Die 7jährige Chloe wird von einem Mann, der behauptet ihr Vater zu sein, daheim versteckt gehalten. Sie sei noch nicht normal genug, um draußen leben zu können. Böse Menschen würden sie töten, da sie noch nicht bereit sei. Als Daddy ihr eines Tages nicht wie versprochen ein Eis vom Einkaufen mitbringt, reißt sie aus, um sich selbst eins zu organisieren und schließt ersten Kontakt zur Außenwelt...
Der interessante Mix aus "Der Feuerteufel" und "X-Men" reizt zunächst mit der Frage nach der Wahrheit, wenn wir alles aus der Perspektive der jungen Hauptrolle erleben und auf "10 Cloverfield Lane"-Art zweifeln, ob das, was der angebliche Papa ihr eintrichtert, weil er sie angeblich beschützen möchte, stimmt. Ein Ausbruch der Kleinen, der zu einem weiteren verdächtigen Kontakt führt, allein schon weil er als Unbekannter den Namen des Mädchens kennt, sorgt für einige Klarheit und Verwirrung gleichermaßen, ein wundervoller Zustand für Zuschauer, die sich wie ich ohne jegliche Vorinformation an "Freaks" herangewagt haben. Irgendwann in die Wahrheit eingeweiht verliert der Stoff zwar seine bis dahin so intensive Wirkung, aber in dieser aufgeklärten Phase sind wir zum einen an die Figuren gebunden, deren Schicksal uns nun wichtig ist, während wir zum anderen gleichzeitig staunen dürfen, was diese so alles zu bewerkstelligen wissen, meist als schwere, auferlegte Bürde. Die Perspektiven von Gut und Böse werden gekonnt, im Genre mittlerweile aber auch längst routiniert, verdreht, um entsprechende kritische Aussagen über unsere Gesellschaft, mit Blick auf das hier kreierte alternative Universum, zu schaffen. Kurzum: der Mensch darf wieder einmal den fragwürdigen Part übernehmen, der hat schließlich nicht nur unglaublich Schiss vor den evolutionär fortgeschrittenen Freaks, ihn reizt auch deren Potential als mögliche Waffe.
Selbst wenn zum Selbstschutz eine ganz normale Familie geopfert wird, werden die ungewöhnlichen Menschen 2.0 nicht als fragwürdig gezeichnet, das Drehbuch hält sie konsequent als die Guten im Fokus, Gut und Böse vermischen sich nur bedingt. Ebenso wie das Ziel zu unterhalten sich nicht wirklich mit besagter Gesellschaftskritik mischt, dafür erscheint sie den beiden Autoren, welche auch die Regie übernahmen, nicht wichtig genug, sie soll den Stoff nur unterschwellig ein wenig reizvoller gestalten. Wirklich innovativ ist das alles nicht ausgefallen, durch den gekonnten, uns im Dunkeln tappen lassenden, Einstieg ins Geschehen, wirkt "Freaks" einige Zeit lang größer, als er eigentlich ist, einfach weil er das Publikum gekonnt zu beschäftigen weiß. Während die erste Hälfte relativ wenig Spezialeffekte benötigt, kommt die zweite mit weit mehr daher, die allesamt überzeugen können, ohne dass "Freaks - Sie sehen aus wie wir" (Alternativtitel) dadurch überfrachtet wirkt. Da alles gegen Ende etwas zu sehr abläuft, wie in solchen Stoffen üblich, und wirklich jeder noch letzte Kräfte bis zum erreichten Ziel gesammelt bekommt, endet leider alles etwas gewöhnlicher, als es begann. Dank lieb gewonnener Charaktere ist das aber eigentlich kein wirkliches Makel. Man gönnt den Überlebenden das Happy End. Reizvoller wäre dennoch ein für die Menschheit weit bitterer Schluss gewesen, genug Macht hätten unsere Freaks besessen, um dafür zu sorgen. Wer diesbezüglich bereits "Brightburn" als zu zahm empfunden hat (der jedoch ein Jahr später erschien), wird hier nicht glücklich werden. Allzu düster will "Freaks" mit seinem Appell an Familiensinn nun einmal nicht sein. OFDb
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