Im Zuge des "Breaking Bad"-Erfolges konzipierte man auch im ZDF eine Serie verwandten Kalibers, und heraus kam "Morgen hör ich auf", inszeniert von Martin Eigler, der seit 2001 die Regie bei "Tatort"-Folgen führte und ansonsten hauptsächlich in den TV-Reihen "Stralsund" und "Solo für Schwarz" auf dem Regiestuhl Platz nahm. Nun mag der Versuch an den amerikanischen Erfolg anzuknüpfen nicht so seichte Massenware geworden sein wie die Projekte, in die Eigler bislang eingebunden war, ein halbwegs konsequentes, hartes Produkt wie das Vorbild ist "Morgen hör ich auf" jedoch auch nicht geworden, geht die Geschichte doch immer wieder etwas zu zahm mit ihren wichtigsten Figuren um und bleibt somit auch für den Stammzuschauer des Abendprogramms der öffentlich Rechtlichen konsumierbar.
Das muss nichts Schlechtes bedeuten, und der Vergleich zu "Breaking Bad" ist ohnehin unfair und auch nur zum Teil deckend, da "Morgen hör ich auf" zwar über einen ähnlichen Aufhänger verfügt und ebenfalls die Genres Thriller und Drama bedient, nicht aber den komödiantischen Anteil besitzt, der das amerikanische Vorbild so wunderbar abrundet. Die Serie, die Eigler mit konzipiert hat, ist komplett ernst gehalten, und das mag manch einen mit Blick auf die Hauptbesetzung verwundern, hat man doch den Komiker Bastian Pastewka für die Rolle des Geldfälschers gewinnen können, der sicherlich nicht bös drum war sich einmal anderweitig ausprobieren zu dürfen. Für mich gehört er zu den besten Komikern, die Deutschland zu bieten hat, und dass er schauspielerische Stärken besitzt, sah man bereits an seinen bisherigen Leistungen. Dementsprechend weiß er auch in diesem ernst gehaltenen Produkt zu überzeugen, auch wenn kleine Schwächen im Spiel durchaus zu erkennen sind, was aber durch die Sympathie, die dieser Mann auszustrahlen weiß, auch nicht all zu krumm genommen wird. Ohnehin ist "Morgen hör ich auf" so ein beispielloses Experiment und möchte etwas bieten, was es in der deutschen Fernsehlandschaft sonst zur Zeit nicht zu erblicken gibt, dass man nie all zu hart mit dem fertigen Produkt ins Gericht ziehen würde.
Eine gute Besetzung, gerade auch in den Kinderrollen vorzufinden, sorgt dafür, dass die leider nur fünf Folgen lang gelaufene, aber großteils abgeschlossen erzählte, Serie zu einem halbwegs glaubwürdigen Produkt wird. Denn das Drehbuch ist um diesen Punkt keineswegs bemüht. Stets müssen Täuschungen oder Wendungen über übertriebene Szenarien geschehen, obwohl glaubwürdigere Alternativen möglich gewesen wären. Auf der einen Seite ist "Morgen hör ich auf" wie eine absichtlich übertriebene Comic-Gangsterwelt dargestellt, auf der anderen Seite wird Familie Lehmann mit ihren Problemen ziemlich alltagsnah eingebracht, so dass ein realitätsbezogenerer Ansatz derer Erlebnisse wünschenswert gewesen wäre, zumal die angenehm schrägen Charakterzeichnungen der Randfiguren auch in einer solchen ihren Platz gefunden hätten. Dementsprechend kämpfen die guten Schauspieler immer wieder gegen ein Drehbuch, welches auf realitätsferne Weise möglichst durch aufregende Ereignisse trumpfen möchte, und es gleichzeitig vernachlässigt seine Geschichte konsequent genug zu erzählen, so wohlwollend wie jeder einzelne Handlungsstrang endet.
Doch eigentlich kann man über derartige Makel und manche Blauäugigkeit recht gut hinwegsehen, ist "Morgen hör ich auf" doch trotzdem eine unterhaltsame Serie geworden, der man gewünscht hätte, dass sie ihre Geschichte weitererzählt. Mag der Hauptplot auch beendet sein, und die Reihe damit als abgeschlossene Mini-Serie in Erinnerung bleiben, letztendlich haben die Autoren der Reihe immerhin einen nun als Schluss-Gag wirkenden Cliffhanger eingebaut, so dass man wohl doch seinerzeit auf eine Fortsetzung gehofft hat. Warum das ZDF eine solche von unseren Gebühren nicht finanziert hat, während es andernorts nur so mit unserem Geld herumwirft, wenn es um schlechtes Entertainment geht, will sich mir nicht erschließen, denn trotz aller Schwächen stimmt der Ansatz und der Unterhaltungswert der hier besprochenen TV-Produktion. Und auch das große Vorbild mit Bryan Cranston wuchs erst mit einer zweiten Staffel tatsächlich über sich hinaus, also wäre ein Blick reizbar gewesen, wohin sich die Lehmann-Familie mit weiteren Verstrickungen der Dinge entwickelt hätte. Zumal die Figur Pastewkas erfrischend angenehm menschlich bleibt, selbst wenn sie zu drastischen Mitteln greifen muss, so dass sich der Charakter bislang nicht zum tatsächlichen Schurken gewandelt hat. Dieser Realitätsansatz der Figur(en) verleiht "Morgen hör ich auf" sein angenehm deutsches Flair, welches eine amerikanische Serie nicht in der Lage wäre zu erreichen. OFDb
Für mich eine gelungene deutsche Produktion, die ich gerne verfolgt habe, schönes Review an dieser Stelle. Ich hoffe auf eine 2.Staffel
AntwortenLöschenIch habe aber nie etwas gelesen, was tatsächlich eine Weiterführung der Serie andeutet - leider. Und die andere Seite Pastewkas hat es leider auch nicht die Möglichkeit eingeräumt ihm endlich mal wieder eine Chance in einem Kinofilm zu geben. Die deutsche Film- und Serienlandschaft ist zur Zeit echt zum Kotzen.
LöschenPastewka ist echt gut in dieser Serie. Ich fand die ziemlich gelungen, trotz der zumindest im Ansatz Anleihen an "Breaking Bad" nehmenden Umsetzung.
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