Mit "The Sixth Sense" hatte Regisseur und Autor M. Night Shyamalan gerade auf sich aufmerksam gemacht, da folgte dem zurecht gefeierten Film im Anschluss ein völlig anderes Werk. Es war kein Aufguss des Erfolgsfilmes, auch wenn er zwei dessen wichtigster Eigenschaften ebenfalls enthielt: Unaufgeregtheit aufgrund eines langsamen Erzähl- und Inszenationstils und der überraschende finale Twist, der dem Publikum vor den Kopf stoßen soll. Nun mag dieser in "Unbreakable" nicht so gewaltig ausgefallen sein wie im ebenfalls mit Bruce Willis besetzten Geisterhorror, aber er geht definitiv über das bereits Geahnte hinaus und offenbart eine Bösartigkeit, gewachsen aus einem dramatischen Aspekt. Den kompletten Film umweht auf unterschwellige Art der dramatische Unterton. Es ist jener dramatische Aspekt dieses Filmes und seines Vorgängers, der die beiden Shymalan-Werke zu den zwei besten Arbeiten macht, die der gute Mann bislang gedreht hat. Seine weiteren Filme waren mal qualitative Aufs, mal Abs, wie es bei fast allen Regisseuren der Fall ist, aber immerhin kann er auf diese beiden tadellosen Werke verweisen, die bei gleicher Handschrift etwas völlig anderes erzählen.
Während das Spukdrama inhaltlich einer oft gesehenen Geschichte frische Impulse einhauchte, gelang es Shyamlan mit "Unbreakable - Unzerbrechlich" eine völlig eigenständige Idee auszubauen, zugegeben von einem popkulturellen Massenphänomen inspiriert und teilweise auch handelnd, aber durch das Zurückrudern der Extreme eine völlig eigene Welt in der unseren entstehen lassend, ohne auf den üblichen Comic-Hokuspokus zurückgreifen zu müssen. In seiner ruhigen, unaufgeregten Art, in der selbst die Zugkatastrophe ausgeblendet wird, um dem zarten Erzählstil nicht zu schaden, herrscht trotz der gewagten Thematik eine Sachlichkeit, ein Drang nüchternen Experimentierens. Erzählt wird der langsame Aufbruch eines Zweifels bis hin zur Erkenntnis. Und selbst im Endergebnis kann man nie ganz sicher sein, ob die Idee von Price nicht doch ihre Risse besitzt, und der Zufall nicht doch eine Spur zu intensiv mitspielte. Kann doch alles nur ein Irrtum sein? Geht die Theorie über Dunns intuitive Eingaben vielleicht doch nicht hinaus? All zu sehr lässt Shyamalan diesen Zweifel nicht im Raum stehen. Im ersten Moment glauben wir an das hier Erzählte. Der Zweifel soll nur unterschwellig, frei von Bedeutung nach dem Sichten nachhallen. Letztendlich spricht vorerst jedoch alles für die Theorie des Comic-Fans im Rollstuhl.
Interessant ist wie glaubwürdig Shyamalan seine Geschichte erzählt. Sicherlich darf man sich zurecht fragen, warum es Dunn nie auffiel niemals krank gewesen zu sein, ansonsten stimmt die innereigene Logik des Streifens und damit auch die Konsequenzen, welche die Geschichte durch sie erhält. Dank tiefgehender Figuren, selbst jene die nur für Nebensächlichkeiten bedeutend sind, wird der langsame, gleichermaßen nüchterne und dramatisch erzählte, Film solch ein intensives Erlebnis für jenen Zuschauer, dem es nach ruhig erzählten Stoffen dürstet. Hier sichten wir atmende und mit zwischenmenschlichen Problemen kämpfende Menschen, deren Schicksale und Charaktere sich echt anfühlen, egal wie sehr es sie in Klischees und Phantastereien hinzieht. Sensibel erzählt, jeglichen Knopf erst zum richtigen Zeitpunkt drückend, hervorragend inszeniert und fotografiert und ebenso professionell von den Mimen dargestellt, offenbart sich der Film mit seiner eigenen, wahnwitzigen Idee als großes Genre-Kino, nicht gerade für die Masse entworfen, aber durchaus für den Liebhaber besonderer Filme. Frei von reißerischen Aspekten und Kitsch atmet der Streifen eine sachliche und unaufgeregte Luft, bis zu jenem Zeitpunkt, in welcher er sich mit leicht erhöhter Aufregung entlädt. "Unbreakable" ist ein Liebhaberstück, und ich freue mich schon auf die direkte Fortsetzung "Glass", die 2019 ins Kino kommt und das hier besprochene Werk mit dem mir bislang unbekannten Horrorfilm "Split" vereinen wird. OFDb
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen