29.08.2021

BOY MISSING (2016)

Dass es immer häufiger an guten Drehbuch-Autoren mangelt, macht sich nicht nur in den USA, dem Mainstream-Land schlechthin, bemerkbar. Auch Spanien beweist mit "Boy Missing", dass man alles andere gut im Visier hat, den mitunter wichtigsten Bereich der Filmkreation jedoch nicht. So dürfen wir hervorragend fotografierte Aufnahmen sichten, talentierte Schauspieler beobachten, wie sie gekonnt ihre Rollen ausfüllen, welche, das muss man zugestehen, vom Autor interessant charakterisiert sind. Handwerklich wirkt "Secuestro" (Originaltitel) wie großes Kino. Und ein interessanter Aufhänger, auch wenn er völlig anders ausgefallen ist als der Text des deutschen DVD-Covers vermuten lässt, ist interessanter Natur und weckt gerade mit der angeblich frühen Enttarnung des Täters Neugierde. Dies tut er jedoch hauptsächlich deswegen, weil man mit dieser frühen Auflösung inhaltlich nun etwas anderes erwartet, als die üblichen Thriller vorzuweisen haben. 

Nun kann ich nicht gerade behaupten jede Wendung des Streifens vorhergesehen zu haben, diesbezüglich weiß das Buch manches Mal zu überraschen, aber diese Wendungen führen stets zum üblichen Einheitsbrei. So bekommt der Zuschauer dennoch das Gefühl nichts neues erzählt zu bekommen. Anstatt einen raffinierten Plot um Lüge und Schein zu kreieren, spielt sich recht schnell alles zu sehr in klischeehaften kriminellen Kreisen ab. Innerhalb des eigenen Umfeldes der Anwältin hätte die Geschichte meiner Meinung nach mehr gewirkt (was die kurzen Blicke auf die Machenschaften hinter der Justiz-Kulisse beweisen), zumal ich es nicht für glaubwürdig halte wen die Hauptfigur in ihrer Vergangenheit gedatet und unwissend zum Vater gemacht hat. Dass sie mit ihrem egoistischen, selbstgerechten Verhalten nicht zur Sympathiefigur wird, ist von den Verantwortlichen des Streifens so gewollt und auch gut so, ist sie doch ein vielschichtiger Charakter, der sicherlich interessant zu verkörpern gewesen ist. Dass sie jedoch nicht wirklich als Identifikationsfigur fungiert, ist wiederum dem Drehbuch geschult, dass uns viel zu nah an die Ermittlungen der Polizei heranführt, als dass man mit der eigentlichen Hauptfigur mitfiebern könnte. Zumindest beweist der Autor, der nicht immer so durchdacht vorgeht wie es zunächst den Eindruck macht, ein Verständnis für seine Hauptfigur und für das Ziel der Handlung, so dass der Streifen zumindest in seiner Pointe sehr gelungen ist.  OFDb

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