Stephen King trifft auf David Cronenberg, das verspricht ein faszinierendes Erlebnis, gerade auch weil "Dead Zone" in die erste Phase fällt, in welcher die Romane des Kult-Autors verfilmt wurden. Die Geschichte selbst klingt etwas unaufgeregt, kommt eher Episoden-artig daher und hätte in ihrer Art auch höchst esoterisch ausfallen können. Die beiden Verantwortlichen dieses Werkes basteln daraus jedoch ein bitterböses Drama, welches Nähe und Distanz gleichermaßen schafft. Cronenberg lässt den Protagonisten gnadenlos leiden, zaubert aus der Vorlage einen erwachsenen Stoff, der sich in seiner nüchtern und sachlich dargebotenen Art keinem trügerischem Optimismus hingibt, gleichzeitig leidet man mit Johnny mit, der hervorragend vielschichtig von Christopher Walken verkörpert wird. Interessant an den einzelnen Phasen des Streifens sind die jeweiligen Schwerpunkte, die nie schlicht das Vorangegangene wiederholen. Johnny macht nicht nur eine schleichende Charakterentwicklung durch, während er seine Gabe mit all ihren Tücken kennen und mit ihr umzugehen lernt. Er durchlebt unterschiedlichste Situationen während dieses sich stets im Wandel befindlichen Prozesses.
Die Ausgangslage hätte locker eindimensional thematisiert werden können, das zeigt die 2002 entstandene, gleichnamige Serie mit Anthony Michael Hall, die den Krimi-Aspekt jenes Kapitels hervorhebt, in welchem die Hauptfigur der Polizei bei ihren bislang erfolglosen Ermittlungen bei der Suche nach einem Serienmörder hilft. Stattdessen wird ein großes Spektrum dessen zelebriert, was es mit der Gabe des leidenden Helden zu erzählen gibt. Und jegliche Phase weiß gleichermaßen zu faszinieren, da die psychologische Raffinesse und die ureigene Dramatik eines jeden Kapitels gekonnt erkannt werden und auf Höhepunkte hinaus arbeiten, die ein wahres Seherlebnis entfachen. Ob es die Täteraufdeckung in besagter Krimi-Episode ist, oder die politische Entscheidung im Finale, jeder Bereich der Geschichte genießt eine Besonderheit. Hinzu gesellen sich Erkenntnisse über den Einfluss Johnnys auf das was er sieht und die körperlichen Nebenwirkungen, die mit der Gabe einhergehen.
Mag die Geschichte auch auf die kritischen Genesungspunkte der Ausgangslage verzichten, zu ihrem Vorteil, da das Übergehen sie vor zu starken Unglaubwürdigkeiten bewahrt, auf psychologischer, tragischer und der Spannungsebene leistet "Dead Zone - Der Attentäter" (Alternativtitel) jedoch unglaubliches. Dass er so gut funktioniert, liegt aber auch an dem sehr trockenen Grundton in den er getaucht ist, innerhalb einer ruhig und besonnen erzählten, langsam dargebotenen Geschichte. Zudem wird dem Zuschauer zugetraut eigene Beobachtungen zu machen. Nicht jedes Detail wird ihm auf dem silbernen Tablett serviert. Das überrascht gerade mit Blick darauf, dass Stephen Kings Werke in Buch- und Filmform zur Entstehungszeit gerade ein halbwegs frisch entdeckter Publikumsmagnet waren, der sich gerade auf seinem Höhepunkt befand, und die Herangehensweise Cronenbergs, wie typisch für den Ausnahme-Regisseur, nicht gerade massentauglich ausgefallen ist. Sein "The Dead Zone - Das Attentat" (Alternativtitel) weiß zu packen, zu berühren und zu verunsichern. Man durchlebt Aufs und Abs diverser Gefühlsebenen, eingebettet in einen erwachsenen Plot, der von einem empathischen Publikum die Bereitschaft erwartet auszuhalten, was ihm vorgesetzt wird - komplett befreit von Ekelszenen, reißerischer Härte und anderen Quantitäten, die des öfteren von anderen Produkten verwendet werden, um das vernachlässigte Psychologieverständnis zu überspielen, welches effektiver zum Ziel gelangt, wie "The Dead Zone" (Originaltitel) beweist. OFDb
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