24.05.2021

EVEN LAMBS HAVE TEETH (2015)

Das Vorbild der "I Spit on Your Grave"-Reihe ist unübersehbar. "Even Lambs Have Teeth" besitzt als einer der Nachfolger dieser Remakes zwei Vorzüge gegenüber dem Vergleichsfilm. Er kommt zum einem mit tiefschwarzem Humor angereichert daher, wenn auch eher im Hintergrund augenzwinkernd eingesetzt, und er ergötzt sich nicht an den Vergewaltigungen. Sie werden einem nicht voyeuristisch vorgesetzt und im Detail gezeigt, wir bekommen nur Andeutungen mit, vernehmen Geräusche aus dem Off und müssen unter unserem Kopfkino leiden. Damit fällt der von Terry Miles inszenierte Streifen nicht ganz so geschmacklos aus, wie die meisten Rape and Revenge-Movies. Dass er mit den Folgen derartiger Verbrechen zu leichtfüßig umgeht, lässt aber auch ihn diesbezüglich zur schweren Kost werden. Denn auch wenn der Streifen eher wie ein blutiger Comic-Trip gemeint ist, was er beim Rachefeldzug der Ladys mehr als deutlich macht, so weht doch gerade deshalb ein verharmlosender Wind daher, so als könne man ein derartiges Traumata mit derartigen Methoden auf die Schnelle überwinden. Dass "Even Lambs Have Teeth" diesbezüglich nicht psychologisch glaubwürdig sein will, ist nicht zu übersehen. Aber müssen die Mädels im letzten Drittel deswegen gleich grinsend ihre Taten begehen und freche Bitch-Sprüche vom Stapel lassen, und regelrecht gut gelaunt sein, wenn alles vorbei ist? Zumal man ihnen am Schluss zutraut, dass ein neues Hobby entstanden sein könnte, so viel Lust und gute Laune das Töten in ihnen entfachte.

Diesen etwas sauren Beigeschmack einmal akzeptiert funktioniert der Streifen jedoch wesentlich besser als die mir bisher bekannten Konkurrenzprodukte (einschließlich des gar nicht mal so schlechten "Ich spuck' auf dein Grab"). Während das Remake des eben genannten Klassikers aus den 70er Jahren aufgrund der ernsten Herangehensweise einen seiner Tiefpunkte gerade damit erreichte, dass er die rächenden Gewalttaten zu kreativ ausfallen ließ, gewinnt gerade dies in gewollt Comic-artiger Übertreibung hier seinen Reiz. Wer auf geschmacklose Filme steht, und nur solch einer dürfte eigentlich bei Werken dieser Art zuschlagen, der wird es auch mögen wie herrlich abartig die Rache der beiden ausfällt, in welcher Männerärsche übelste Torturen durchmachen und wahrlich gehässig selbst mit dem sensibelsten der Täter umgegangen wird. Das ist schon nicht mehr grenzwertig, weiß Freunden dieser Art Film aber zu gefallen, mit solch einer Leichtigkeit und optisch augenzwinkernden Kreativität, wie das Ganze umgesetzt ist. Als humoristischer Puffer dient zeitgleich der Polizistenonkel, der zwar stets den rechten Riecher hat, aber doch ahnungslos durchs Szenario stolpert im Glauben die Mädels bräuchten Hilfe. Zwar ahnt er recht spät auch etwas bezüglich ihrer Taten, aber wie sehr er tatsächlich daran glaubt bleibt Interpretationssache des Zuschauers. Gegen Ende hat man das Gefühl, dass er es für einen Irrtum hält, wofür dem Streifen das zu leichte Verarbeiten der Vergewaltigungen ausnahmsweise einmal zu Gute kommt. 

"Even Lambs Have Teeth" weiß aufgrund seiner geglückten Besetzung und seines unangenehmen Szenarios auch in der langen Phase vor dem Rachefeldzug zu gefallen. Dem Charme der Jungs, den die Teenager zunächst verfallen, das wahre Gesicht dahinter, die schäbige Behausung im Wald, die verschiedenen Typen, die den illegalen Dienst nutzen und ihre Methoden/Gelüste, all das ist nicht uninteressant erzählt. Was diese Phase etwas zu oberflächlich, da nur des reißerischen Aspekts wegen erzählt, erscheinen lässt, gleicht der nicht komplett kompatible Comic-Touch in der Kehrtwende der Geschichte wieder aus. "Even Lambs Have Teeth" macht kein Geheimnis daraus, dass er ein plumpes Ziel der reißerischen Schauwerte verfolgt. Mit seinen Bösartigkeiten in cooler Optik und den im Text erwähnten Pluspunkten ist er als oberflächliche Unterhaltung der primitiven Art aber brauchbar ausgefallen und damit viel eher einen Blick wert, als der oben genannte, berühmtere Streifen. Fans von diesem werden den hier besprochenen Film aus selbigen Gründen wahrscheinlich schlecht finden. Etwas besser würde mir das Ergebnis schmecken, wenn trotz der gesetzten Ziele mehr Sensibilität und Empathie, sowie psychologisches Verständnis vorhanden gewesen wäre. Aber dann wäre der Streifen freilich auch kaum mehr der Pulp, der er sein möchte.  OFDb

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen