27.10.2018

NACKT UNTER AFFEN (1968)

Inmitten eines Laubwaldes, welcher den Filmemachern als Urwald zur Verfügung stand, springt halbnackt eine Tarzan-ähnliche, dümmlich drein blickende, Frau umher, belustigt mit einem Schimpansen auf einer albern klingenden, angeblichen Tiersprache plaudernd, als Ersatz für ihre Gorillas, mit denen sie ansonsten Vorlieb nahm. Die Frau ist mit ihrer braunen Haut versehen immerhin die weiße Göttin des Dschungels, und die Gorillas waren ihre Leibwächter, bis ein besonders irrer Wissenschaftler den Viechern per Operation Mikrochips in die Schädel einpflanzte, um sie kontrollieren zu können. Als Sklaven erfüllen sie dem Mann, für den sich auch James Bond interessiert hätte, wenn er je ansatzweise mit einer derart idiotischen Idee an der Weltmacht hätte kratzen können, jeden Wunsch, und die holde Halbnackte kann sich gegen ihn nicht zur Wehr setzen. Allerdings macht sie bis zu ihrer Gefangenschaft Richtung Finale auch nie den Eindruck dies zu versuchen.

Stattdessen wird es der Söldner Burt sein, der dem Psychopathen dazwischen funkt, und als vom Irren betrogener Mensch nimmt er sich dieses Recht all zu gerne heraus. Bis es so weit ist muss der gute Mann jedoch durch viel Laubwald wandern, welcher pflichtgemäß mit einer Machete selbst dort freigeschwungen werden muss, wo sich ideale Wanderwege abzeichnen. Nebenfiguren mit ihren zwischenmenschlichen Problemen, die urige Musik und die Legende um die weiße Göttin, die wir erst viel später tatsächlich antreffen, helfen dabei eine Geschichte, die keine ist, zu strecken. Hätten wir nicht kurz nach der Einstiegsszene der Operation eines Gorillas beigewohnt, wir wüssten lange Zeit nicht dass es sich hier um einen Abenteuer-Horror-Mix bezüglich Affen handelt, der die Popularität von "King Kong und die weiße Frau" mit all seinen etlichen Nachahmern nutzt, um eine völlig gewagte Variante billig abgekurbelt zu präsentieren. Wenn sich die herrlich zottelig anzusehenden Gorillas ihr erstes Opfer aus der Gruppe jener Menschen holen, deren Schicksal wir per Expedition ins Reich der weißen Göttin verfolgen, kommt auch sogleich eines der Mitglieder auf die Idee, die Gorillas würden so handeln, als habe ihnen wer einen Chip zur Fremdkontrolle ins Gehirn gesetzt. Klar, welche andere Möglichkeit gäbe es auch für ihr ungewöhnliches Verhalten? Etwas anderes kann es einfach nicht sein.

Selbstverständlich krankt unser Mad Scientist inmitten all der im Film präsentierten Klischees (gebrochen sprechende Neger, Menschen die an Holzstäben gebunden von Wilden abtransportiert werden, ...) an der Urgewohnheit eines jeden dämlichen Wissenschaftsgenies der Filmwelt, zu vieles seiner Pläne einer für ihn austauschbaren, aber für uns wichtigen Person auszuplaudern. Und so verrät er anbei auch die einzige Schwachstelle seines Plans, reicht doch ein Schuss auf eine ganz bestimmte Stelle der von ihm verwendeten Elektronik, um die Kontrollchips durchschmoren zu lassen, und die Gorillas freien Handelns, für ihr hoch entwickeltes Hirn bekannt (hüstel, hüstel), wieder frei denken zu lassen und sich am Wahnsinnigen zu rächen. Glücklicher Weise gelang dem Helden der Geschichte dieser Clou, nachdem er sich unbemerkt an die Gefangenen und ihren Peiniger herangeschlichen hat. So will es uns zumindest der Schnitt und die Kameraperspektive einbläuen, fällt es jedoch schwer zu glauben, dass inmitten eines relativ kleinen Raumes ohne Ecken und sehbehindernden Inventars jemand sich derart nah einer Gruppe theoretisch aufmerksamer, wacher Menschen nähern kann, ohne entdeckt zu werden, steht Burt doch lediglich drei bis fünf Meter entfernt vor seinem Erzgegner, ehe die plauderfreudige Truppe auf ihn aufmerksam wird.

Man liest es heraus, die italienische Produktion "Nackt unter Affen", die auch als "King of Kong Island" berüchtigt ist, von Regisseur Roberto Mauri inszeniert, der u.a. Werke wie "Und dem Henker im Nacken", "Die Rache des Vampirs" und "Le porno killers" verbrochen hat, sprudelt nur so vor Unsinnigkeiten und gut funktionierender unfreiwilliger Komik, ohne im Ausgleich ein gelungenes Stück Film für ein alternatives Publikum abzuliefern. "Eve, the Wild Woman" (Alternativtitel) funktioniert einzig über seinen Trash, was ihn trotz einiger nah an Langeweile grenzender Momente immerhin konsumierbar genug macht, um ihn tatsächlich bis zum Schluss sichten zu können. Das Finale mit all den blinkenden Apparaturen in einer Höhle macht ohnehin am meisten Spaß, aber auch viele andere Szenarien wissen in ihrer herrlich naiven Art zu gefallen. Darunter fällt u.a. auch die gleich zu Beginn gezeigte Szene, in welcher Burt tatsächlich zu glauben scheint, der Verräter hätte es nur auf den Anteil der Beute ihres gemeinsamen Verbündeten abgesehen und nicht auch noch auf seine eigene. Einen Schuss in seinen Körper lässt Burt schließlich unter dem Lachanfall des Zuschauers das begreifen, was er naheliegend zuvor schon hätte erkennen können. Ach schade, warum finden sich all diese lustigen Momente eigentlich in einem solch unausgegoren unterhaltsamen Film? Zumindest die sympathische, im damaligen Zeitgeist badende, Filmmusik weiß den Streifen zusätzlich zur unfreiwilligen Komik zu unterstützen.  OFDb

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