Gefangen im goldenen Käfig, stets nur bemüht andere glücklich zu machen, während man für sein Umfeld eigentlich unsichtbar ist, steuert sie in eine psychische Katastrophe hinein. Das unsensible, angeheiratete Umfeld gießt mit jeder egoistischen Bemühung der Schadensbehebung stets Öl ins Feuer. Verrat aus vertrauten Ecken, Missdeutungen von Gesten, aber auch Hilfe von unerwarteter Seite warten als Überraschungen auf den Zuschauer. Dass ein solcher Film auch optimistische Momente bereit hält, weiß zu gefallen, zumal "Swallow" damit in keine Blauäugigkeit oder Naivität abdriftet. Die Dosis diesbezüglich ist ohnehin gering, aber sie ist da. Und dass eine derartige Thematik keinen tatsächlichen, endgültigen Schlussstrich bereit hält, der dem Zuschauer von Wohlfühlkino wichtig wäre, dürfte klar sein.
Ein solches Publikum gehört ohnehin nicht zum Klientel dieses ungeschönten Problemfilms. Ein komplett offenes Ende, wie es dies auch häufig in europäischen Dramen zu sichten gibt, erlebt man in "Swallow" jedoch ebenso wenig. Man muss relativ frei von Vorurteilen und Moral sein, um das erlangte Stück Freiheit am Schluss des Streifens als solches zu akzeptieren, vielleicht sogar als leichtes Happy End anzuerkennen. Schafft man es Empathie zur Hauptfigur aufzubauen, dürfte man den Schluss jedoch nicht missverstehen, auch wenn er den eigenen Werten mancher Zuschauer sicherlich widersprechen mag. "Swallow" lebt jene Toleranz und jenen offen ausgesprochenen Umgang, den unsere und die US-Gesellschaft oftmals nur vorheucheln zu leben. Besonders beeindruckt war ich über diese erwachsene Haltung in einer näher beleuchteten Vergewaltigungsthematik gegen Ende, in welcher ein Täter offen zu Wort kommen darf.
"Swallow" ist wahrlich ein Film für ein mündiges Publikum, für Leute die sich einer Thematik konzentriert und aufmerksam annehmen, bevor sie sich anmaßen zu urteilen, für Menschen die in Graustufen denken, die sich unangenehmer Themen nicht verwehren und für die Kino nicht nur Träumerei und Ablenkung bedeutet. Dass ich ausgerechnet mal in einem solchen Film auf "Sledge Hammer" David Rasche stoßen würde, hätte ich nie vermutet. Das zeigt aber auch ziemlich deutlich wie sehr auch ich Vorurteile lebe. OFDb
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