25.06.2022

THE BATMAN (2022)

Die Taktik des Riddlers und seine Manipulation Batmans, die den dunklen Rächer als Werkzeug umfunktioniert, hat mir gut gefallen, zumal dieser Aspekt recht intelligent eingefädelt ist. Der Rest erwies sich jedoch als weit weniger geistreich, als "The Batman" sein möchte und gefiel mir abgesehen davon auch auf trivialer Ebene nicht wirklich. Das beginnt bereits mit der Optik. Zwar weiß vieles was wir an Orten und CGI sichten zu gefallen, getränkt in einem innerhalb des "Batman"-Universums recht eigenständigen Look (der mich jedoch ein wenig an "The Crow 2" erinnerte), aber die Kostüme, die Fahrzeuge und die wie leblose Fremdkörper durchs Szenario stampfenden wichtigsten Haupt- und Nebenfiguren schauen sich doch zu steril und machen zusammen mit einem Drehbuch, das Gefühle und das Mysterium Gothams imitiert, anstatt es empathisch nachvollziehen zu können, "The Batman" zu einem Produkt, anstatt zu einem greifbaren Erlebnis in das man hinein tauchen kann. 

Mal ganz davon abgesehen, dass das Kinn des Batman-Darstellers nicht markant genug ausgefallen ist, um in Robert Pattinson eine brauchbare Besetzung zu erkennen, wirkt der Maskierte stets wie ein Spargeltarzan und unter Menschen zudem wie ein Statist im eigenen Film und wie ein lächerlicher noch dazu, wenn der innere Drang Waynes ein maskierter Rächer zu sein emotional nur wie aufgesagt wirkt, anstatt sich spürbar auf den Zuschauer zu übertragen. Dementsprechend wohnt man wem im Kostüm mit Komplexen bei und darf sich wundern warum das von so vielen Menschen, gerade auch im Polizeidienst, als völlig normal wahrgenommen wird, ein Aspekt der für mich in anderen Batman-Filmen nie in dieser störenden Extreme aufgekommen ist, zumal der Fledermausmann charakterlich mit seinem inneren Kampf und dem ungewöhnlichen Weg den er wählt, mein liebster Superheld ist. Doch all das weiß diesmal nicht zu überzeugen. 

Über die Neuinterpretation von Wayne selbst, der irgendwo zwischen Junkie und Emo zu liegen scheint, werden sich die Geister scheiden, hat mich persönlich jedoch nicht gestört. Ärgerlich fand ich hingegen die Neuinterpretationen der anderen seit je her wiederkehrenden Außenseiter. Catwoman wirkt zu gekünstelt, um glaubwürdig die zerbrechliche Seite ihres harten Ichs zu offenbaren, der Pinguin verkommt zum Bauerndepp der Verbrecherwelt ohne Würde und ohne eine spürbare Gefahr auszustrahlen, und das Kostüm des Riddlers ist eine Frechheit, wohingegen ich ihn in seiner menschlichen Gestalt gut besetzt und vom Drehbuch interessant charakterisiert fand. Allerdings hätte ich es trotz dieser positiven Eigenschaften besser gefunden einen neuen Gegner zu kreieren, anstatt dieser Gestalt zwanghaft die Identität eines der Stammgegners Batmans zu geben, völlig ignorierend dass dies nicht passt. 

Die Geschichte selbst mag mit ihrem Rückschritt zu mehr Krimihandlung interessant klingen, ist dies bei zu viel Laufzeit jedoch nicht geworden, obwohl das Aufdecken der korrupten Hintergründe, inklusive privater Erkenntnisse Waynes, nicht ohne Reiz sind. In der Blauäugigkeit die Taten des Vaters zu rechtfertigen (ausgerechnet vorgetragen vom in anderen Werken sonst meist würdevoll und geistreich interpretiertem Alfred), zeigt sich jedoch deutlich die Naivität, die sich mal mehr, mal weniger versteckt im kompletten Film wiederfindet und aus "The Batman" einfach nicht das reife Erwachsenenwerk werden lässt, das er so gerne sein möchte. Zu viele Fehler treten auf, als dass man das Werk ernst nehmen könnte, egal ob im besagten mentalen Bereich, der imitiert anstatt begriffen wird, im intellektuellem, oder in jenem der Glaubwürdigkeit. Sicherlich darf ein Fantasyfilm diverse physikalische Gesetze außer Kraft setzen oder ignorieren, aber das muss er in gewohnten, von der Kinowelt längst akzeptierten Bereichen tun, anstatt sich neue ungünstige Nischen zu suchen, so z.B. in jener, in welcher das kleine Fahrzeug des Pinguins mal eben per Abbremsen einen hinten anstoßenden LKW weg katapultiert, während dem ihm unterliegenden, verursachenden Auto nichts geschieht. 

Hier bedient man zu sehr das geistlose Massenpublikum, das ohnehin mit solch unrelektierten Ideen, wie der Überflutung Gothams (wie viele Einwohner dürfte es für eine Fortsetzung danach noch geben?) zum Zielpublikum wird, so geistfrei und zudem noch emotional verkrampft das Endergebnis ausgefallen ist. Das Batman-Universum lebte stets von Neuinterpretationen von Figuren, Hintergründen und optischen, wie erzählerischen Stilen, das darf man dem hier besprochenen Beitrag nicht vorwerfen. Bei "The Batman" hatte ich jedoch stets das Gefühl, dass die Neuinterpretationen einzig zum Selbstzweck eingeführt wurden, ohne damit eine über allem schwebende Vision zu realisieren. Kurzum ist mir "The Batman" insgesamt zu bemüht, infantil und unkreativ ausgefallen, um mit ihm sympathisieren zu können. Wenn man sich endlich einmal in diese unangenehme Welt hinein gefühlt hat, weiß der Streifen nach einer drögen ersten Stunde jedoch schließlich besser zu unterhalten, als es zunächst scheint. Aber was nutzt es mir, wenn mir die Sympathie als Zugang zu all den Kompromissen fehlt, die man innerlich als jemand schließen muss, der mit dem Gezeigten wenig anzufangen weiß?! "The Batman" ist das erste mir bekannte Werk von Regisseur Matt Reeves, das mir nicht gefallen hat. Von dem guten Mann bin ich sonst qualitativen Mainstream gewohnt.  OFDb

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