus dem Standard heraus, und eine ruhige, wortkarge Erzählweise macht deutlich, dass jener Horrorzuschauer, dem die Action um die Ohren fliegen muss, gleich wieder ausschalten darf. Das Werk der Ford-Brüder ist ein stilles, besinnliches Stück Endzeitfilm, ein ehrlicher Blick auf die Zustände während einer Zombieepidemie, mit zwei ernüchterten Männern im Zentrum, die in ihrem Inneren trotz aller katastrophaler Umstände noch Mensch geblieben sind. Sie sind in der Lage teamfähig zu sein und rational zu handeln.
Dies setzt ein Drehbuch voraus, welches ebenfalls nicht dümmlich ausfallen darf, und so ist es auch. „The Dead“ hält sich nicht mit Nebensächlichkeiten auf, die es in dieser Lebenssituation sowieso nicht geben dürfte. Und dank der Kompatibilität der beiden zentralen Figuren gibt es auch keine unnötigen Reibereien, nervige Pseudo-Diskussionen oder Leergeschwätz. Es wird eher auch mal geschwiegen, anstatt unnötig geredet. Es wird sich unauffällig verhalten, um keine Zombies anzulocken oder zu reizen, und es wird die lebensfeindliche Situation der Umgebung bedacht, die schon ohne Zombies nicht zum Frohlocken einlädt. Die mit der Extremsituation einhergehende Probleme werden durchdacht, und wir sind dabei wie zwei unterschiedliche Menschen mit diesen seelisch umgehen.
Der Zombieattacken gibt es zu Genüge. „The Dead“ wird nicht zum pseudophilosophischem Getue, in welchem die Gefahr verkannt wird oder in zweiter Reihe parkt. Die Bedrohung liegt stets in der Luft, die Zombies sind überall präsent, und selbstverständlich treibt sie der Hunger nach Menschenfleisch voran. Aufgrund der unaufgeregten Erzählart, der für die Handlung ausgeglichen eingesetzten harten Szenen und der Verwendung langsamer Zombies schaut sich „The Dead - Das Fressen hat begonnen“ (Alternativtitel) wie einer der besseren europäischen Zombiefilme der 70er/80er Jahre-Dekade, jedoch ohne sich auf Fan-Art dieser anzubiedern. Die Kompromisslosigkeit des Stoffes, das Reduzieren der Handlung auf das Grundlegende, handgemachte, detailreiche Fressmomente und das Fehlen jeglichen Humors lassen einen beim Anblick schluffender Zombies in karger Umgebung und mit Blick auf die ernst gehaltenen „Helden“ an die gute alte Zombiezeit eines „Invasion der Zombies" und Co erinnern. Will man „The Dead“ mit einem moderneren Werk vergleichen, kann einem „The Last Days“ in den Sinn kommen, der in einer Endzeitwelt ebenfalls recht wortkarg von einer schlichten, aufkommenden Männerfreundschaft handelte und ebenfalls von einem Geschwisterpaar inszeniert wurde.
Das Funktionieren von „The Dead“ liegt im Gespür der Ford-Brüder Situationen spannend einzufangen, das komplette Szenario im dramatischen Grundton stets bedrohlich erscheinen zu lassen und keine Rücksicht auf das Wohlfühlen des Publikums zu nehmen. Es kann lange Zeit vieles gut gehen, im nächsten Moment gibt es gnadenlose Wendungen. Obwohl „The Dead“ bei weitem nicht so gut fotografiert ist wie der ebenfalls brillante „Maggie“, bemerkt man dass die Ford-Brüder ein Gefühl für gute Drehorte hatten und wussten wie man diese gewinnbringend in die minimalistische Geschichte einbringen kann. So wissen die Kulissen ohne große Kameraraffinesse zu beeindrucken, gerne aber auch absichtlich zu ernüchtern - so oder so ist der Spielort stets ein Spiegelbild der Hoffnungslosigkeit, die mit der Zombieepidemie und der Extreme ihres Ausmaßes einhergeht. Ein unaufdringlicher Soundtrack, der ebenfalls gerne mit dem Handlungsort Afrika arbeitet, rundet die geglückte Atmosphäre des Streifens noch zusätzlich auf. Und da auch die Schauspieler professionelle Mimen sind und gerade die beiden Hauptcharaktere mit charismatischen Gesichtern besetzt wurden, gibt es somit nichts zu klagen, vorausgesetzt man kann mit der sehr ruhigen Art solcher Filme etwas anfangen. OFDb
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